Die Legende des Weltenwandlers

Autoren
Verlag
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

Zusammenfassung zu “Die Legende des Weltenwandlers”

Als Aella 10 Jahre alt war, lernte sie Ukog kennen, der aus er Parallelwelt Darnoc stammt und den Auftrag hat, die Menschenwelt zu vernichten. Die Menschen haben sich als nicht würdig erwiesen, sie gefährden den allgemeinen Frieden und sollen daher ausgelöscht werden. Ukog verfügt über Kräfte, die Aella davon überzeugen, dass seine unglaubwürdige Geschichte der Wahrheit entspricht. Um Ukog von seinem Vorhaben abzuhalten, erklärt ihm Aella kurzerhand, dass seine Kräfte noch nicht ausreichen, dass er noch trainieren muss, um die Welt zerstören zu können. Und so wohnt er seit neun Jahren unter dem Namen „Ken“ bei Aella und ihrer Großmutter, immer im Glauben, dass er  noch nicht dafür bereit wäre, seine Mission zu erfüllen.

Aella unterdessen hat, neben dem Abitur, ein anderes Problem: Nicht nur, dass sie Ken irgendwie davon abhalten muss, die Welt zu vernichten, ihr kommen selbst Zweifel, ob die Menschen mit all dem Unrecht, das sie erzeugen, nicht doch den Untergang verdient haben. Und dann sind da auch noch Aellas Gefühle für Ken: Wie kann man nur in jemanden verliebt sein, der später zum eigenen Mörder wird? Als Aellas beste Freundin Bea sie nach dem bestandenen Abitur besucht und zufällig ein weiterer Darnocianer in der Menschenwelt landet, gerät Aellas Leben vollkommen aus dem Gleichgewicht…

Wichtige Charaktere

  • Annabella, genannt Aella
  • Ukog, genannt Ken
  • Aellas Großmutter
  • Bea
  • Znirp

Zitate

„‚Was ist mit den Tieren?‘, fragte ich direkt. ‚Habt ihr vor, sie auf einer Art Arche Noah zu sammeln und zu retten oder müssen sie ebenfalls sterben? Sie sind unschuldig, es wäre nicht gerecht, sie auszulöschen.‘
Ken seufzte tief. ‚Das stimmt, aber sie wurden euch anvertraut. Die Tiere und die Natur. Ihr habt das falsch verstanden, ihr solltet sie nicht unterwerfen und sie ausbeuten, sondern mit ihnen zusammenarbeiten, sie artgerecht behandeln und beschützen. So gewinnen alle am meisten und nicht, indem man sie aufs Übelste quält und ausnutzt. Ihr hattet die Verantwortung und ihr habt versagt.‘ Er streichelte der Katze zärtlich über den Kopf. ‚Den wenigsten Tieren geht es so gut wie ihr hier. Leider.‘
Meine Laune war im Keller, denn ich wusste, dass er wieder einmal Recht hatte. Es war ein seltsames Gefühl, so viel Verachtung für die eigene Art zu empfinden, wie ich es nach und nach tat.“

„‚Aber was soll ich tun?‘, jammerte ich. ‚Entlieben klappt nicht! Das habe ich schon versucht. Ich stecke da viel zu tief drin, ich komme nicht mehr heraus. Wenn Ken verschwindet, gehe ich ein wie eine Pflanze, die nicht mehr gegossen wird. Er ist mein Wasser, ich brauche ihn zum Überleben. Aber wenn das der Preis dafür ist, dass die Welt weiterexistieren darf, dann bitte. Dann werde ich zu einem der Helden der Geschichte, die niemand kennt. Ich werde mein Leben opfern, um das von Milliarden Menschen zu retten, und keiner von ihnen wird meinen Namen kennen.‘
Bea rollte mit den Augen. ‚Gott, hast du Theatralikcornflakes gefrühstückt?'“

Persönliche Bewertung

Teenagerroman, der in Anspruch und Botschaft zu unreif und gezwungen wirkt

2 von 5

Was macht einen Menschen böse? Dürfen „böse Menschen“ als Mittel zum Zweck getötet (ermordet) werden? Diese Frage, die im Zusammenhang mit Diskussionen um die Todesstrafe seit Jahrzehnten bekannt ist, steht im Zentrum dieser Geschichte, auch wenn sie hier auf eine eher oberflächliche Art angerissen wird. Die vielen Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten, denen sich die Menschen schuldig machen, rufen in Janina Eberts Roman eine Art „Weltenpolizei“ auf den Plan, ein Volk, das für sich in Anspruch nimmt, andere Welten und ihre Bewohner zum Wohle der Allgemeinheit und des Friedens zwischen den verschiedenen Welten zu vernichten. Die Autorin mag hiermit bezwecken, ihre (vermutlich vorrangig jungen) Leserinnen zum Nachdenken anzuregen, kritische Menschen stellen schnell ein entscheidendes Manko fest: Der Anthropozentrismus, der durch die Handlung durchklingt.

So steht der Mensch im Mittelpunkt der „Schöpfung“, Tiere und Natur wurden ihm „anvertraut“. Dieses mit der christlichen Kirche im Einklang stehende Weltbild dürfte all diejenigen verärgern, die den Menschen als Teil der Natur und keinen Grund dafür sehen, warum die Spezies Mensch über allen anderen Lebewesen der Erde stehen sollte. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur logisch, dass in der Geschichte um Aella die Ausbeutung von Tieren und Natur nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird, sofern es denn eine „artgerechte“ Ausbeutung ist, ein freundliches Ausnutzen sozusagen. Doch selbst wenn man diesem Glaubensgrundsatz folgen möchte, wird er nicht konsequent durchdacht. Hauptfigur Aella hat angeblich nichts schlimmes getan, doch ist sie passiv genauso schuld daran, dass Tiere, Natur und Menschen ausgebeutet werden. Anderenfalls müsste davon zu lesen sein, dass sie nur Bioprodukte und kein oder zumindest biologisches Fleisch zu sich nimmt und faire Kleidung kauft. Und selbst die Darnocianer, die die menschlichen Untaten kritisieren, essen ganz genauso Fleisch, und das gern. Die Ungerechtigkeiten, die im Laufe der Geschichte angegangen werden, sind natürlich die großen Themen wie Krieg, Gewalt gegen Frauen, Kinder und Tiere. Die alltäglichen Probleme und Grausamkeiten jedoch, die sich aus der Gesellschaft und dem Konsumverhalten der Masse (Hauptsache billig, gleichgültig zu welchen Bedingungen) ergeben, werden außer Acht gelassen. Auch die Grundidee der Besucher aus einer Parallelwelt als Weltverbesserer wirkt, zumindest auf reifere Leser, plakativ und naiv.

Ein weiterer Schwerpunkt der Geschichte liegt auf der komplizierten zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Aella und ihrem besten Freund und Schwarm „Ken“. Zwar findet man teilweise ironische Bezüge zum Pathos der Hauptfigur, doch andere Szenen wirken durchaus ernstgemeint in ihrer kitschigen Teenager-Schwärmerei. Insgesamt stellt sich Aella als unreife Hauptfigur dar, die meist wenig nachdenkt, bevor sie handelt. Ihre Naivität und Unbedarftheit wird nur noch von ihrer oberflächlichen besten Freundin übertroffen, die zwar für einigen Humor sorgt, anspruchsvollen (und erwachsenen) Lesern jedoch auf die Nerven fallen dürfte.

Janina Ebert setzt Aella als Ich-Erzählerin ein, entsprechend ist der Schreibstil sehr umgangssprachlich. Die verwendete Jugendsprache, wirkt teilweise zu klischeehaft, Vergleiche oft zu abgenutzt. Dies mag aus Perspektive der Hauptfigur authentisch sein, sorgt jedoch für eine Sprache, die nicht besser als durchschnittlich ausfällt. Zu den schwärmerischen Szenen und anderen Einsichten in Aellas Gedankenwelt kommen Kampfszenen wie aus einem Actionfilm – wobei leider das Klischee der starken Helden und der gedankenlosen schwärmenden Mädchen bedient wird, die sich ihren Angebeteten hinterher stürzen, jedoch am Ende doch meist gerettet werden müssen und sich, zumindest im Fall von Aella, in dieser Rolle gut gefallen.

All diese Punkte sowie weitere nicht explizit hier benannte Geschlechterklischees mag man dem noch recht jungen Alter der Autorin zuschreiben und manch einer mag gewillt sein, hier beide Augen zuzudrücken, doch zeigt das Beispiel Stefan Bachmann, dass junges Alter nicht immer zwingend Naivität bedingen muss.

Fazit

Die sicherlich gut gemeinte Botschaft, die sich aus diesem Roman herauslesen lässt, verkommt leider durch die Oberflächlichkeit von Charakteren und Handlung zu einer unreifen Geschichte, die allenfalls unkritischen Teenagern als leichte Unterhaltungslektüre empfohlen werden kann. Zu gewollt wirkt der Anspruch, zu groß sind die logischen Mängel in der Handlung.

ISBN10
386265348X
ISBN13
9783862653485
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Broschierte Ausgabe
336 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 16 Jahren