Fair Play

Autoren
Übersetzer
Birgitta Kicherer
Verlag
Urachhaus Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Fair Play”

Mari und Jonna sind zwei Künstlerinnen, die zusammen leben, nebeneinander arbeiten, gemeinsame Sommer auf einer Schäreninsel verbringen und durch die Welt reisen. Hierbei meistern sie nicht nur den gemeinsamen Alltag, sondern auch ihre unterschiedlichen Eigenschaften und Eigenarten, erleben kleine Abenteuer und setzen sich mit einander und manchmal auch mit ihrem Umfeld auseinander. Neben ihren künstlerischen Arbeiten und spielerischen Versuchen mit neuen kreativen Medien veranstalten Mari und Jonna zum Beispiel Filmabende, geraten mit ihrem Boot in den Nebel, freunden sich in einer nordamerikanischen Kleinstadt mit einem exzentrischen Zimmermädchen an oder halten ihre Reisen auf Videos fest.

Die Geschichten im Buch sind episodenhaft erzählt, stehen teilweise miteinander im Zusammenhang, können jedoch auch als verschiedene, weitgehend unabhängige Kurzgeschichten mit gleichbleibenden Hauptfiguren verstanden werden.

Wichtige Charaktere

  • Mari
  • Jonna

Zitate

„An einem dieser Tage saß Jonna auf dem Felsen und verpasste einer ovalen Holzdose den letzten Feinschliff; sie behauptete, es sei afrikanisches Holz, hatte den Namen aber vergessen.
‚Kriegt sie auch noch einen Deckel?‘, fragte Mari.
‚Natürlich.‘
‚Hast du schon immer mit Holz gearbeitet? Damit meine ich nicht Holzschnitt oder Holzstich, sondern richtig?‘
Jonna legt die Dose weg. ‚Richtig‘, wiederholte sie. ‚Na, das war ein glorioser Kommentar! Versuch jetzt bitte zu begreifen, dass ich spiele. Und ich habe vor, weiterzuspielen. Hast du vielleicht etwas dagegen?'“

„In dem Jahr, als Mari und Jonna ihre große Reise machten, begann Mari plötzlich, sich intensiv für Friedhöfe zu interessieren. Wohin sie auch kam, erkundigte sie sich, wo der Friedhof lag, und beruhigte sich erst, wenn sie ihn besichtigt hatte. Jonna war erstaunt, fand sich aber mit dieser eigenartigen Manie ab und sagte sich, das geht wohl vorbei, letztes Mal waren es Wachsfigurenkabinette, und das hat nicht lange angehalten. Sie begleitete Mari gehorsam straßauf, straßab durch die stillen, wohlgeordneten Städte der Grabmale und filmte hier und da ein bisschen, obwohl sie sich eigentlich nie etwas aus dem, was ihrer Meinung nach stillstehend und endgültig war, gemacht hatte. Es war sehr heiß.“

Links

Leseprobe beim Verlag

Persönliche Bewertung

Phantasievoll, weise und einfühlsam, wie von Tove Jansson gewohnt

5 von 5

Wer sich ein wenig mit Tove Janssons Biografie auskennt, kann nicht umhin zu vermuten, dass „Fair Play“ zahlreiche autobiographische Bezüge aufweist. Zwei Künstlerinnen, die gemeinsam leben und reisen – und eine Beziehung führen, die zwar nie explizit in der Geschichte genannt, aber dennoch oft genug angedeutet wird. Dass es zwei Frauen und nicht ein Mann und eine Frau sind, die hier eine Beziehung führen, ist zwar ungewöhnlich (und erfrischend), spielt aber für die zwischenmenschlichen Herausforderungen im Grunde keine Rolle. Die amüsanten Episoden, die kleinen Weisheiten und das warmherzige respektvolle Miteinander zwischen Mari und Jonna sind auf viele Beziehungen und Freundschaften übertragbar.

Wie schon in ihrem „Sommerbuch“ beweist Tove Jansson auch mit „Fair Play“, welch tiefgründige vielschichtige Geschichten sich mit allein zwei Hauptfiguren erzählen lassen. Spektakuläre Schauplätze, Hochspannung und eine Vielzahl unterhaltsamer Charaktere – all dies braucht die Autorin nicht, um einen höchst unterhaltsamen, inspirierenden und ungewöhnlichen Roman zu erzählen, in dem die beiden Frauen einerseits wunderbar menschlich wirken, gleichzeitig jedoch dank des auktorialen Erzählers in einer gewissen Distanz zum Leser bleiben.

Sprachlich ist auch dieses Buch ein Hochgenuss, in einem einfachen, aber sehr wirkungsvollen Schreibstil belebt die Autorin ihre Szenen und Figuren, erschafft Dialoge und Stimmungen. Die Unterhaltungen zwischen Jonna und Mari gehören hierbei sicherlich zu den faszinierendsten Erscheinungen des Buches. Mit „Fair Play“ beweist Tove Jansson wieder einmal, dass sie zu Unrecht hauptsächlich für die Mumins-Bücher und -Comics bekannt ist, sondern auch eine exzellente Romanautorin ist.

Fazit

Mit nur zwei Hauptcharakteren zaubert Tove Jansson eine berührende, intime und tiefgründige Geschichte über Beziehungen, die Liebe und die Individualität.

Originaltitel
Rent spel
ISBN10
3825178927
ISBN13
9783825178925
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Gebundene Ausgabe
121 Seiten