Quints Tierleben
Mit einem Vorwort von Friedrich Ani
Zusammenfassung zu “Quints Tierleben”
Das Buch „Quints Tierleben“ enthält neben einem Vorwort des Autors Friedrich Ani 58 ganzseitige, teils doppelseitige Illustrationen des Künstlers, sowie eine persönliche Auswahl an Gedichten, Aphorismen und Geschichten, die aus unterschiedlichen Jahrhunderten von verschiedenen Persönlichkeiten aus der ganzen Welt stammen. Darunter sind beispielsweise Arthur Schopenhauer, Elias Canetti und H.G. Wells oder Jeremy Bentham, Jane Goodall und Heinrich von Kleist. Desweiteren Henry David Thoreau, Alice Walker, Ernst Jandl und viele mehr. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie etwas zur Mensch-Tier Beziehung beisteuern. Die Beiträge wurden thematisch sortiert und bilden die 6 Kapitel des Buches. Als Kapitelüberschrift dient jeweils ein Zitat welches den inhaltlichen Rahmen bildet. In den meisten Kapiteln gibt es eine ausgewogene Mischung an Gedichten, kurzen Aphorismens und längeren Essays sowie Geschichten.
Im ersten Kapitel wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass Pinguine eine der wenigen wild lebenden Tiere sind, die keine Scheu vor dem Menschen haben, weil der ihm zu ähneln scheint (aufrechter Gang, Versammlung in Gruppen). Außerdem wird festgestellt, dass der Mensch gerne versucht die Tiere mit sich selber zu vergleichen, um am Ende dieses unfairen Vergleichs festzustellen, dass er ihnen an der von ihm definierten Intelligenz überlegen ist. Im zweiten Kapitel geht es um die Bruderschaft zwischen Mensch und Tier, um die Schuld, die der Mensch im Allgemeinen durch den Umgang mit Tieren auf sich lädt und um ein erhofftes sich zur Wehr setzten der Tiere, welches nur der Mensch durch ein Umdenken für sie übernehmen kann. Kapitel 3 thematisiert die Leidensfähigkeit der Tiere und die Brutalität und Grausamkeit des Menschen. Im vierten Kapiel geht es um die Freiheit und Sehnsucht, die insbesondere durch Vögel symbolisiert wird. Kapitel 5 zeigt die Unschuld von Tieren und ihre Empfindungsfähigkeit, bevor im letzten Kapitel das Erhabene und Magische an Tieren zum Ausdruck gebracht wird, welches nur mit dem nötigen Respekt und der gebotenen Distanz bewahrt werden kann. Am Ende des Buches befindet sich ein Bild- und Quellenverzeichnis.
Zitate
„Da man nun meinte, er wäre ein Zauberer, ließ man auch einen Panther los; als dieser aber Androkles angriff, verteidigte der Löwe seinen ehemaligen Arzt und Tischgenossen und zerriss den Panther.“ (Claudius Aelianus, S. 31)
„Die vermeintliche Rechtlosigkeit der Tiere, der Wahn, dass unser Handeln gegen sie ohne moralische Bedeutung sei, dass es gegen die Tiere keine Pflichten gebe, ist geradezu eine empörende Roheit und Barbarei. Erst wenn jene einfache und über alle Zweifel erhabene Wahrheit, dass die Tiere in der Hauptsache und im Wesentlichen ganz dasselbe sind wie wir, ins Volk gedrungen sein wird, werden die Tiere nicht mehr als rechtlose Wesen dastehen.“ (Arthur Schopenhauer, S. 57)
Trailer zum Buch
Persönliche Bewertung
Eine unaufgeregte Einladung, sein eigenes Denken und Handeln gegenüber Tieren zu überdenken
Quint Buchholz ist vielen als Illustrator ein Begriff. Fast jeder hatte schon mal ein Buch mit seinen Bildern oder zumindest ein Buch mit einem von ihm gestalteten Cover in der Hand. Auch Postkarten und Kalender mit seinen Motiven gibt es im Handel. Nun hat er mit seinem Buch „Quints Tierleben“ eine bereits vor 10 Jahren entstandene Idee umgesetzt, seine Sichtweise auf das Verhältnis von Mensch und Tier einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Quint Buchholz lebt seit 40 Jahren vegetarisch.
Das Buch drängt niemanden dazu, Vegetarier oder besser noch Veganer zu werden – nach Lektüre des Buches dürfte es aber schwer fallen, die Bilder isoliert von ihrem Kontext zu betrachten und sich nur an ihrer Schönheit sattzusehen. Vielmehr drücken die Bilder zusammen mit den ausgewählten Texten das aus, was Quint Buchholz im Trailer zum Buch (siehe oben) ausspricht: Der Wunsch nach einer Rückkehr zur Koexistenz zwischen Mensch und Tier, in der die Tiere dieselbe Daseinsberechtigung haben wie die Menschen. Die Tiere müssen den ihnen zustehenden Platz in der Welt bekommen, und man muss ihre natürliche Lebensweise respektieren. Buchholz sieht im derzeitigen Mensch-Tier Verhältnis ein ungelöstes Menschheitsproblem und meint daher, dass die Welt besser wird, wenn sich der Umgang des Menschen mit den Tieren ändert, wenn es ein bewusstes Nebeneinander auf der Welt gibt, in der der Mensch (selber Tier) dem Tier auf Augenhöhe begegnet. Das Tier soll wieder so betrachtet werden, wie man es noch als Kind tat.
Die heutige gleichberechtigte Koexistenz zwischen Mensch und Tier muss außer in unwirtlichen Lebensräumen nicht mehr auf das Tier als Nahrungsgrundlage zurückgreifen. Zu einem respektvollen Umgang gehört es daher, Tiere nicht für bloße Gaumenfreuden auszubeuten. Der Blick muss aber unweigerlich weiter gehen. Was ist mit Lederschuhen, was mit Tierversuchen in der Kosmetik und Medizin? In vielerlei Hinsicht begegnen einem Dinge im Alltagsleben, die von Tieren stammen und bei denen man nach Lektüre des Buches sich hoffentlich an das ein oder andere Geschriebene erinnert, das den Verstand oder das Herz berührt hat. Denn der Mensch hat eine Verantwortung gegenüber dem Tier, der er gerecht zu werden gilt.
Über Quint Buchholz Bilder kann man ins Schwärmen kommen. Man kann sich seine Lieblinge heraussuchen und sie sich als Bilder an der Wand wünschen. Meditation war noch nie so leicht, denn die Motive und die Art und Weise, wie sie illustriert sind, führen unweigerlich zu einer Verschiebung von Raum und Zeit. Die surrealistischen Bilder nehmen den Betrachter in eine zauberhaft-andächtige Welt mit, in der es keine Hierarchie gibt. Interessant ist das Bildverzeichnis am Ende des Buches, in dem zu jedem Bild der Titel (falls vorhanden) aufgeführt ist, das Entstehungsjahr und die verwendete Technik benannt werden. Dabei stellt man fest, dass die „grobkörnigeren“ Tusche-Bilder älter, die „feineren“ Acryl-Bilder neuer sind. Einige der Bilder wurden extra für dieses Buch angefertigt, andere sind bereits in anderen Werken erschienen.
Durch die persönliche Auswahl der Texte gibt es den ein oder anderen mit religiöser Herkunft bzw. wird in ihnen auf Gott oder die Schöpfung verwiesen. Wem dies fremd ist, der kann diese einfach überblättern, da die Konzeption des Buchs so angelegt ist, dass keine chronolgische Lektüre notwendig ist. So kann man das Buch auch immer wieder zur Hand nehmen, einen Aphorismus oder eine Geschichte mehrmals lesen, einer anderen higegen weniger Beachtung schenken, wie z.B. der von Alfred Polgar mit Verweisen auf eine Inkarnationslehre.
Fazit
Das Buch zeigt, welche Gedanken Quint Buchholz zum Mensch-Tier Verhältnis hat. Zum einen verwendet er dafür ausgewählte Textbeiträge anderer Autorenschaft, zum anderen illustrieren die von ihm gemalten Bilder seine Sichtweise des Themas. Kein aufdringliches, aggressives, sondern vielmehr ein friedfertiges und andächtiges Buch zum Innehalten und Überdenken der eigenen Lebensweise.
- ISBN10
- 3579066595
- ISBN13
- 9783579066592
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 186 Seiten