Die Chroniken von Anbeginn (1) – Emerald

Autoren
Übersetzer
Alexandra Ernst
Verlag
cbj Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Die Chroniken von Anbeginn (1) – Emerald”

An einem Heiligabend werden Kate und ihre jüngeren Geschwister Michael und Emma von einem Fremden weggebracht. Kate muss ihrer Mutter versprechen, auf ihren Bruder und ihre Schwester aufzupassen. Außerdem versichert die Mutter ihr, dass sie wieder zusammen sein werden, und gibt ihr ein Amulett. Zehn Jahre später sind die Geschwister jedoch noch immer im Waisenhaus, genau genommen im zwölften, denn in allen gab es bisher Ärger. Drei Kinder, die nur zusammen vermittelt werden können, finden nicht leicht neue Eltern. Als sich schließlich doch eine Dame für die Geschwister interessiert, stellt sie sich als unsympathisch heraus, und die Geschwister verscherzen es sich mit ihr. Also werden sie wieder einmal in den Zug gesetzt und in ein neues Waisenhaus geschickt. Schon der Ort, an dem sich ihr neues Zuhause befindet, ist trostlos und gleichzeitig beängstigend. Auch scheinen sie die einzigen Kinder im Waisenhaus des Dr. Pym zu sein.

Bald werden die drei Geschwister in die mysteriöse und finstere Vergangenheit des Ortes gezogen. Mit Hilfe eines Fotos und eines Buches reisen sie in eine Zeit, in der eine junge und wunderschöne aber abgrundtief böse Gräfin das Sagen hat. Sie versklavt die Erwachsenen und hält die Kinder gefangen. Ihr Ziel ist es, ein ganz bestimmtes Buch zu finden, das ihr große Macht verleihen soll, und das sich irgendwo im Umkreis des Orts befinden muss. Mit Hilfe der Morum Cadi, der toten Krieger, und ihrer Magie versetzt die Gräfin den Ort in Angst und Schrecken. Es wagen nur wenige, sich ihr entgegenzusetzen. Darunter ist Dr. Pym und ein riesenhafter Mann namens Gabriel. Und bald schon geraten Kate, Michael und Emma mitten in den Kampf gegen die Gräfin, lernen echte Zwerge kennen und erfahren, welche Rolle sie selbst in der Suche nach dem Buch spielen…

Wichtige Charaktere

  • die Geschwister Kate, Michael und Emma
  • ihre Eltern
  • Dr. Pym
  • die Gräfin und ihr Sekretär Griddley Cavendish
  • der grässliche Magnus
  • Gabriel
  • die Zwerge Hamish und Robbie
  • Miss Sallow
  • Abraham
  • die Morum Cadi

Zitate

„Sie befanden sich etwa achtzig Meter oberhalb der toten Stadt, die scheinbar das ganze ausgehöhlte Zentrum des Berges einnahm, jedenfalls soweit Kate und Michael es beurteilen konnten, denn die Grenzen der Stadt verloren sich in der Dunkelheit. Kate fühlte sich an eine Schneekugel erinnert, an eine gigantische Schneekugel, die man so lange geschüttelt hatte, bis die Türme einstürzten, die Häuser zerfielen und das Pflaster auf den Straßen zerbrach. Es war der Leichnam einer Stadt, der seit Jahrhunderten zerrottete.“

„Er strich mit der Hand über sein Notizbuch, und Kate sah ihn plötzlich mit anderen Augen: als einen Jungen, dem ein ganzes Leben geraubt worden war und der sich an das klammerte, was ihm blieb.“

Alle Bände der Reihe

1. Emerald
2. Das Buch Rubyn
3. noch ohne Titel

Links

Leseprobe (PDF) beim Verlag
Website zur Reihe

Persönliche Bewertung

düstere Fantasygeschichte im Stil von Narnia und Lemony Snicket

5 von 5

Der Auftakt zu John Stephens‘ Trilogie erinnert von seiner Handlung und seiner Atmosphäre an die Chroniken von Narnia oder Lemony Snicket: drei Geschwister, die als Waisenkinder von einem schaurigen Waisenhaus zum nächsten gegeben werden und schließlich unverhofft in eine magische Welt gelangen, die jedem von ihnen viel abverlangt und sie an den Aufgaben wachsen lässt. „Emerald“ ist keine fröhliche Geschichte, kein Gute-Laune-Buch. Die Stimmung und die Welt, die der Autor kreiert, wirken düster und mitunter verstörend. Kaum ein Charakter unterstützt die Kinder oder hilft ihnen wirklich weiter. Natürlich gibt es neben all dem Schrecken auch Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Die Geschwister erleben eine ganze Bandbreite an Emotionen und Erfahrungen: von Vertrauen und Hoffnung über die Sehnsucht nach einer Familie bis hin zu Einsamkeit und Verrat.

Der Autor charakterisiert die Kinder gut; für jeden Leser und jede Leserin ist ein Charakter zum Identifizieren dabei. Interessant ist vor allem die Entwicklung der Geschwister, hier vor allem die Michaels, der über sich hinauswachsen muss. Eine wunderbare Figur ist auch Miss Sallow, in ihrer Art eine herzensgute, wenn auch mürrische Person, die die Kinder mit “Majestäten” anspricht. Sehr positiv ist anzumerken, dass Geschlechterklischees in „Emerald“ keine Rolle spielen: Kate als Älteste und Mutterersatz muss stark und erwachsen sein, Emma ist der Raufbold und Michael ist nicht als tapferes Kind bekannt, sondern als jemand mit viel Wissen, der gern und viel liest und alles in seinem Notizbuch festhalten muss. John Stephens charakterisiert die Kinder psychologisch tiefgründig, erklärt ihre Motivationen und die Dämonen, mit denen sie zu kämpfen haben. Leben verleihen der Geschichte zudem die Fantasywesen, die der Autor für die magische Welt erdacht hat: die Morum Cadi, die toten Krieger, die ein wenig an „Herr der Ringe“ oder die Dementoren aus Harry Potter erinnern, die Salmac-Tar, die Gräfin und ihr dunkler Gebieter.

Im Anspruch lässt die Geschichte mitunter etwas zu wünschen übrig und zeigt sich überraschend unkritisch: so sagt Emma zum Thema Hexe, man sollte sie verbrennen, denn “das macht man doch so mit Hexen, oder?” (S. 73) – dieser Ausspruch bleibt unkommentiert stehen. Zwar ist er möglicherweise nicht ernstgemeint, aber ein so grausames Kapitel der Geschichte in dieser Art verharmlosend zu streifen, ist fragwürdig, auch woher Emma ihre erschreckende Meinung hat, ist unverständlich. Schade ist zudem das Klischee der „bösen Wölfe“, die von Gabriel mitleidslos getötet werden. Kinder- und Jugendbücher dieser Art fördern die unbegründete Angst vor und die Hetzjagd auf Wölfe und sind deshalb kritisch zu sehen. Und schließlich stellen kritische Leser fest, dass es wie selbstverständlich “Zwergendiener” gibt – wie in vielen Fantasybüchern üblich, wird die Monarchie und die Tatsache, dass es Diener und Privilegierte gibt, ein wenig glorifiziert.

Fazit

John Stephens erzählt eine Fantasygeschichte mit klassischen Motiven: Kinder wachsen von ihren Eltern entfernt in einem Waisenhaus auf, durch ein Buch reisen sie in eine andere Zeit, wo sie eine magische Welt retten müssen, und nebenbei sind sie noch auf der Suche nach ihren Eltern. Der Autor erzählt die Geschichte jedoch so zauberhaft und spannungsvoll, dass man ihm die mitunter mangelnde Innovation nicht übelnimmt. Eine wirklich gelungene Fantasygeschichte, düster und spannungsvoll, zauberhaft und mit viel Potenzial für die beiden weiteren Bände.

Originaltitel
The Emerald Atlas - Books of Beginning
ISBN10
3570152928
ISBN13
9783570152928
Dt. Erstveröffentlichung
2011
Gebundene Ausgabe
464 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 10 Jahren