Der Zwerg Nase
Zusammenfassung zu “Der Zwerg Nase”
Jakob ist 12 Jahre und ein schönes Kind. Seine Eltern sind ein Schuster und eine Gemüsefrau, die ihre Waren auf dem Markt anbietet. Jakob hilft seiner Mutter an ihrem Stand, indem er die Waren ausruft und den Kunden ihre Käufe nach Hause trägt. Dort bekommt er oft Kleinigkeiten wie ein Stück Kuchen oder Blumen geschenkt, weil den reichen Herrschaften sein Anblick sehr gefällt.
Eines Tages kommt eine alte Frau, die mit ihren roten Augen sehr unheimlich aussieht und auf einem Stock zu schweben scheint, an den Stand und schaut sich die angebotenen Kräuter ganz genau an. Doch das Kraut, nach dem sie sucht, ist nicht dabei. Da sie die Ware schlecht redet und andere vom Kauf abhält, beschwert sich Jakob bei ihr und beschimpft sie. Die Alte antwortet ihm sonderbare Dinge und kauft schließlich sechs Kohlköpfe, aber nur unter der Bedingung, dass Jakob sie ihr nach Hause trägt. Der fürchtet sich vor der Frau und weint, doch seine Mutter befiehlt ihm, der Kundin zu helfen.
Das Haus der alten Frau steht in einem entlegenen Teil der Stadt und sieht von außen stark baufällig aus. Drinnen jedoch ist es opulent eingerichtet mit Marmor und einem Glasboden, auf dem sie mit Kokosschalen hin- und hergleiten kann ohne ihren Stock zu gebrauchen. Im Haus bekommt Jakob sonderbare Wesen zu sehen. Meerschweinchen mit Nussschalen an den Füßen, die aufrecht gehen und menschliche Kleidung tragen. Die Alte bereitet ihm zum Dank eine Suppe zu, bei der ihr ihre tierliche Küchenbrigarde zur Hand geht.
Von der Suppe und Weihrauchdämpfen fällt Jakob in einen tiefen Schlaf, so scheint es. In Wirklichkeit muss er von nun an sieben Jahre lang als Eichhörnchen der alten Frau dienen. Er schafft es vom Schuhputzer bis zum Ersten Pastetenmacher aufzusteigen bis er eines Tages einen Kräuterschrank entdeckt und durch dessen Inhalt seine menschliche Gestalt wiedererlangt. Er kann fliehen, allerdings wurde er von der alten Frau in einen Zwerg ohne Hals und mit einer langen Nase verwandelt. Jakob ahnt dies noch nicht und möchte zu seinen Eltern zurückkehren. Doch die erkennen ihren Sohn durch die Verwandlung nicht mehr. Er beschließt daher, seine erworbenen Kochkünste einzusetzen und begibt sich an den Hof des Herzogs, wo er Unterküchenmeister wird. Aber ob er je wieder seine alte Gestalt erlangt?
Wichtige Charaktere
- Jakob (Zwerg Nase)
- seine Mutter Hanne, eine Gemüsefrau
- sein Vater, ein Schuster
- die böse Fee Kräuterweis
- Urban, der Barbier
- der Herzog
- die Gans Mimi
- die Tochter des Zauberers Wetterbock
- das Kraut „Niesmitlust“
Zitate
“ Die Frau des Schusters betrachtete dieses Weib aufmerksam. Es waren jetzt doch schon sechzehn Jahre, dass sie täglich auf dem Markte saß, und nie hatte sie diese sonderbare Gestalt bemerkt. Aber sie erschrak unwillkürlich, als die Alte auf sie zu hinkte und an ihren Körben stille stand.“
„‚Muss dir nun auch etwas geben zum Lohn, weil du so artig bist‘, murmelte die Alte. ‚Gedulde dich nur ein Weilchen, will dir ein Süppchen einbrocken, an das du dein Leben lang denken wirst.‘ So sprach sie und pfiff wieder. Da kamen zuerst viele Meerschweinchen in menschlichen Kleidern; sie hatten Küchenschürzen umgebunden und im Gürtel Rührlöffel und Tranchiermesser; nach diesen kam eine Menge Eichhörnchen hereingehüpft; sie hatten weite türkische Beinkleider an, gingen aufrecht, und auf dem Kopf trugen sie grüne Mützchen von Samt.“
Persönliche Bewertung
Meisterhaft illustrierte Ausgabe eines magischen Hauff-Märchens
Das Kunstmärchen von Wilhelm Hauff um den Zwerg Nase ist vom Verlag minedition glücklicherweise in der Originalfassung ungekürzt abgedruckt worden. Somit handelt es sich bei der vorliegenden Neuausgabe von 2014, wie auch schon bei der ersten Auflage von 1993, um keine Nacherzählung eines anderen Autors speziell für Kinder. Die Sprache Hauffs ist der Zeit entsprechend, er verfasste das Märchen 1826. So sind Grammatik und einige Begriffe wie etwa „Genien“, „Foppen“ oder „Range“ fremdklingend in der heutigen Zeit. Ebenso wie die körperliche Gewalt in Form von Strafen. Seiner erzählerischen Kraft kann man sich schwerlich entziehen, zum Vorlesen muss das Buch aber vermutlich wegen der Länge in mehrere Etappen aufgeteilt werden.
Besondere Faszination und Schauer übt das Magische in diesem Hauff Märchen in Form der alten Fee Kräuterweis aus, die sich nur alle 50 Jahre unter die Menschen begibt. Ihr Erscheinungsbild, ihr verzaubertes Haus, ihre Kräuterkunde und ihre in Tiere verwandelten Bediensteten sind eine Freude für die Fantasie. Hauff lässt das Märchen von einem Sklaven aus Frankistan erzählen, der es Scheik Ali Banu in Bagdad erzählt. Zu Beginn gibt es eine kurze einleitende Passage, die wie auch ein kurzer Einschub und das einseitige Nachwort, in dem die Faszination von Geschichten und vom Geschichtenerzählen und Zuhören Thema ist, in kursiv gedruckt sind.
Neben den Verwandlungen der Hauptfigur und der Gans sind die magische Zahl 7 (die Anzahl der Jahre bei der bösen Fee) und die politischen Anspielungen auf den damaligen „Flickenteppich“ der Deutschland-Landkarte mit dem Wörtern „Kräuterkrieg“ und „Pastetenfrieden“ die auffälligsten Elemente der Geschichte. Moralisch wird klar vermittelt, dass man einen Menschen nicht auf sein Äußeres reduzieren sollte. Trotz des Gelächters der Massen über sein Aussehen bekommt der Zwerg Nase eine Chance bei Hofe und überzeugt durch seine Kochkunst.
Was diese Ausgabe neben seinem Originaltext so besonders gelungen erscheinen lässt, sind die meisterhaften Illustrationen von Lisbeth Zwerger. Die zarten, feinen Aquarelle begleiten als ganzseitige Zeichnungen und als kleinere freigestellte Illustrationen den Text und schaffen das Kunststück, sich nicht in den Vordergrund zu drängen, sondern fügen sich vielmehr nahtlos in ein Gesamtkunstwerk ein. Um die Textseiten wurden farblich auf die Bilder abgestimmte Rahmen gelegt. Das Papier ist von glatter, fester Qualität. Im Vergleich zur Ausgabe von 1993 sticht die verbesserte Reproduktionsqualität der Illustrationen ins Auge. Zudem wurden im Vor- und Nachsatz zwei kleine Aquarellzeichnungen neu hinzugefügt (ein Obstkorb und die Niespulver-Pflanze).
Fazit
Ein geändertes Titelbild, ein etwas größeres Format und eine im Vergleich zur 1993er Ausgabe deutlich erkennbare Qualitätssteigerung der Reproduktionstechnik der Illustrationen von Lisbeth Zwerger in Kombination mit dem Originaltext von Wilhelm Hauff machen diese Zwerg Nase Ausgabe zu einer unverzichtbaren Ausstattung einer jeden guten Märchenbibliothek!
- ISBN10
- 386566184X
- ISBN13
- 9783865661845
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014 (1993)
- Gebundene Ausgabe
- 64 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 3 Jahren