Herr Hase und das schöne Geschenk

„Herr Hase und das schöne Geschenk“ von Charlotte Zolotow, 1962 im Original erschienen und 1967 erstmals in deutscher Übersetzung erhältlich, wurde passend zu Ostern vom Schweizer Diogenes Verlag neu aufgelegt. Das Format ist kleiner als das gängige Bilderbuchformat und eignet sich mit seinem Schutzumschlag und dem wertigen Papier hervorragend als Geschenkbuch oder als das etwas andere „Ostergeschenk“: Es kommt zwar ein Hase darin vor, ansonsten hat es aber nichts mit dem Fest zu tun. Die Geschichte um das kleine Mädchen, welches für seine Mutter ein passendes Geburtstagsgeschenk sucht, fängt ohne Einleitung an und beginnt direkt mit dem Dialog zwischen dem Mädchen und Herrn Hase. Diese Dialoge, die sich auf jeder Seite fortsetzen (es gibt keinen Erzähler), sind amüsant für Groß und Klein und üben durch ihren wiederholenden Inhalt sicher einen speziellen Reiz auf die junge Zuhörerschaft aus. Neben dem Mitsprechen der Zeilen und dem Kennenlernen von Farben und Obstsorten lernen Kinder mit diesem Buch völlig unaufdringlich den Wert eines Geschenkes kennen. Es geht nicht um den Preis, der dafür gezahlt wird, sondern darum, dass es dem Beschenkten besonders gut gefällt.

Die Illustrationen zum Buch stammen von keinem Geringeren als Maurice Sendak. Während der Text jeweils auf dem unteren Drittel der linken weißen Seiten steht, finden sich die zugehörigen Bilder ganzseitig auf dem rechten Blatt. Neben pastelligen Aquarellbildern, deren Hintergründe an den impressionistischen Stil erinnern, zeichnete Sendak einige Bilder auch in dem Stil, den man aus seinem bekanntesten Bilderbuch kennt, „Wo die wilden Kerle wohnen“. Auf jedem der Bilder, die an Gemälde erinnern (mit einem zitiert er das „Frühstück im Grünen“ von Manet), sind außer dem Hintergrund nur das kleine Mädchen und Herr Hase in verschiedenen Posen zu sehen. Sendak zeichnet das Mädchen mit Strohhut und wie eine junge Dame, die Mutter illustriert er nicht. Auch Dinge wie ein Taxi oder ein Feuerwehrauto, die im Text vorkommen, spart er bewusst aus. So entstehen märchenhafte, der Zeit entrückte und leicht surreale Bilder, die die Anlage des Textes perfekt aufnehmen: Es scheint das normalste von der Welt zu sein, dass ein sprechender, unbekleideter aufrecht gehender Hase einem kleinen Mädchen bei der Auswahl eines passenden Geschenkes behilflich ist. Durch die Berücksichtigung des abnehmenden Lichts im Tagesverlauf meint man zudem, man wäre tatsächlich einen ganzen Tag mit Herrn Hase unterwegs gewesen.