Felicity Gallant und Das Auge des Sturms

Autoren: Melanie Welsh
Übersetzer: Peter Knecht
Verlag: Cecilie Dressler Verlag

Hochspannende Abenteuergeschichte ohne große Überraschungen

4 von 5

Anspruch: 3 von 5
Humor: 4 von 5
Lesespaß: 5 von 5
Schreibstil: 5 von 5
Spannung: 5 von 5

Bücher ab 12 Jahren

Zusammenfassung zu “Felicity Gallant und Das Auge des Sturms”

Felicity Gallant ist eine Außenseiterin ohne Freunde. In ihre Familie passt sie nicht hinein, in der Schule wird sie gemobbt. Sie ist größer und kräftiger als die anderen Mädchen, und in ihrer Freizeit liest sie gern. Als eines Tages das majestätische Schiff „Sturmwolke“ in den Hafen ihres Heimatortes, des kleinen Städtchens Wellow, einläuft und sie eine Holzkugel und ein geheimnisvolles Buch von einem fremden Kapitän erhält, ändert sich Felicitys Leben schlagartig. Zwar gewinnt sie mit Henry einen neuen Freund, doch der Frieden zu Hause ist vorüber. Eine ältere Dame, die sich als Großmutter vorstellt, quartiert sich bei Familie Gallant ein, übernimmt diskussionslos Felicitys Zimmer und wirft alle ihre alten Bücher weg, ihren größten Schatz. Außerdem verhält sich die Großmutter ihr gegenüber bösartig und scheint eine Art Zauber über den Rest der Familie gelegt zu haben: Weder ihre Mutter (die mit ihrer Schwangerschaft zu kämpfen hat), noch Felicitys Schwester Poppy bemerken die böse Seite der Großmutter, und der Vater scheint ohnehin unter einem Bann zu stehen. Felicity bleibt nichts anderes übrig, als sich anderweitig über die Großmutter und ihre Verbindung zur Familie zu informieren.

In dem geheimnisvollen Buch des Fremden, in der Bibliothek und in Gesprächen mit Henry stellt Felicity fest, wie sehr ihre Familie mit der „Sturmwolke“ und der Gentry, den Schmugglern, verbunden ist und dass ihr eigener Großvater das Oberhaupt der Gentry war. Auch von einer Art bedrohlicher Schutzpatronin der „Sturmwolke“ ist immer wieder zu lesen. In Wellow gibt es kaum jemanden, dessen Familie nicht in die Gentry involviert war, doch die Meinungen sind gespalten: Während die einen verächtlich auf die Gentry herabsehen – teils aus persönlichen Gründen und teils aus Ablehnung der blutrünstigen Strandräuberei, der sich ein Teil der Seeräuber schuldig machten -, möchten die anderen die Gentry gern wieder zum Leben erwecken und das nächste Schiff plündern, das den Hafen anläuft und Goldbarren geladen hat. Felicity gerät direkt zwischen die beiden Lager und bedarf all ihrer Kraft und der Hilfe ihrer Freunde, um das Leben ihrer Familie und die friedliche Zukunft Wellows zu retten…

Wichtige Charaktere

Felicity Gallant
Henry Twogood
Felicitys Eltern und ihre Schwester Poppy
Felicitys Großvater Rafe Gallant
Felicitys Großmutter
Felicitys Freundin Alice
Kapitän Abednego
Jeb Tempest und sein Großvater Isaac
Jasper Cutgrass
die Bibliothekarin Miss Cameron
Witwe Usage und ihr Sohn Villainous
Miranda Blake

Zitate

„Manchmal fragen mich die Leute, ob es mir nicht fehlt, ob ich das Abenteuer der Schmugglerei nicht vermisse. Und es stimmt, es fehlt mir tatsächlich. Ich vermisse den Reiz der Gefahr, wenn man in rauer See seinen Weg zwischen den Klippen sucht, während ein Südweststurm gegen die Küste peitscht. Wir konnten Dinge, die den meisten unmöglich waren – unsere praktische Erfahrung, das geheime Wissen, das über Generationen hinweg überliefert wurde, und nicht zuletzt auch schiere Tollkühnheit halfen uns dabei.“

„Henry zwängte sich vorbei an einem Garderobenständer voller Kleider, Spazierstöcke, Regenschirme, Klapphocker und Apfelpflücker und an einer großen Vitrine mit ausgestopften Tieren, die sonderbarerweise als Meerjungfrauen verkleidet waren. An der Wand gegenüber hingen alle möglichen Hüte, oft mehrere übereinander an einem einzigen Haken. Neben dem Eingang zum Wohnzimmer standen eine sehr große, stark ramponierte Arche Noah und eine Spiegelkommode, auf der alte, angeschlagene Tassen und Krüge aufgereiht waren. Bilder bedeckten jedes freie Fleckchen Wand, gerahmte Landschaften, Fotos, Ölbilder, Porträts, Drucke und Skizzen.“

Alle Bände der Reihe

1. Felicity Gallant und Das Auge des Sturms
2. Felicity Gallant und Das steinerne Herz

Persönliche Bewertung

Hochspannende Abenteuergeschichte ohne große Überraschungen

4 von 5

Dieses Buch hat alles, was eine gute Abenteuergeschichte braucht und bedient sich sehr gelungen der Faszination vieler Leserinnen und Leser für Piraten, für Schiffe und das Meer allgemein. Die Hauptfigur ist ein recht typischer Charakter, mit dem sich sicherlich viele identifizieren können: Eine Außenseiterin, die sich mit einem anderen Außenseiter anfreundet, die gern liest und tiefgründiger ist als ihre Altersgenossinnen. Felicity sieht sich mit dem Problem des unliebsamen Familienbesuchs konfrontiert und damit, aus ihrem Zimmer und letztendlich auch aus ihrem Zuhause vertrieben zu werden. Sie stellt fest: In der großen Familie der Twogoods mit wenig Platz und wenig Geld geht es harmonischer und liebevoller zu als bei ihr zu Hause. Der Zusammenhalt und die Beziehung untereinander sind also viel wichtiger als materieller Reichtum.

Melanie Welsh wählt für ihre Geschichte klassische Kulissen, deren Zauber sich wenige Leser entziehen können: Die Bibliothek als Zuflucht mit Tee, einem Kaminfeuer, mit Büchern und Kuchen. Auch Felicitys Haus und hier vor allem ihr Zimmer wirken idyllisch und faszinierend, werden jedoch von bedrohlichen Charakteren und Mysterien überschattet. Die kleine Hafenstadt an sich und vor allem das Haus von Alice schaffen mit ihren wunderbaren Atmosphären den perfekten Rahmen für die Geschichte.

Die Autorin erzählt Felicitys Abenteuer in ansprechender Sprache und hält die Spannung bis zur letzten Seite. Zwar bietet sie wenig Innovation, aber eine klassische, gut gemachte Geschichte ohne große Überraschungen. Neben der abenteuerlichen Handlung werden Themen wie Verantwortung und Feigheit (hier in Person des Kapitäns), aber auch die Gefahr der Macht und das Risiko eines so mächtigen Gerätes wie der Sturmmaschine angesprochen. Damit ist „Felicity Gallant“ zwar keine besonders anspruchsvolle, aber sehr unterhaltsame und gut lesbare Abenteuergeschichte vor der unwiderstehlichen Kulisse einer kleinen Hafenstadt und eines echten Piratenschiffs.

Was man im deutschen noch nicht vermutet: Dieses Buch ist der erste Band einer Reihe. Die Geschichte wirkt so abgeschlossen wie in einem Einzelband, man kann sich jedoch gut vorstellen, dass es mit der Sturmwolke, mit Felicity und Henry weitergeht – und das ist auch gut so!