Northanger Abbey

Autoren
Übersetzer
Andrea Ott
Verlag
Manesse Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Northanger Abbey”

Catherine Morland, die Protagonistin in Jane Austens vorliegendem Roman, ist die Tochter eines Geistlichen. Außer Catherine leben in der Pfarrersfamilie noch acht weitere Geschwister. Sie ist mit einem tugendhaften Charakter ausgestattet, rein äußerlich jedoch alles andere als eine damenhafte, elegante Erscheinung. Ihre Herkunft ermöglicht ihr in der viktorianischen Epoche keine guten Heiratsaussichten, außerdem vergräbt sich Catherine am liebsten in Büchern. Dadurch ist sie der Realität kaum gewachsen – sie ist eher etwas naiv.

Als sie sich in Henry Tilney verliebt, einen gebildeten und tugendhaften Mann, lernt sie mehr und mehr, auf ihre Gefühle zu achten. Sie lernt Tilney in Bath kennen, dem Ort, zu dem sie das Ehepaar Allen begleiten darf. Dort trifft sie auch auf die junge Isabella, mit der sie sich anfreundet und mit der sie täglich zusammenkommt. Henry Tilneys Schwester Eleanor lädt Catherine in das Kloster Northanger Abbey ein – an diesem Ort lebt Catherines beflügelte Phantasie auf, und sie ist der festen Überzeugung, dass sich ein düsteres Familiengeheimnis hinter dem alten Gemäuer verbirgt.

Daran ist Henry nicht ganz unschuldig, denn er ist es, der Catherine zahlreiche mysteriöse Geschichten erzählt, so dass sich Parallelen zu einem Buch mit dem Titel „Myteries of Udolpho“ förmlich aufdrängen. Catherine glaubt, dass in Northanger Abbey ein Gewaltverbrechen geschehen sei. Neben ihrer Spurensuche bahnen sich Beziehungen an und Heiratsanträge werden angenommen oder ausgeschlagen…

Wichtige Charaktere

  • Catherine Morland
  • ihr Vater, ein Pfarrer
  • Henry Tilney
  • Isabella, Catherines Freundin
  • Mr. und Mrs.Allen

Interpretation

Die charmante Antiheldin Catherine, die fern ist von eleganter Schönheit, teuren Kleidern und einem hohen, gesellschaftlichen Ansehen, zieht das Interesse der Leser schnell auf sich. Sie mag zwar äußerlich unscheinbar, und, wegen ihrer familiären Herkunft, keine gute Partie sein, doch sie verfügt über eine lebendige Phantasie und sucht immer wieder nach Abwechslung in ihrem gleichförmigen Dasein. Jane Austen brach anhand dieses Romans mutig mit den Konventionen der damaligen Zeit, was die Figuren und Handlung für heutige Leser interessant macht. Wenn sie mit den Klischees der gehobenen Gesellschaft auf amüsante Weise abrechnet, werden die Leser davon bestens unterhalten.

Nicht ohne Grund wurde das Buch erst Jahre später veröffentlicht, da sich der Verleger offenbar scheute, Austens oft undamenhafte und freche Ausdrucksweise, die sie ihren Figuren in den Mund legte, zu drucken. Ironisch und mit viel spritzigem Humor schilderte Austen Catherines Versuche, Mysterien in Northanger Abbey aufzudecken – die Leser können sich über die dadurch entstehenden Ereignisse amüsieren, wenn diese für Catherine auch weniger erfreulich sind. Jane Austens feine Gesellschaftskritik ist auch im vorliegenden Roman wieder mit vielen, geistreichen und spritzig-humorvollen Szenen untermalt.

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Persönliche Bewertung

Ein hintergründiger, amüsanter Gesellschaftsroman

5 von 5

Jane Austen-Leser kommen mit dem Roman „Northanger Abbey“ wieder in den vollen Lesegenuss. Die Autorin erdachte interessante Figuren, spannende, sich anbahnende Beziehungsgeflechte und einen mysteriösen Ort – die historische Abtei „Northanger Abbey“. Austen schuf eine herrlich amüsante, unterhaltsame Parodie auf die zur damaligen Zeit modernen Schauer- und Gruselromane. Dennoch übertreibt Austen ihre satirischen Anmerkungen nicht – sie blieb sich auch darin treu.

Die Antiheldin Catherine erweckt früh die Sympathien der Leser, ebenso der charmante Gentleman Henry Tilney. Die Kunst der Autorin, detaillierte Beschreibungen darzubieten, bereichert die Handlung und schafft Zusammenhänge. Besonders reizvoll sind jene Textstellen, in denen die Autorin ihre Leser direkt anspricht, ebenso ihre exzellente Beobachtungsgabe. So gelang es Austen immer wieder, die aufgewühlte Gefühlswelt ihrer Figuren sich in äußeren Tätigkeiten widerspiegeln zu lassen. Dabei ist es gerade oft die Körpersprache, die mehr über die Gedanken verrät, als die Autorin ihre Romanfiguren aussprechen lässt.

Sarkastisch war Jane Austen oft – doch nie verletzend und immer mit einer gehörigen Einfühlungsgabe. Der Roman lebt von zahlreichen, spannenden Augenblicken, da seine Figuren oft hin-und hergerissen werden zwischen Illusion und Hoffnung, Täuschungen und Entmutigung. Auch die zeitgenössischen, typischen Klischees, die damals sowohl für Frauen, als auch für Männer üblich waren, wusste Austen auf unverwechselbare Art hintergründig in Frage zu stellen. Alles in allem ist dieser Roman, der sich von Jane Austens anderen Werken in vielem unterscheidet, äußerst unterhaltend für gemütliche Lesestunden.

Fazit

Verwicklungen, Spannung und beste Unterhaltung zeichnen auch diesen Roman von Jane Austen aus.

Originaltitel
Northanger Abbey
ISBN10
371752092X
ISBN13
9783717520924
Dt. Erstveröffentlichung
2008 (1817)
Gebundene Ausgabe
448 Seiten