München
Zusammenfassung zu “München”
Autor und Illustrator Miroslav Sasek besuchte Ende der Fünziger und Anfang der Sechziger Jahre verschiedene Städte und hat seine Impressionen und Erinnnerungen daran in Wort und Bild festgehalten. So kommt es, dass es aus seiner Feder eine ganze Reihe von illustrierten Städtebüchern gibt. „München“ ist eines davon. Der Leser begibt sich mit Sasek auf eine Art virtuellen Stadtrundgang durch die bayerische Metropole und Landeshauptstadt. Neben der Abbildung und Beschreibung architektonischer Sehenswürdigkeiten erfährt man viel darüber, was in den Sechzigern auf den Straßen Münchens so los war. Z.B. dass Pferdekutschen ständig unterwegs waren, um Eis für die Kühlung des Biers zu den Wirten zu bringen. Oder dass die Städtische Wanderbücherei in einer Straßenbahn untergebracht eine eigene Haltestelle anfuhr. Sasek lässt auch Abstecher in Museen wie dem Haus der Kunst oder Spaziergänge in die Münchner Parkanlagen wie dem Englischen Garten nicht aus. Wie es sich für einen echten Stadtpaziergang gehört, kommt man auch an Denkmälern und bekannten Plätzen vorbei. Das Buch wird mit dem dreiseitigen Anhang „München Heute“ abgerundet, in dem der Leser die Unterschiede zu den im Buch genannten, mittlerweile überholten Fakten und Zahlen der Erstauflage sowie Ergänzungen zum Genannten erfährt…
Weitere Neuauflagen der anderen Bände sind in Planung. Als nächstes erscheint im Herbst 2014 das Städtebuch “New York” als Neuauflage.
Zitate
„Offiziell heißt dieser Platz zwar Karlsplatz, aber jeder nennt ihn Stachus.“
„Im Englischen Garten, Münchens größter Parkanlage, können wir italienisches Eis am Chinesischen Turm essen.
Der Englische Garten wurde von Graf Rumford angelegt, einem Amerikaner, der ein prominenter Physiker in England wurde und sich später in Bayern niederließ. Hier war er eine einflussreiche Persönlichkeit bei Hofe.“
„Die größte Statue in München ist die ‚Bavaria‘. Sie stellt die Schutzpatronin des Landes dar. Ihr Zeigefinger ist fast einen Meter lang, und in ihrem Kopf können mehrere Menschen stehen.“
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Persönliche Bewertung
Ein kultverdächtiger Städteführer für München-Liebhaber und das bibliophile Bücherregal
Allein am Titelbild erkennt man schon vieles, was einen in diesem wunderbar nostalgischen Reiseführer erwartet. Die unverwechselbaren Illustrationen des Miroslav Sasek, der sich unter die Münchner mischt und Architektur sowie Landeskunde mit einem Augenzwinkern vorstellt. Blättert man die erste Seite im Buch um, bleibt der Blick wiederum am Deckblatt hängen. Von einem Heißluftballon, der aus einem „Münchner Hofbräu“-Bierdeckel besteht, blickt der Künstler in Tracht gekleidet auf „seine“ Stadt hinunter, in die er 1948 von Prag aus emigriert war. Ein Parkplatzschild, über dem der Name des Verlags steht, zeigt an, wo Sasek im 21. Jahrhundert gelandet ist: beim Münchner Antje Kunstmann Verlag. Und das ist gut so, denn seine Bücher verdienen es, wieder aufgelegt zu werden. Seine farbigen Aquarelle zeigen die Vielfalt dieses Künstlers. Ob detaillgetreue Zeichnung einer Kirche oder das Festhalten einer Alltagszene im typischen Sasek-Stil, stets merkt man, dass die Bilder etwas Besonderes sind. Heute umsomehr, da sich der Illustrationsstil von Büchern stark verändert hat und man nur noch selten auf aktuelle Künstler trifft, die im Stile Saseks zeichnen.
Blättert man die Seiten dieses Reiseführers durch, meint man, ein alter Bekannter zeige einem die Stadt. Ähnlich schon wie bei „Paris“, macht man einen Ausflug in die Vergangenheit einer Stadt und fühlt sich auf keiner der Seiten gelangweilt oder fehlgeleitet. Sasek nimmt den Leser an die Hand und dieser findet sich plötzlich vor dem Wittelsbacherbrunnen am Lenbachplatz wieder. Wo genau welches Gebäude oder welcher Park liegt, weiß man natürlich nicht, aber verlaufen kann man sich zu Hause im Lesesessel oder auf der Couch ja zum Glück auch nicht. Definitiv hält man ein historisches Zeitdokument in den Händen, das durch sein Alter an manchen Stellen heutzutage unfreiwillig komisch wirkt, etwa wenn Bewohner der Stadt in Trachten abgebildet werden und dies als alltägliches Erscheinungsbild beschrieben wird. Dass Sasek aber nicht nur unfreiwillig komisch wirken kann, beweist er zu Genüge, etwa wenn er einen Wald von Skibrettern zeichnet und diesen mit der knappen Bemerkung versieht: „Sonntags fährt jeder, der ‚Brettln‘ hat, ins Gebirge.“
Wertvoll und eigentlich auch ohne diesen nicht wirklich denkbar, ist der Anhang am Ende des Buchs. In ihm erfährt man einige Zusatzinformationen zu den von Sasek erwähnten Gebäuden oder Gegebenheiten und veraltete Fakten werden kommentiert und korrigiert. So hat sich im Laufe der Jahre selbstverständlich die Einwohnerzahl Münchens vergrößert und die Statistiken zum Oktoberfest stimmen mit denen von heute nicht mehr überein. Interessante Hintergrundinformationen sind beispielsweise die zur Geschichte des Münchner Kindls oder die Tatsache, dass das Glockenspiel im Münchner Neuen Rathaus mittlerweile mit Solarstrom betrieben wird. Ähnlich wie die Städtebücher von Sasek erfährt man zudem, dass die von ihm erwähnten „Seifenkistlrennen“ seit dem Jahr 2004 wieder durchgeführt werden.
Fazit
Wer Miroslav Sasek von früher kennt, wird dieses Buch lieben, wer ihn noch nicht kennt, wird ihn mit diesem Buch lieben lernen. Mit seinem ganz eigenen Charme bietet er großen wie kleinen Lesern eine nostalgische Stadtführung durch das München der Sechziger Jahre an und spart neben Sachinformationen nicht mit witzigen Anekdoten aus dem damaligen Alltagsleben.
- Originaltitel
- This is Munich
- ISBN10
- 3888977932
- ISBN13
- 9783888977930
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 64 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 8 Jahren