Gespensterfenster

Autoren
Illustrator
Monika Parciak
Verlag
Arena Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Gespensterfenster”

Jonah wohnt mit seinen beiden älteren Brüdern und seinen Eltern in einer sauberen und ordentlichen Stadt. Seine Brüder schikanieren ihn und schließen ihn aus, darum flüchtet sich Jonah in seine Comichefte. Gruselige Geschichten mag er besonders und Geschichten aus fernen Ländern. Am liebsten liest er auf der verfallenen Treppe des alten Hauses gegenüber. Doch dann ziehen neue Bewohner in das alte Haus ein. In der Stadt wundert man sich, denn niemand sieht die Neuankömmlinge. Auch Jonah, der von seinem Zimmer aus die „Gespensterfenster“ des alten Hauses beobachtet, kann niemanden sehen. Dann lernt er eines Nachts Mia kennen – ein Gespenstermädchen, das gegenüber im Haus wohnt. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und stellen fest, dass sie ganz ähnliche Sorgen und Nöte plagen: Auch Mia wird von ihrer Familie, den Monstern die mit ihr im alten Haus wohnen, ausgeschlossen, weil sie nicht spuken sondern nur wuseln kann. Weil sie zu klein und nicht unheimlich ist. Zusammen denken sich Mia und Jonah eine Liste aus, wie sie sich gegenüber ihren Familien behaupten und sich Respekt verschaffen können…

Wichtige Charaktere

  • Jonah
  • seine Eltern
  • Jonahs Brüder Jasper und Janis
  • das Gespenstermädchen Mia
  • Boris, die Mumie
  • Bela, der Vampir
  • Oliver, der Werwolf
  • Viktor, der geniale verrückte Wissenschaftler
  • Ding, das Ding aus dem Sumpf
  • das Etwas in der großen Kiste

Zitate

„Die Stadt, in der er lebte, war ganz anders als alle Orte, von denen die Comichefte erzählten. Hier war alles sauber und geordnet. Die Bäume waren geschnitten, die Rasen wurden jeden Samstag gemäht, die Teiche in den Vorgärten sahen gezähmt aus. Die Männer kehrten die Bürgersteige und die Frauen pflegten die Blumenkübel. Alles hatte seine Ordnung, sogar die Hunde mussten zum Frisör.“

„Bela, der Vampir, wohnte oben auf dem Dachboden, weil er sich so schneller in die Luft erheben konnte. Er schlief in einem Sarg aus poliertem Holz und zählte den ganzen Tag die Fledermäuse, die an den Dachbalken hingen.
‚Er fliegt nachts in fremde Zimmer und malt den Leuten rote Punkte an die Hälse. Wenn sie aufwachen, glauben sie, dass etwas sie gebissen und ihr Blut getrunken hat.‘
‚Klingt lustig‘, meinte Jonah.“

Alle Bilderbücher von Christoph Marzi

Helena und die Ratten in den Schatten
Gespensterfenster

Persönliche Bewertung

Umwerfend! Illustrationen im Tim Burton Stil treffen auf Christoph Marzis Witz und Sprachpoesie

5 von 5

Seit seinem großartigen Bilderbuch-Erstlingswerk „Helena und die Ratten in den Schatten“ warten Marzifans ungeduldig auf eine neue Geschichte. „Gespensterfenster“ begeistert mit den gleichen wunderschönen Illustrationen von Monika Parciak, kann seinen Vorgänger insgesamt jedoch noch übertreffen. Es mag den vielen Seiten geschuldet sein, aber die Geschichte wirkt insgesamt vielschichtiger und lässt „Gespensterfenster“ weniger wie ein Bilderbuch als eher wie ein reich bebildertes Kinderbuch wirken. An vielen der romantischen kindgerechten Illustrationen mag man sich gar nicht sattsehen – besonders das alte Haus könnte kaum märchenhafter aussehen.

Auch inhaltlich ist „Gespensterfenster“ eine überaus gelungene Geschichte von Freundschaft, von Vorurteilen, von der Einsamkeit und dem Ausgegrenztsein, vom Mut und der Stärke, die Gemeinsamkeit schafft. Nebenbei wird augenzwinkernd die allzu ordentliche Stadt angeprangert, die so gar nicht kinderfreundlich ist, in der sich Jonah nicht wohl fühlt. Wie viel mehr Charme hat dagegen das alte Haus, das außer ihm niemand zu schätzen weiß. Und dann ziehen seltsame neue Bewohner ein, von denen niemand so recht weiß, was von ihnen zu halten ist – ein idealer Nährboden für Klatsch und Vorurteile der engstirnigen Bewohner der kleinen Stadt! Ihren Humor beweist die Geschichte jedoch nicht nur in der subtil ironischen Kritik an der Stadt und ihren Bewohnern, sondern darüber hinaus auch mit der Namensgebung der Monster im alten Haus und ihren Eigenschaften, die so gar nicht zu unheimlichen Monstern passen wollen: ein Werwolf, der kitschige Filme und herzförmige Plüschkissen mag! Marzi bricht so auf wunderbare Weise mit den Klischees, seine Monster sind den Menschen gar nicht so unähnlich, jedes mit seinen eigenen Schrullen und Vorlieben. Natürlich brauchen allerdings nicht nur Jungs, sondern auch Mädchen ihre Geheimnisse, es gibt nicht nur Chipsfirmen mit dem großen P vorn und wir wollen hoffen, dass das Spinnendrehen seine jungen Leser nicht zum Nachmachen animiert…

Einen besonderen Lesespaß verschafft auch das kreative Schriftbild, das die geschriebenen Wörter passend darstellt – das Wort „schief“ ist tatsächlich schräg gedruckt, das Wort „leise“ ist natürlich sehr klein gedruckt, besondere Stellen sind in einer anderen Schriftart in die Bilder hineingedruckt. Dank dieser ungewöhnlichen Technik meint man die Geschichte auch beim Leiselesen zu hören. Es wird so in Einheit mit Bildern und Sprache eine sehr atmosphärische Geschichte erzählt, die ein klein wenig gruselt aber eigentlich vor allem eine höchst charmante Freundschaftsgeschichte erzählt.

Fazit

Christoph Marzi beweist mit diesem Buch einmal mehr seine Vielseitigkeit und erschafft zusammen mit der wunderbaren Illustratorin Monika Parciak eine zauberhafte Geschichte, die man immer wieder lesen möchte.

ISBN10
3401067087
ISBN13
9783401067087
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Gebundene Ausgabe
104 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 8 Jahren