Teddybären unter sich

Autoren
Illustrator
Robert Ingpen
Übersetzer
Ulrieke Ruwisch
Verlag
Bohem

Zusammenfassung zu “Teddybären unter sich”

Als es eines Tages auf dem Dachboden raschelt und ein leises Tapsen zu vernehmen ist, denkt der alte Teddybär Brummel erst an Mäuse. Doch dann sieht er einen anderen Teddybären, der sich zu ihm setzt. Es ist Teddy, ein vergessener Bär. Teddy und Brummel kommen miteinander ins Gespräch und Brummel behauptet, sie seien miteinander verwandt. Das will Teddy nicht sofort glauben und stellt Brummel einige Fragen. So berichtet Brummel aus seinem früheren Leben, vom Hund Charly Wuff oder seinem bandagierten Handgelenk und vollführt einen Kopfstand, um Teddy sein Brummen vorzuführen – denn Teddys Brummen ist verstummt. Am Ende des Gesprächs versteht Brummel, weshalb die beiden Bären wirklich miteinander verwandt sind und traut sich, Teddy nach seinem Schicksal zu fragen…

Wichtige Charaktere

  • Brummel
  • Teddy

Zitate

‚Oh bitte erzähl!‘ bat Teddy und schaute Brummel gespannt an. Brummel runzelte seine Teddybärenstirn und dachte angestrengt nach. ‚Als ich jung war‘, begann er, ‚da wurde ich für vielerlei gebraucht – zum Spielen, zum Einschlafen, zum Schmusen … Ich war so wichtig, wie ein Teddybär nur sein kann!‘ Er machte eine Pause und fuhr dann fort: ‚Später wurde ich dann weggelegt und wieder hervorgeholt und weggelegt und hervorgeholt und weg – …‘
‚Wohin?‘ unterbrach ihn Teddy.
‚In eine Schachtel.‘
‚In was für eine Schachtel? In eine ‚Teddybären-Schachtel?“
Teddy wollte genau wissen, wie es Brummel ergangen war.
‚Ich weiß es nicht‘, sagte Brummel unsicher. ‚In eine Schachtel eben.'“

„‚Ich bin voller Stroh‘, verkündete Teddy geradewegs. Brummel schwieg.
Gut, warscheinlich war auch er voller Stroh – wenn sie wirklich miteinander verwandt wären. Aber waren nicht auch Vogelscheuchen mit Stroh gefüllt? Sollte er etwa mit einer Vogelscheuche verwandt sein!?
Oh, der Gedanke gefiel Brummel ganz und gar nicht, er ärgerte sich furchtbar darüber. Mitten in Brummels Gedanken hinein sagte Teddy: ‚Hunde.‘.
‚Was ist mit Hunden?‘ fragte Brummel erschrocken.“

Alle Teddybärenbücher von Robert Ingpen

Teddybären unter sich
Teddybär in Not
A Bear Tale
The Rare Bear

Persönliche Bewertung

Meisterhaft illustrierte Teddybären in Geschichte mit Situationskomik und Tiefgang

5 von 5

Die erste Geschichte um den Bären Brummel wurde bereits 1986 im Original veröffentlicht. Bis zum Jahr 2004 sind drei weitere Teddybärengeschichten hinzugekommen, wovon bisher erst zwei ins Deutsche übersetzt wurden. Dem Bohem Verlag sei Dank ist immerhin die erste Brummel-Geschichte seit 2011 wieder lieferbar, die beiden Ausgaben aus dem Coppenrath Verlag sind längst nur noch gebraucht erhältlich. Robert Ingpen stellt anhand der beiden Teddys auf beeindruckende Weise die Meisterhaftigkeit seiner Illustratioen zur Schau. Beim Betrachten der Bilder muss man sich immer wieder daran erinnern, dass dies keine nostalgischen Fotografien, sondern echte Gemälde sind. Ihre Ruhe bietet einen angenehmen Gegenpol zur Schnelllebigkeit dieser Tage, sie bringen eine fast vergessene Zeit zum Vorschein.

Das Buch ist in Text und Illustrationen aufgeteilt, wobei der Text immer auf der linken Seite einer Doppelseite steht, während die Teddybären die rechte Seite in Anspruch nehmen und manchmal noch etwas von der linken. Bis auf wenige Ausnahmen wie ein Buch, ein Pappkarton und etwas Stroh, verzichtet Ingpen vollkommen auf Accessoires und er tut gut daran. Denn der beige Hintergrund stellt die Bären perfekt frei und lässt sie sehr plastisch wirken. Das Fell ist derart realistisch wiedergegeben, dass man versucht ist, die Bilder zu streicheln. Die Teddybären sind in solcher Perfektion gezeichnet, dass sie ihresgleichen suchen. Vor allem aber hat es Ingpen geschafft, den Gezeichneten Leben einzuhauchen, das den Betrachter berührt.

Manch einer wird bei der Lektüre dieses Buches unweigerlich an seinen eigenen Teddy denken und spätestens nach dem Ende des Buchs auf die Suche nach ihm gehen. Der Text ist, hat man Sinn für ihn, bis zum Schluss spannend und von der Situationskomik der beiden Bären durchzogen, die sich erst fremd sind, dann immer näher kommen. Nicht alles mag und muss ein Kind verstehen. Vielleicht findet es ohne erwachsenen Vorleser keinen Zugang zu den Bildern, und die Geschichte ist ihm in heutigen Zeiten nicht bunt, nicht spannend genug. Mit einem guten Vorleser und einem Teddy im Arm dürfte sich daran aber etwas ändern lassen, denn es wäre wirklich schade, würde diese brilliant gezeichnete und inhaltlich niveauvolle Geschichte ungesehen an Kinderaugen vorbeigehen.

Robert Ingpen schafft es unnachahmlich, in die Köpfe dieser beiden vergessenen Bären zu schauen und den Leser daran teilhaben zu lassen. Teddy führt schon keinen eigenen Namen mehr, ist eifersüchtig auf Brummels Brummen und will alles ganz genau wissen, was Brummel so behauptet und andeutet. Dieser Brummel, ein ebenso liebenswerter Kerl wie Teddy, berichtet zwar von seinem Umzug in den Karton, will vom Vergessensein aber doch nichts wissen und fürchtet sich vor dieser Erkenntnis. Bis zuletzt versucht er, sich von Teddy zu unterscheiden, sieht in seinem Verband die Echtheit seiner Existenz bestätigt, auch wenn er nicht genau weiß, was diese „Echtheit“ eigentlich ist. Am Ende erkennt er, dass er sich trauen muss, Teddy nach seiner Geschichte zu fragen statt weiterhin die Augen vor der Wahrheit zu verschließen.

Fazit

Stundenlang könnte man als Erwachsener alleine in der Betrachtung der Illustrationen verharren und sich von seiner Phantasie und seinen Erinnerungen forttragen lassen. Der Text tut sein übriges. Er ist komisch, wehmütig und tiefsinnig zugleich und berührt das Herz des Lesers. Junge Leser benötigen für den Zugang zu diesem Werk und dessen Verständnis vermutlich einen liebevollen Vorleser oder einen alten Teddybären…

Originaltitel
The idle bear
ISBN10
3855815151
ISBN13
9783855815159
Dt. Erstveröffentlichung
2011 (1988)
Gebundene Ausgabe
48 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 5 Jahren