Verstand und Gefühl

Autoren
Übersetzer
Helga Schulz
Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)

Zusammenfassung zu “Verstand und Gefühl”

Jane Austens Roman handelt von den beiden Schwestern Elinor und Marianne Dashwood, die sich charakterlich sehr unterscheiden. Die ruhigere und eher rationale Elinor ist ein purer Gegensatz zur lebendigen und temperamentvollen Marianne. Die jüngere Schwester Margret gehört ebenfalls zur Familie, die in Norland Park lebt. Das große Anwesen in der Grafschaft Sussex hatte der Vater, Henry Dashwood, einst von seinem Onkel geerbt. Mr. Dashwood ist in zweiter Ehe verheiratet – aus erster Ehe stammt sein Sohn John. Nach dem Tod des Vaters haben die drei Schwestern und ihre Mutter keinen Anspruch mehr auf Norland Park und entschließen sich, nach Devonshire in ein kleines Cottage zu ziehen, das einem Verwandten gehört. Die unterschiedlichen persönlichen Eigenschaften der beiden älteren Schwestern offenbaren sich auch in ihren ersten Liebesbeziehungen. Elinor fühlt sich zu ihrem Schwager Edward hingezogen. Doch wird eine mögliche Beziehung von Edwards Familie verhindert, da diese mit ihm andere, höherstrebende Pläne hat. Marianne kann nicht nachvollziehen, dass ihre Schwester Edward so schnell aufgibt. Sie verliebt sich am neuen Wohnort in den charmanten Mr. Willoughby. Ihre Liebe wird scheinbar erwidert, und so ignoriert sie völlig den schüchternen Oberst Brandon, der in sie verliebt ist. Die beiden jungen Frauen erleben in London einige aufwühlende Begegnungen und Verwicklungen. Am Ende erfüllen sich für beide Schwestern Lebensträume, doch gestalten sich diese ganz anders, als sie es sich anfangs gewünscht hätten.

Wichtige Charaktere

  • Elinor Dashwood
  • Marianne, ihre Schwester
  • Edward, Elinors Schwager
  • Mr.Willoughby

Interpretation

Die Handlung des Romans ist im 18. Jahrhundert angesiedelt und spielt sich im ländlichen Sussex ab. Veröffentlicht wurde das Buch im Jahr 1811, obwohl Jane Austen viele Jahre zuvor mit dem Schreiben begonnen hatte. Als Leitmotiv des Romans kann die Liebe benannt werden: Beide Schwestern leben ihre Vorstellungen davon zwar völlig unterschiedlich, sind aber auch Kinder ihrer Zeit und lassen sich von Etikette und damaligen Moralvorstellungen leiten. Sie leiden unter gesellschaftlichen Zwängen – so steht die Liebe zwischen Edward und Elinor von Anfang an unter einem ungünstigen Stern. Jane Austen ragte zu Lebzeiten als Schriftstellerin heraus: Sie beherrschte einen virtuosen, außergewöhnlichen Sprachstil und erhob sich weit über das Schreiben bloßer Liebesromane. Sie wurde zum Vorbild anderer Schriftsteller, wie beispielsweise Anne Brontë. Austens Romane können literarisch dem Realismus, auch poetischer Realismus genannt, zugeordnet werden – im deutschsprachigen Raum ist Theodor Fontane einer der Vertreter dieses literarischen Genres. In „Verstand und Gefühl“ kommen Merkmale des Realismus im Konflikt zwischen persönlichen Interessen und gesellschaftlichen Normen immer wieder deutlich zum Ausdruck. Das Individuum an sich steht dabei im Mittelpunkt.

Zitate

„Mariannes Fähigkeiten glichen denen Elinors in vieler Hinsicht. Sie war vernünftig und klug, doch in allen Dingen ungestüm; in ihrem Kummer und ihrer Freude konnte es keine Mäßigung geben. Sie war großmütig, liebenswürdig und anziehend, doch war sie alles andere als umsichtig. Die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter war auffallend groß.“

„Dieses Argument war übermächtig. Es gab ihm die Entschlußkraft, an der es ihm zuvor gemangelt hatte; und er entschied am Ende, daß es absolut unnötig, wenn nicht gar höchst unschicklich wäre, mehr für die Witwe und die Kinder seines Vaters zu tun als solche nachbarlichen Hilfeleistungen, wie seine Gattin sie genannt hatte.“

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Persönliche Bewertung

Die bewegenden Ereignisse im Leben zweier Schwestern - gute Unterhaltung und spannende Lesestunden garantiert.

5 von 5

Wer Jane Austens Romane kennt, beispielsweise „Stolz und Vorurteil“, der wird vom vorliegenden Buch genauso wie von ihren anderen Werken mitgerissen. Mit ihrem ganz persönlichen Schreibstil geht sie in ihren Darstellungen nie so ins Detail, dass beim Lesen früher oder später Langeweile aufkäme. Auch ist ihr Stil niemals banal, vielmehr versteht sie es, tiefgehend die Gefühlszustände ihrer Figuren zu schildern. Es gelingt den Lesern stets schnell, in das Geschehen einzutauchen und sich Orte, Landschaften und Ereignisse zu vergegenwärtigen. Die Dialoge in diesem Roman lesen sich sehr anregend, denn Jane Austen hat sie äußerst geistvoll und unterhaltsam gestaltet. Ein anschauliches Beispiel dafür kommt in dem Gespräch zwischen John Dashwood und dessen Frau Fanny zum Ausdruck, als diese darüber beraten, was den beiden Schwestern aus dem Familienbesitz zustehen soll.

Der Roman liest sich wunderbar, die Lebenswege der Schwestern, die durch Verstrickungen und Wirrungen gehen müssen, sind spannend geschrieben. Beide Schwestern durchlaufen verschiedene Entwicklungen ihrer Charakter, die am Anfang des Romans doch so vorgezeichnet scheinen. Auch gelingt es der Autorin auf beeindruckende Weise, dass durch Elinors und Mariannes so gegensätzliche Eigenschaften eine interessante Entwicklung des Romans entsteht. Ein weiterer, positiver Aspekt dieses Werkes ist, dass es auch nach über 200 Jahren Entstehungszeit ein äußerst lesenswertes Buch ist, das sich nicht nur um das Thema Liebe dreht. Im Laufe der Handlung finden die Leser immer wieder etwas Unerwartetes und Überraschendes.

Fazit

Jane Austens Roman eignet sich bestens für gute Unterhaltung und spannende Lesestunden. Gedanken und Gefühle der Figuren sind so beschrieben, dass die Leser sich in manchen Situationen wiederfinden und darüber hinaus stets neugierig auf den Fortgang der Ereignisse bleiben.

Originaltitel
Sense and Sensibility
ISBN10
342314159X
ISBN13
9783423141598
Dt. Erstveröffentlichung
2012 (1811)
Taschenbuchhausgabe:
424 Seiten