Die wundersame Geschichte der Faye Archer

Autoren
Verlag
Heyne Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
3 von 5

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Zusammenfassung zu “Die wundersame Geschichte der Faye Archer”

Faye Archer ist Musikerin, die in Brooklyn Heights wohnt und im Buchladen „Real Books“ arbeitet. Ihr Chef ist Shaolin und Comicliebhaber und gleichzeitig ein guter Freund, der ihr bei den schwierigen Fragen des Lebens mit Ratschlägen und fernöstlichen Weisheiten zur Seite steht. Ihre zweite engere Bekanntschaft ist Dana, ihre beste Freundin und erfolgreiche Geschäftsfrau. Dana hat selten Zeit, ist laufend in Meetings oder auf dem Weg zu diesen, nimmt sich jedoch fast immer die Zeit, Faye telefonisch beizustehen. Fayes Leben wird an dem Tag auf den Kopf gestellt, als ein junger Mann namens Alex Hobdon als Kunde ins Real Books kommt, Frühstück bei Tiffany kauft, sein Skizzenbuch vergisst und den verhängnisvollen Satz sagt: Manche Geschichten sind wie Melodien. Nach diesem Satz weiß Faye: Sie muss diesen Mann kennenlernen!

Glücklicherweise hat Alex Hobdon seinen Namen im Skizzenbuch hinterlassen, und so spürt ihn Faye bei Facebook auf und beginnt, ihm Nachrichten zu schreiben. Sie verstehen sich auf Anhieb, ein Treffen muss jedoch warten, bis Alex von der GraphiCon aus Chicago zurück ist, wo er einen Verleger für seinen Comic finden möchte. Seine Reise nach Chicago und seine Erlebnisse dort teilt er in intimen Nachrichten mit Faye, und sie fühlt sich im siebten Himmel. Doch dann sieht sie einen Mann, der eigentlich nur Alex Hobdon sein kann. Hat Alex sie über Chicago angelogen? Als Krönung sieht sie Alex erneut, diesmal mit einer anderen Frau, die offensichtlich mehr ist als eine gute Freundin. Und nicht nur das: Als er sie entdeckt, wirft er ihr einen abweisenden Blick zu, auf den sich Faye keinen Reim machen kann. Auf ihre erboste Nachricht antwortet Alex mit Unverständnis, darum lässt sie sich auf ein Treffen ein, um zu klären, woran sie ist. Doch Alex taucht nicht auf und Faye weiß nicht mehr, was sie noch glauben kann…

Wichtige Charaktere

  • Faye Archer
  • Alex Hobdon
  • Mica Sagong
  • Dana  Carter
  • Aaron Lescoe
  • Jennifer Towles

Zitate

„Eine Frau mit einem Gesicht, das sie sich offenbar in Jahren voller Rücksichtslosigkeit redlich verdient hatte, sah sie von oben bis unten abfällig an, als sie an ihr vorbeischritt. Faye schätzte, dass der Schal der Frau fast so teuer war wie alles, was sie selbst am Leib trug, zusammen, und fragte sich, warum jemand wie sie sich hier im Viertel herumtrieb, dieser Gegend, die sich außer Ruinen, Nostalgie und Ruhe kaum etwas gönnte.“

„Montagmorgen war ein richtiger Montagmorgen. Das Wochenende war nur noch eine leise ferne Erinnerung und die neue Woche kaum mehr als ein unentdecktes Land, das sich vermutlich bs zum Horizont erstreckte, auf halber Strecke aber im Nebel verschwand.“

„Brooklyn Heights, wie überhaupt jeder Stadtteil, schläft niemals wirklich, und das Leben, so verwirrend und seltsam es auch sein kann, ist immer so rastlos wie die Menschen, die es träumen. Die Zeit vergeht, manchmal unbemerkt, so, wie die Blätter von den Bäumen fallen, und dann wieder gewinnt sie an Tempo, sodass es einem schwerfällt, ja hin und wieder sogar unmöglich erscheint, Schritt zu halten. Seltsame Dinge passieren und geraten schnell in Vergessenheit, nicht alles hinterlässt Spuren, manches aber schon.“

Trailer zum Buch

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Leseprobe (PDF) beim Verlag

Persönliche Bewertung

Inhaltlich ohne bleibenden Eindruck, sprachlich ein Gedicht

4 von 5

Manche Geschichten sind wie Melodien. Ebenso melodisch wie der poetische Satz, um den sich die Geschichte der Faye Archer rankt, ist Christoph Marzis Sprache. Seine große Stärke liegt darin, Alltäglichkeiten so malerisch zu beschreiben, dass sie aus einem Märchen zu entstammen scheinen. Auch die Charaktere und die pittoreske Beschreibung von Szenen und Kulissen gehören zu den großen Pluspunkten seiner Geschichten. In diesem Roman ist es vor allem Faye Archer, die mit ihrer Eigenwilligkeit die Herzen ihrer Leser erobert. Durch viele kleine liebenswerte Details erweckt Marzi seine Hauptfigur zum Leben, sodass sich viele Leserinnen sicherlich eine Freundin wie Faye wünschen würden. Ein ebensolcher Sympathieträger ist Mica, aus dessen Mund die eine oder andere Weisheit entschlüpft, die Anregung zum eigenen Sinnieren sein mögen. Doch auch zwielichtige Gestalten setzt er gekonnt in Szene, die zwar von Grund auf zu den „Guten“ in Fayes Leben gehören, aber dennoch ein leichtes Unbehagen hervorrufen. Besonders deutlich wird dies in den Figuren Dana Carters und Aaron Lescoes.

Man möchte meinen, diese Zutaten wären ein Garant für eine zauberhafte Geschichte, die unterhält und in ihren Bann schlägt. Dem könnte auch so sein (und Leser, die sich für eine außergewöhnliche Sprache und die Kleinigkeiten des Lebens begeistern können, werden durchaus mit diesem Buch auf ihre Kosten kommen), wäre da nicht der Inhalt, die Geschichte selbst… Die Idee und ihre Auflösung sind keineswegs neu und wirken angesichts der langsam gesteigerten Entwicklung am Ende fast banal. Marzi kratzt hier am Genre Science Fiction, ohne jedoch eine Erklärung zu liefern, wie die Ereignisse tatsächlich möglich sind, der Leser muss sich damit abfinden. Ebenso klischeehaft wirkt die Beziehung Fayes zu Aaron, der in ihr nur ihre Kunstfigur sieht und den Menschen dahinter weder kennt noch kennenlernen möchte. Auch der Schauplatz des letzten Spektakels ist nicht unbedingt die beste Wahl und wirkt ein wenig überzogen. Und letztendlich sorgen die vielen Anspielungen auf Musik und die konkreten Benennungen von Interpreten, Alben und Musikstücken dafür, dass sich Leser, die nicht sonderlich musik-affin sind oder anderen Genres zugetan sind, stellenweise sogar langweilen. Entsprechend kann die Bewertung der „wundersamen Geschichte der Faye Archer“ nicht eindeutig ausfallen.

Fazit

Wo der Schreibstil Überdurchschnittliches liefert, mangelt es der Handlung selbst an Tiefe und neuen Ideen. Angesichts des außergewöhnlichen Sprachtalents des Autors sehr bedauerlich. Ein Buch vor allem für Fans des Autors.

ISBN10
3453529928
ISBN13
9783453529922
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Taschenbuchausgabe
384 Seiten