Frühstück mit Proust
Zusammenfassung zu “Frühstück mit Proust”
Jades Großmama erleidet einen Schwächeanfall und die drei Töchter wollen Mamoune, so wird die Großmutter in der Familie genannt, in ein Pflegeheim bringen. Jade ist empört und entführt ihre Großmutter zu sich, in ihre Pariser Wohnung. In der im Moment reichlich Platz ist, wie in Jades Leben auch, denn sie hat sich gerade von ihrem Freund getrennt, da sie in der Vorhersehbarkeit des Zusammenlebens zu ersticken drohte. Gleich zu Beginn offenbart Mamoune, die von Jade (und ihrer ganzen Familie) immer für eine ganz einfache Frau – eine Bäuerin mit Talent für Kindererziehung – gehalten wurde, dass sie ihr ganzes Leben lang eine heimliche Leserin gewesen sei. Jade ist absolut fasziniert von der unbekannten Seite ihrer Großmutter und gibt ihr das von allen abgelehnte Exemplar des von ihr geschriebenen Romans zu lesen. Mamoune liest und kommentiert. Zielgerichtet und stilsicher. Auch in der Auseinandersetzung mit der angereisten Tochter, die die Großmutter weiterhin vom Pflegeheim überzeugen will, offenbart Mamoune eine Größe, die bisher keiner an ihr kannte. Zudem tritt ein schwedischer Inder in Jades Leben. Sie taucht ein in eine Welt nie erlebter Sinnlichkeit. Mamoune hingegen beginnt – im Internet – einen Verleger für das Buch ihrer Enkelin zu suchen. Und trifft auf den Halbbruder des Grafen, der sie ihrer Zeit im Dorf „meine geliebte Leserin“ nannte, und ihr dabei den Zugang zu seiner Bibliothek ermöglichte. Ein Ort, an dem die Leserin Jeanne ihre literarischen Kostbarkeiten fand, um sie anschließend, oft aus dem Kopf zitiert, in ihrem Haushaltsbuch festzuhalten. Zwischen dem Halbbruder und Mamoune beginnt eine zärtliche Romanze zu erblühen, und Mamoune beschließt, auch noch das Meer kennenzulernen, das sie in den achtzig Jahren ihres Lebens noch nie sah.
Wichtige Charaktere
- Jade und ihre Großmutter Mamoune alias Jeanne
Zitate
„Ich bin eine Frau zwischen zwei Kulturen. Ich weiß die Namen aller Pflanzen, und meine Mutter hat mir ihre heilende Wirkung erklärt. Ich habe mehr Geschichten im Kopf als mein Sohn in seiner ganzen Bibliothek. Er weiß nichts mehr: er besitzt Bücher.“
„Wir sind blind, in den Menschen, die uns am nächsten stehen, sehen wir immer nur, was wir von ihnen zu wissen glauben. Wir lassen uns oft täuschen von den Etiketten, die wir unseren Freunden oder Verwandten irgendwann einmal aufgeklebt haben? Warum wollen wir die Wandlungen und Wendungen, die uns Menschen ereilen und uns verändern, nicht zur Kenntnis nehmen.“
„Ich weiß noch, wie sehr mich das Wunder faszinierte, dass die guten Bücher immer genau im richtigen Moment zu mir kamen. Dass sie manchmal aus dem Regal fielen, um auf die Fragen zu antworten, die das Leben mir stellte. So fand ich zu einer Zeit, in der ich fast verzweifelt wäre, die Gelassenheit wieder, genoss die Tugenden der erträumten Liebe, überließ das Reisen anderen, sortierte Mord in die Abteilung des Unmöglichen. Ich habe alles erlebt, ich bin tausend Jahre alt, und das verdanke ich den Büchern.“
Persönliche Bewertung
Spannend schön wie ein französischer Film – ein Buch über die Liebe zum Lesen und die wunderbare Sinnlichkeit des Lebens.
Ein Buch, so unglaublich schön, dass es sich tief in die Erinnerung und Gefühlswelt des Lesers einbrennt. Ein Roman über die Liebe zum Lesen, über intellektuell unverbrauchten Lesegenuss. Zudem eine Erzählung über die Würde des Alters, über den Sinn des Lebens und über seine Sinnlichkeit. Und auch noch eine wunderbar erzählte Geschichte, die aus den Buchstaben leuchtet und entspringt und dabei Bilder gebraucht, wie sie die wunderbarsten französischen Filme zeigen, erinnert sei an „Amelie“. Man ist, fast wie im Rausch gefangen in der Lebenswelt von Mamoune und Jade und wünscht, es möge ewig so weitergehen. Um am Gipfel ganz tief abzustürzen, in ein Tal der Traurigkeit und der verschenkten Möglichkeiten – mehr sei an dieser Stelle über das erschütternde Ende nicht verraten.
Fazit: Ein mitreißender Roman, der abläuft wie ein französischer Film. Die ganze Schönheit des Lesens und die Sinnlichkeit des Lebens – erzählt in einer kleinen Geschichte – die dem Leser am Schluss fast das Herz zerspringen lässt.
- Originaltitel
- La grand-mère de Jade
- ISBN10
- 3352007926
- ISBN13
- 9783352007927
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2010
- Gebundene Ausgabe
- 286 Seiten