Don Quijote von der Mancha
Teil I und II
Zusammenfassung zu “Don Quijote von der Mancha”
Der Titelheld Don Quijote von Miguel de Cervantes ist voller Phantasie und Lesebegeisterung. Zur Entstehungszeit des Romans, im 17.Jahrhundert, waren Ritter die Helden schlechthin, und Ritterromane in der Bevölkerung besonders beliebt. Cervantes schuf mit seinem Buch ein erfrischendes Gegenstück zu den oft maßlos übertreibenden, schwelgerischen Rittergeschichten seiner Zeit: Sein verträumter Antiheld Don Quijote, der eigentlich Alonso Quijano heißt, möchte sein bisheriges Leben hinter sich lassen und wie ein echter Ritter losziehen, um spannende Abenteuer zu erleben. Zwei Bewohner seines Heimatortes in Kastilien La-Mancha, der Barbier und der Pfarrer, halten ihn indessen für geisteskrank und mischen sich immer wieder ein, um ihm seine Flausen auszutreiben. Als Don Quijote von seinem ersten Auszug als Ritter zurückkehrt, hat er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert – mit einer selbstgebauten Ritterausrüstung aus Pappe, einer rostigen Rüstung und dem betagten, dürren Pferd Rosinante trifft er zumeist auf Ablehnung und wird in Prügeleien verwickelt. Seinen zweiten Auszug beginnt er mit dem Bauern Sancho Panza, der sowohl äußerlich, als auch in seiner Denkweise das komplette Gegenteil von Don Quijote ist: Während dieser in jeder einfachen Schenke ein prächtiges Kastell und in Dirnen edle Burgfräulein sieht, versucht der pragmatische Bauer Panza beständig, Don Quijote von seinen imaginären Ritterphantasien abzubringen. Don Quijote verspricht dem Bauern, am Ende der Reise eine eigene Insel regieren zu dürfen. Cervantes vollendete die Fortsetzung des Romans zehn Jahre nach Erscheinung des ersten Teils. Die beiden erleben diesen zweiten Auszug unbehelligt – in Saragossa wird Panza tatsächlich Statthalter einer Insel, auch wenn er mit dem Regieren schon bald restlos überfordert ist.
Wichtige Charaktere
- Don Quijote, eigentlich Alonso Quijano
- Sancho Panza
- Ein Dorfpfarrer und ein Barbier
- Dulcinea, imaginäre Traumfrau Don Quijotes
- Herzogin und Herzog
Interpretation
Ein zentraler Kern, der diesen Roman so interessant macht, ist die ideenreiche Phantasie der Hauptfigur Don Quijote. Ihm gelingt es, auch dem Einfachsten und Unscheinbarsten den Stempel des Abenteuers und Rittertums aufzusetzen – wer kennt nicht seinen Kampf gegen die Windmühlen, die in seinen Augen Riesen sind oder Dulcineas Wandlung vom einfachen Bauernmädchen in eine edle Dame. Cervantes schuf damit eine Parodie auf zeitgenössische Ritterromane und deren bilderreiche, hochtrabende Sprache. Doch am Ende des Romans setzt er sich auch kritisch mit der überspannten Phantasie seines Romanhelden auseinander. Cervantes‘ Werk weist mehrere Handlungsstränge auf und vermischt Motive aus Ritter- und Schäferromanen, wie sie zu seiner Zeit üblich waren. Auch schaffte er fließende Übergänge zwischen Realität und Fiktion, beispielsweise, indem er einen imaginären Autor erfand, auf dessen Vorlagen er sich stütze. Cervantes hält dem Leser bei aller Fiktion auch deutlich vor Augen, wie das Streben nach Macht und Ansehen den Menschen verändern kann: Der Bauer Panza taugt nicht als Statthalter, da ihm das nötige Geschick fehlt, um Konflikte zu lösen. Bewaffneten Auseinandersetzungen steht er ängstlich und ratlos gegenüber – Gutachten zu erstellen und Gerichtsurteile zu fällen, überfordert ihn restlos. Cervantes zeigt in seinem Roman auf eindrucksvolle Weise die verschiedenen, einander ergänzenden Charaktere und überwindet die Diskrepanz durch seine einfühlsame, menschenliebende Sichtweise.
Zitate
„‚Auf welchem Holzweg kann ich sein, du feige Krämerseele?‘ sagte Don Quijote. ‚Siehst du nicht den Ritter dort,
der uns auf einem Apfelschimmel entgegenkommt und einen Goldhelm auf dem Kopf trägt?‘
‚Was ich von hier aus sehe und erspähe‘, entgegnete Sancho, ‚ist nichts weiter als ein Mann auf einem graubraunen
Esel, ganz wie der meine, und auf dem Kopf trägt er etwas Glänzendes.'“
„Mit Helm, Ross und Ritter, die Don Quijote sah, hatte es aber Folgendes auf sich. In der Gegend gab es zwei Ortschaften, eine davon so klein, dass sie weder Apotheke noch Barbier besaß, während der Nachbarort beides hatte, und so versah der Barbier des größeren seinen Dienst auch im kleineren, wo gerade ein Kranker zur Ader gelassen und jemand rasiert werden musste, weshalb der Barbier auf dem Weg dorthin war und sein Scherbecken aus Messing bei sich trug. Der Zufall wollte es, dass es unterwegs zu regnen begann, und damit sein vermutlich neuer Hut nicht fleckig würde, stülpte er sich das Becken über, das so blank geputzt war, dass es eine halbe Meile im Umkreis erglänzte.“
Persönliche Bewertung
Don Quijotes Phantasie beflügelt die Vorstellungskraft der Leser dieses Romans.
Cervantes‘ Roman hat viele Künstler inspiriert – die bilderreiche Sprache, die unerschöpfliche Phantasie seiner Hauptperson Don Quijote und nicht zuletzt die Sympathie, die vom Antihelden auf den Leser überspringt. Cervantes‘ Klassiker hat bis heute nichts von seinem Charme verloren – die aberwitzigen Abenteuer des Träumers und Idealisten Don Quijote und seinem Begleiter, dem gutmütigen und schlauen Bauern Sancho Panza. Letzterer ist es auch, der im Roman für viele Momente der Komik sorgt. Seine oftmals klugen Sprüche und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn bewahren Don Quijote manches Mal vor Verwicklungen. Die Raffinesse des Autors, dieses Verhältnis im zweiten Teil des Romans allmählich umzukehren, indem nun Sancho Panza sich zunehmend in unrealistische Träumereien verstrickt, aus denen ihn Don Quijote herausholt, gibt dem Buch eine überraschende Wendung. Mit den vielen humorvollen Begebenheiten ist Cervantes‘ Roman beste Unterhaltungsliteratur gelungen – es finden sich aber auch viele feine, versteckte Details zwischen den Zeilen, die auf Cervantes‘ feine Beobachtungsgabe schließen lassen. Lesenswert ist das Buch vor allem wegen der lebendigen Schilderungen des Autors, die den Leser mitreißen. Die Nebenhandlungen, die stets einen Bezug zum Titelhelden haben, bringen zusätzliche Abwechslung in das Geschehen. Wenn es mitunter auch recht derb zugeht und Betrügereien, Streiche und Prügel schonungslos geschildert werden, ist das Buch für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen unterhaltsam.
Fazit
Cervantes hat mit seinem Roman ein zeitloses Buch geschaffen. Der phantasiebegabte Landjunker Don Quijote macht auf seinen Ausritten Erfahrungen, die fern von edlem Rittertum und Heldengeschichten sind, und sorgt damit für beste Unterhaltung der Leser.
- Originaltitel
- El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha
- ISBN10
- 3423590106
- ISBN13
- 9783423590105
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2011
- Taschenbuchausgabe
- 1488 Seiten