Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Autoren
Illustrator
Kristina Andres
Verlag
Arena Verlag

Zusammenfassung zu “Piper und das Rätsel der letzten Uhr”

Die elfjährige Piper soll ihre Sommerferien bei ihrem Onkel George im kleinen Ort Buckbridge-in-the-Moor verbringen. Ein langweiliger Ort mit seltsamen Bewohnern, unter denen sich Neuigkeiten in Windeseile verbreiten. Piper macht schnell Bekanntschaft mit Miss Naughton und dem Bibliothekar Mr Aysgarth. In der Bibliothek leiht sie sich zwei Bücher aus, denn sonst gibt es kaum eine Beschäftigung in Buckbridge. Der perfekte Leseplatz ist in Pipers Dachkammer auch schnell hergerichtet: ein alter Schrankkoffer und eine Leselampe. Als Piper einschläft und der Kofferdeckel zufällt, stellt sich heraus, dass der Koffer ein Geheimnis birgt: Piper findet sich mitsamt Koffer plötzlich auf einer Lichtung wieder und unterhält sich mit einem höflichen bekleideten Otter namens Mr Travis. Sie ist im Septemberland! Ihr erster Ausflug in das geheimnisvolle Land dauert nur so lange, bis Piper den Schrankdeckel wieder schließt und damit zurück in Onkel Georges Haus gelangt. Von ihrem Onkel erfährt sie, dass früher eine Familie in seinem Cottage wohnte. Nachdem eines Tages der Junge spurlos verschwunden war, zog die Familie aus, und nun wohnt Pipers Onkel seit vielen Jahren im Haus.

Bei ihrem zweiten unfreiwilligen Besuch im Septemberland macht Piper Bekanntschaft mit einem Eichhörnchen mit Latzhose, das sich als Mister Reddingshurst vorstellt. Außerdem erfährt sie, dass es im Wald einen Fuchs gibt, von dem das Eichhörnchen keine gute Meinung hat. Während Piper dem Eichhörnchen und dem dazu gestoßenen Otter dabei hilft, Honig als Geburtstagsgeschenk für den Dachs, Mr Olivier, zu beschaffen (indem sie die Bienen darum bittet, denn Piper ist der Meinung, man sollte ihnen keinen Honig stehlen) und schließlich dem Geburtstagstee des Dachses beiwohnt, hat jemand ihren Schrankkoffer gestohlen. Die Lichtung, auf der Piper ankam, ist leer. Da sie ohne Koffer nicht zurück zu ihrem Onkel nach Buckbridge reisen kann, ist sie im Septemberland gefangen. Otter und Eichhörnchen zeigen sich als wenig kooperativ, und so muss sich Piper allein auf die Suche nach ihrem Koffer und dem geheimnisvollen Weißwald machen…

Wichtige Charaktere

  • Piper Hepworth
  • Onkel George
  • Miss Naughton
  • Mr Aysgarth
  • der Otter Mr Travis
  • das Eichhörnchen Mr Reddingshurst
  • der Dachs Mr Olivier
  • der Fuchs Belstone
  • der Igel Mr Darren
  • der Rastlose
  • Mike

Zitate

„‚In Orten, die so abgelegen und so klein sind wie Buckbridge‘, hatte Pipers Vater bemerkt, ‚verbreiten sich Neuigkeiten schneller, als die Druckerschwärze zu Buchstaben wird.‘
Piper verstand jetzt, was er damit gemeint hatte.
Gezwitscher, das war es. Die Leute hier zwitscherten wie die Vögel und dazu brauchten sie nicht einmal Internetzugang. Buckbridge-in-the-Moor war wie Twitter, nur noch schneller.“

„Piper sah, dass sie sich in einem Raum befand, der wie ein gemütlicher Salon eingerichtet war. Die Möbel waren elegant und alt, richtig alt. Antiquitäten. Ein runder Tisch, auf dem eine alte Teekanne und die dazu passenden Teetassen standen, daneben zwei Ohrensessel, wie ihre Oma sie zu Hause hatte, und eine Standuhr, bei der die Zeiger fehlten. An einer Wand hingen weitere Uhren, alle nebeneinander, die alle unterschiedliche Zeiten anzeigten. Komisch, dachte Piper und zählte die Uhren. Warum, wusste sie selbst nicht so genau. Es waren genau dreizehn.“

„‚Langeweile‘, sagte er, fast ehrfürchtig flüsternd. ‚Ich ernähre mich von der Langeweile der Menschen.‘ Er hielt sich die Hand vor den Mund und kicherte wissend. Sein Kichern klang wie das Ticken einer ganz feinen kleinen Damenarmbanduhr. ‚Jetzt bist du im Bilde.'“

Trailer zum Buch

Persönliche Bewertung

Sprachmagier Marzi hinterlässt mit seinem 1. Kinderbuch leider keinen bleibenden Eindruck

4 von 5

Wenn einer der Lieblingsautoren ein neues Buch veröffentlicht, ist dies immer ein besonderes Ereignis, erfüllt von Vorfreude und der Befürchtung, die hohen Erwartungen würden sich nicht erfüllen. So auch bei „Piper“: Wer Christoph Marzi kennt, weiß um sein außergewöhnliches Sprachtalent, seine ausgeprägte Fantasie und seinen Sinn für Charaktere, Kulissen und Stimmungen, die sich in seinen Bilderbüchern, vor allem aber in seinen Jugendbüchern wiederfinden. Mit diesem Buch beschreitet er neue Wege und veröffentlicht sein erstes Kinderbuch, illustriert von der wunderbaren Kristina Andres.

Die Hauptfigur, Piper, selbst ist ein Mädchen, das sowohl sympathisch als auch recht klischeefrei charakterisiert ist. Zwar geht sie wie ihre Freundinnen zum Jazz Dance, davon abgesehen ist sowohl das Buch als auch die Hauptfigur frei von unnötigen Geschlechterklischees. Marzi lässt seine Handlung darüber hinaus bewusst im Jetzt spielen, es gibt Anspielungen auf Twitter, auf Handys, SMS und MP3-Player. Was dem Buch für viele Kinder sicherlich Authentizität verleiht, geht für andere auf Kosten des Zaubers. Ob man moderne Technik in magischen Geschichten mag oder nicht, ist schlicht Geschmackssache, dass es auch anders geht, zeigen z.B. die Bücher um „Stuart Horten“.

Sprachlich kann man „Piper und das Rätsel der letzten Uhr“ nichts vorwerfen: Christoph Marzi versteht sein Handwerk, scheint jedoch sein volles Potenzial in dieser Geschichte nicht auszuschöpfen. Ansätze für eine außergewöhnliche Geschichte voller magischer Kulissen und interessanter Charaktere sind durchaus vorhanden, bleiben jedoch im Verlauf der Handlung eher blass. Die Geschichte beginnt in einer klassischen Situation, die viele Kinderbücher zur Basis haben und die vielen Kindern bekannt vorkommen mag: Piper ist gezwungen, ihre Ferien bei ihrem Onkel an einem vermeintlich langweiligen Ort zu verbringen. Die öden Ferien werden schließlich durch ein magisches Abenteuer gerettet: Eine Fantasiewelt voller sprechender Tiere, in Tradition von Alice im Wunderland, ist immer eine gute Grundlage für eine faszinierende Geschichte, hier fehlt es jedoch an Tiefe, um eine wirklich fesselnde und verzaubernde Geschichte (wie es zum Beispiel Catherynne Valente mit der Geschichte umSeptember gelungen ist) zu schaffen. Der Aufbau der Handlung ist dabei durchaus durchdacht, Marzi flechtet Pipers Ängste und das Phänomen der Langeweile mit ein und erschafft mit dem „Rastlosen“ einen sehr interessanten Charakter. Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass der Geschichte mehr Seiten gut getan hätten, damit Marzi seine Phantasie und Sprachkünste hätte besser entfalten können.

Einen wichtigen Stellenwert nehmen auch die Illustrationen ein, besonders bei einer phantastischen Geschichte wie es bei „Piper“ der Fall ist. Gewählt wurde hier Kristina Andres, eine talentierte Illustratorin mit einem hohen Wiedererkennungswert. Zwar passt ihr Stil gut zu den zum Teil skurrillen Charakteren, jedoch ist fraglich, ob schwarz-weiße Bleistift-Zeichnungen wirklich die beste Wahl für diese Geschichte sind. Im Vergleich zu ihren farbigen Illustrationen (wie zum Beispiel im Bilderbuch „Suppe, satt, es war einmal“) wirken die Zeichnungen hier etwas farblos und werden dem Charme von Kristina Andres‘ Werken nicht gerecht.

Fazit

Christoph Marzis Stärken liegen eher in Jugendbüchern, in längeren Büchern und komplexeren Geschichten, in denen er sein volles Potenzial ausschöpfen kann. „Piper und das Rätsel der letzten Uhr“ ist zwar alles in allem ein angenehm zu lesendes Kinderbuch, das jedoch leider keinen bleibenden Eindruck hinterlässt und hinter der gewohnten Brillanz Marzis deutlich zurückbleibt.

ISBN10
3401068636
ISBN13
9783401068633
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
190 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 9 Jahren