Die Tochter des Bildhauers
Zusammenfassung zu “Die Tochter des Bildhauers”
Tove Jansson, Autorin und Illustratorin der weltberühmten „Mumins“-Bücher und Comics, erzählt in diesem Buch aus ihrer Kindheit. Als Tochter einer Illustratorin und eines Bildhauers wuchs sie in einem unkonventionellen Haushalt auf, in dem die Kunst eine wichtige Rolle spielte, das Atelier den zentralen Teil des Hauses einnahm, Feste gefeiert wurden und das Leben von Fantasie und ungewöhnlichen Erlebnissen geprägt war. Die Geschichten in „Die Tochter des Bildhauers“ erzählen aus diesem Leben, von Toves Spielen mit Freundinnen oder der Köchin und Haushälterin, vom alltäglichen und dennoch so ungewöhnlichen Leben, von Ausflügen und den Ferien am Meer, vom zahmen Affen des Vaters oder der wenig künstlerisch begabten aber umso ambitionierteren Tante.
Wichtige Charaktere
- Tove Jansson
- ihre Eltern
- Anna
- Fanny
- der Affe Poppolino
Zitate
„Bei Einbruch der Dämmerung beginnt ein großes graues Wesen vom Meer hinterm Hafen heranzukriechen. Das Wesen hat kein Gesicht, dafür aber sehr deutliche Hände, mit denen es eine Insel nach der anderen bedeckt, während es vorankriecht. Wenn keine Inseln mehr da sind, streckt es den Arm übers Wasser, einen sehr langen Arm, der leicht zittert, und beginnt nach Skatudden zu tasten. Die Finger erreichen die russische Kirche und berühren den Berg – oh! Eine große graue Hand!“
„Die Sonne ist höher gestiegen, und die Gegend rings um beginnt ihr normales Aussehen anzunehmen. Es wird schwieriger werden, jetzt noch jemanden zu finden, der einem Gesellschaft leistet; meine Freunde existieren nur früh am Morgen und in der Dämmerung. Aber das macht nichts. Ich kann die Augen schließen und rückwärts denken.“
„Einmal fand ich ein Rindenschiff, das hieß Darling. Es war sehr schön gemacht mit Laderaum, Ruder, Ruderhaus und echten Stoffsegeln. Aber Papa sagte, ich müsse nicht nach dem Besitzer suchen.
Es kann sein, dass nichts besonders wichtig ist, wenn es nur klein genug ist. Das glaube ich.“
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Persönliche Bewertung
Episoden aus einer ungewöhnlichen und zauberhaften Kindheit
Wer sich von „Die Tochter des Bildhauers“ eine Autobiografie Tove Janssons verspricht, dürfte enttäuscht werden. Schon die recht geringe Anzahl an Seiten deutet darauf hin, dass es sich bei diesem Buch nicht um ein Abbild von Janssons Kindheit handelt, sondern die Autorin nur Episoden daraus herausgegriffen hat, die sie mit ihren Lesern teilt. Der Blick ins Buch bestätigt dies: Vom Leben im Haus und Sommerhaus ihrer Künstlereltern erzählt Tove Jansson amüsante, teilweise auch nachdenklich stimmende Sequenzen, die einen kleinen Einblick geben in eine Kindheit, in der es wenig Grenzen und Regeln, dafür aber viele Freiheiten und viel Fantasie gab. Die knapp 20 Kapitel mit ihren Geschichten stehen nicht im Zusammenhang und können unabhängig voneinander gelesen werden.
Natürlich sind die Geschichten und Gedanken der kleinen Tove Jansson von ihrer Zeit geprägt. Über gewisse Geschlechterklischees und Verallgemeinerungen darf man sich daher im Buch nicht wundern, ebenso wenig über den als Haustier gehaltenen Affen. Ausgeglichen werden diese durch wunderbar unkonventionelle Ideen und Vorstellungen von einem ganz „normalen“ Leben, das in einem Haus mit zwei Künstlereltern natürlich vollkommen anders aussieht als in einem Durchschnittshaushalt aus dieser Zeit. Wird die Treppe gerade in ein künstlerisches Werk verwandelt, betritt man das Haus eben durch das Fenster, ist das Haus eingeschneit, verwandeln sich Mutter und Tochter in zwei Bären in ihrem Winterversteck und auch Feste müssen auf ganz besondere Weise gefeiert werden.
Mit einer ganz besonderen kindlichen Fantasie, die sicherlich zu gleichen Teilen der Inspiration durch ihre Eltern als auch der häufigen Abwesenheit anderer Kinder zuzuschreiben ist, entdeckt Tove Jansson ihre Begeisterung für bestimmte Wörter, die nur geflüstert werden können (Explosion, unerbittlich, Ornamentik oder Kolonialwarenladen) und ersinnt sich imaginäre Freunde, die sie in den verschiedenen Buchten der Insel trifft. Ein vollständiges Abbild ihrer Kindheit ist dies sicherlich nicht, inspirierende Anekdoten und Begebenheiten aus einem ungewöhnlichen Leben sind es jedoch in jedem Fall.
Fazit
Die autobiografischen Episoden in „Die Tochter des Bildhauers“ verzaubern mit ihrer nostalgischer Atmosphäre, mit ihrer einfachen, aber wirkungsvollen Sprache und mit der beeindruckenden Fantasie eines kleinen Mädchens, dessen Kreativität und Einfallsreichtum durch seine künstlerischen Eltern beeinflusst wurde. Für Anhänger der Autorin, Träumer und alle Leser und Leserinnen, die sich für das Leben im Skandinavien Anfang des 20. Jahrhunderts interessieren.
- Originaltitel
- Bildhuggarens dotter
- ISBN10
- 3825178870
- ISBN13
- 9783825178871
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014 (1968)
- Gebundene Ausgabe
- 127 Seiten