Nevermore

Autoren
Übersetzer
Viktoria Fuchs
Verlag
Loewe Verlag

Zusammenfassung zu “Nevermore”

Isobel ist ein typisches Highschool-Mädchen – der Star der Cheerleader, mit einer ebenso hübschen und oberflächlichen besten Freundin und einem Freund, um den sie viele beneiden. Ihr Leben wird ab dem Moment auf den Kopf gestellt, als sie in einem Schulprojekt dem Außenseiter Varen zugeteilt wird – einem düsteren Jungen in Gothic-Kleidung, mit Piercings im Gesicht und ohne Verständnis für oberflächliche Mitläufer wie sie. Isobels Freund Brad ist nicht einverstanden, dass seine Freundin sich mit so einem Freak beschäftigt, Isobel fühlt sich jedoch zunehmend von Varen angezogen, und so dauert es nicht lange, bis sie ihre Freunde anlügt, um sich mit dem Außenseiter für ihr Projekt treffen zu können. Das Schulprojekt beschäftigt sich mit Edgar Allan Poe – einem Künstler, den Varen sehr verehrt, von dem Isobel jedoch kaum etwas weiß und für den sie sich nicht begeistern kann.

Als Isobels Lügen auffliegen und ihre Freunde sich an Varen rächen, indem sie das Eiscafé verwüsten, in dem er arbeitet, bricht Isobel mit ihren Freunden und trennt sich von Brad. Doch auch im Kreis der Goths, mit denen Varen seine Pause verbringt, ist die blonde Cheerleaderin nicht willkommen. Isobel ist plötzlich ganz allein und freundet sich unerwartet mit Gwen an, einem Außenseitermädchen mit einer „Eulenbrille“ und sonderbarer Hippie-Kleidung. Gleichzeitig kommt sie zunehmend dahinter, dass mit Varen etwas nicht stimmt. Er trägt ständig ein schwarzes Notizbuch mit sich herum, in das niemand einen Blick werfen darf. Er verbringt viel Zeit im Buchladen des alten Bruce und erzählt von einem Geistermädchen namens Bess. Außerdem erscheinen Isobel erschreckende Wesen, die Nocs, die außer ihr niemand zu sehen scheint. Sie wird in eine Traumwelt gezogen, die Varen erschaffen hat und die außer Kontrolle geraten ist…

Info: Da der Loewe Verlag die weiteren Teile der Trilogie nicht übersetzen wird, muss man bei Interesse auf Englisch weiterlesen. Band 2 hat den Titel „Enshadowed“.

Wichtige Charaktere

  • Isobel Lanley
  • Varen Nethers
  • Isobels Eltern
  • Isobels Bruder Danny
  • Brad, Isobels (Ex-)Freund
  • Isobels beste Freundin Nikki
  • Gwen
  • Bruce
  • Stevie, Mark und Alyssa
  • Lacy
  • Pinfeathers
  • Reynolds
  • Bess alias Lady Lilith
  • Mr Swanson

Zitate

„Isobel starrte auf den Tisch und stützte ihre Stirn auf eine Hand. Sie hatte große Lust, einfach aufzugeben. Ginge das? Warum gab es nicht einfach einen Eject-Button, den sie drücken konnte? Das alles wäre gar nicht so schlimm, wenn ihre Eltern sich endlich einen Ruck geben würden und sie den Führerschein machen ließen, statt sie bis zum Frühjahr warten zu lassen. Aber leider war das Warten bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag und mehr Fahrstunden zu nehmen Teil der Abmachung – sonst konnte sie das mit dem eigenen Auto ganz vergessen.“

Es war ein zügellos wollüstliches Schauspiel, dieses Maskenfest. Doch erst noch seien die Räume geschildert, in denen es so wild gefeiert ward. Es waren ihrer sieben – eine herrscherliche Suite.
An dieser Stelle spürte Isobel zum ersten Mal, wie die Geschichte sie in ihren Bann zog. Langsam gaben die Worte die Sicht frei auf Höflinge, die sich in Zeitlupe vor ihrem geistigen Auge bewegten. Es war, als hätte sie sich irgendwie an die Schwere der Sprache gewöhnt. Schon bald verwischten die Worte auf der Seite und an ihre Stelle schob sich das Gefühl, durch die Szenerie zu gleiten, so als wäre sie zu einer Filmkamera geworden, die durch die verschiedenen Räume und über die Köpfe kostümierter Schauspieler hinwegschwebte.“

„Isobel schwang den Spaten in dem Gewirr aus Federn und wildem Flügelschlagen hin und her. Der Krähenschwarm kreischte und krächzte. Sie schlug blindlings um sich und auf sie ein. Panisch stoben die Vögel auseinander. Isobel drehte sich um die eigene Achse und erhob den Spaten erneut. Irgendetwas rüttelte daran.
Weiße Hände umklammerten den Griff links und rechts von ihren. Pinfeathers hatte sich hoch vor ihr aufgebaut. Wütend biss er seine Haifischzähne zusammen, sein Porzellangesicht war eine Maske aus Zorn.
‚Du!‘, brüllte er. ‚Du solltest nicht hier sein!'“

Links

Leseprobe (PDF) beim Verlag

Persönliche Bewertung

Geschickte Verknüpfung von Highschool-Romantik mit Fantasy-Gruselgeschichte und Edgar Allan Poes Werken

4 von 5

Eine Highschool-Cheerleaderin in einer Clique oberflächlich-dümmlicher Freunde, die sich gezwungenermaßen mit einem Außenseiter und einem der größten literarischen Talente auseinandersetzen muss und so den Zugang zu seinen Werken findet? Der Hintergrund von „Nevenmore“ klingt ebenso gewagt wie fragwürdig und weckt düstere Befürchtungen, die das Cover der amerikanischen Originalausgabe aufs Schlimmste unterstützt. Das deutsche Cover ist deutlich tiefsinniger und weniger klischeehaft gewählt, deutet jedoch durch seine Farbgebung an, dass auch hier auf eine vorrangig weibliche Zielgruppe gesetzt wird. Während das Originalcover jedoch auf eine kitschig-flache Liebesgeschichte hindeutet, greift das deutsche Cover sehr gelungen die Anspielungen auf Poe und den Fantasyaspekt der Geschichte und ihren unheimlichen Hintergrund auf.

Der erwachsene Leser wie auch der nachdenkliche jugendliche Leser, dem Klischees von oberflächlichen cheerleadenden Highschool-Schönheiten und Teenagerprobleme ein Graus sind, wird die Hauptperson der Geschichte anfangs etwas gewöhnungsbedürftig finden und Schwierigkeiten haben, sich mit ihr zu identifizieren. Genau das dürfte die Autorin jedoch mit ihrer Charakterisierung Isobels bezweckt haben: Das Mädchen wandelt sich von einem beeinflussbaren durchschnittlichen und recht gedankenlosen Püppchen dank des Einflusses von Varen und Gwen zu einem tiefsinnigeren Menschen. Eine Idee, die zwar nicht innovativ ist, aber dennoch recht überzeugend dargestellt wird. Das Zusammentreffen Isobels und Varens erinnert ein wenig an Twilight und könnte stellenweise etwas weniger klischeehaft ausfallen. Erfreulich und sehr erfrischend dagegen ist die Figur der Gwen, für einige sicherlich der heimliche Star der Geschichte.

Die Handlung selbst gewinnt nach der Vorstellung der Charaktere und Isobels allmähliche Einblicke in die düstere Traumwelt deutlich an Spannung – die stellenweise von Cheerleadingdetails gebremst wird, doch das ist letztendlich Geschmackssache. Die Albtraumwelt mit ihren Charakteren ist sowohl phantasievoll und in ihren Anspielungen auf Poes Geschichten kreativ als auch unheimlich gezeichnet; eine Welt, die sowohl fasziniert als auch erschreckt. Die Autorin spielt geschickt mit verschiedenen Horrorszenarien wie der uralten Albtraumvorstellung des lebendig begraben werdens. Die Spannung der Geschichte steigert sich geschickt zu einem Szenario, das sich sehr an Poes Maske des roten Todes anlehnt und dem Buch das passende Finale verleiht. Das Ende selbst bleibt ein wenig offen, ist jedoch kein typischer Cliffhanger-Abschluss für den ersten Teil einer Trilogie – es wäre ebenso vorstellbar, dass die Geschichte mit diesem Buch beendet ist und sich Leser den Fortgang selbst erdenken müssen.

Für eine Highschool-Geschichte ist „Nevermore“ recht anspruchsvoll und kann als Plädoyer für Toleranz und Überwindung der eigenen Engstirnigkeit gesehen werden. Schön ist zum Beispiel die ausgewogene Darstellung der intoleranten Schüler: Nicht nur die beliebten Cheerleader und Sportler sind engstirnig, auch die Goths und anderen „Freaks“ zeigen allen Andersartigen gegenüber Vorurteile und Intoleranz. Ein Szenario, das sicherlich jeder in gewissem Maße aus der Schule oder Freizeit kennt. Darüber hinaus sind auch Isobels Konflikte mit Konventionen, ihr Umgang mit dem Ausgestoßensein, ihr Mut und ihre Entschlossenheit interessant charakterisiert und verhelfen der Geschichte zu einer gewissen Tiefe.

Fazit

Eine Fantasygeschichte voller Romantik und düsterer poetischer Anspielungen auf einen großartigen Poeten, die vor allem für die Zielgruppe der jugendlichen Mädchen und jungen Frauen als gelungen zu bezeichnen ist. Und wenn „Nevermore“ dazu beitragen kann, dass sich jugendliche Mädchen mit Poes Geschichten und Gedichten befassen (möglichst im Original, dessen Atmosphäre und außergewöhnliche Sprache keine noch so gute Übersetzung einzufangen vermag), ist das nur gutzuheißen.

Originaltitel
Nevermore
ISBN10
3785573898
ISBN13
9783785573891
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Broschierte Ausgabe
560 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 12 Jahren