Mein Leben im Schrebergarten
Zusammenfassung zu “Mein Leben im Schrebergarten”
Familie Kaminer beschließt einen Schrebergarten zu pachten. Schon bei der ersten Besichtigung gilt die Liebe der Parzelle 18 in der Kolonie „Glückliche Hütte“. Im April- der Sommer nähert sich mit großen Schritte – werden die Obi-Gartenmöbel aufgebaut, das Leben als Schrebergärtner nimmt seinen Lauf. Die große Entdeckung – es gibt ein Paralleldeutschland, ein Land hinter dem Land – oder auch daneben. Und es gibt die Kleingartenverordnung, die derart gestrickt ist, dass eigentlich jeder Schrebergärtner zum Verbrecher werden muss. Es gilt den Rhabarber zu entdecken, ein Gemüse, das wohl nur in Deutschland verspeist wird. Und es gilt das Explodieren der Natur zu erleben, das sich selbst durch die Kleingartenverordnung nicht eindämmen lässt. Als der Sommer da ist, zieht es die Kleingärtner aus der heimischen Idylle hinaus in die große weite Welt, um endlich mal Urlaub zu machen. Im Falle der Familie Kaminer soll es nach Russland gehen, denn beide Kinder sind noch nie in der Heimat der Eltern gewesen. Moskau ist zu teuer, also fliegen alle in den Nordkaukasus, nach Tschetschenien, in den Garten der Schwiegermutter. Es wird eine aufregende Reise, die für russische Verhältnisse jedoch ganz gar nicht ungewöhnlich ist. Ein Kurzbesuch auf Ibiza, Kaminers Frau braucht das Meer und der Sohn soll schwimmen lernen, rundet den Sommer ab. Ibiza verführt zur Erkenntnis, dass man das nicht mehr braucht – und sich in den Kleingarten zurück sehnt. Dort angekommen steht die Apfelernte an – die zum Ende des Buches zu einem Monolog über Fruchtfliegen verführt, bevor das Gartenjahr mit der Vollversammlung der Kleingärtner und selbstgebranntem Johannisbeerschnaps beschlossen wird.
Zitate
„Wenn ich in meinem Schrebergarten auf der Wiese zwischen Rosen und Ameisen liege, wird mir allmählich klar, dass von der Natur wahrscheinlich genau dieser Platz für mich vorgesehen war. Ja, genau hier, zwischen Rosen und Ameisen. Ich bin hier eine ungewöhnliche Erscheinung. Ich summe nicht, ich bekomme keine Blüten, ich kann nicht einmal fliegen, aber ich kann sehr gut liegen. Die Frage nach dem Sinn, wer oder was ich bin, erledigt sich dabei von allein. Ich bin eine große stationäre Hummel.“
„Gut dachte ich, irgendwie gehört Rhabarber zur hiesigen Leitkultur, man kann ihn als Teil des Integrationsprogramms betrachten.“
„Die Sonne ist nur ein Morgenstern, erinnerte ich mich. Die Erde ein Schrebergarten, und wir sind ihre Freunde, die Gartenfreunde, die sich zwischen nassen Rhabarberblättern einquartiert haben. Und darauf trinken wir noch einen.“
Persönliche Bewertung
Charmante Pflichtlektüre für jeden Kleingärtner
Russischer Satiriker beantwortet die Frage: Was ist eigentlich typisch deutsch? Ein Russe pachtet in Berlin einen Schrebergarten, und beschließt über dieses Erlebnis einen kleinen Roman zu schreiben. Wenn der Schreiber dann noch der begabte Geschichtenerzähler Wladimir Kaminer ist, steht kurzweiliger, charmanter, gleichwohl tiefschürfenden Betrachtung des (Kleingärtner)Lebens nichts mehr im Wege. Ausflüge in die große weite Welt, nach Tschetschenien, Polen, Schweden, Ibiza, zur Eisdiele auf dem Prenzlauer Berg, sowie das Leben von Meerschweinchen und Fruchtfliegen bieten reichlich Anekdoten, die eine humorvolle russische Seele einsammelt, während sie in einem deutschen Schrebergarten Rhabarberkompott verzehrt, Johannisbeerschnaps trinkt und Fussball-Weltmeisterschaft schaut. Einfach ein wunderbar lebensnaher, einfühlsam-lustiger Roman. Zu Recht gilt Kaminer als einer der besten und unterhaltsamsten Autoren der Gegenwartsliteratur und „Mein Leben im Schrebergarten“ ist eines seiner besten Bücher.
- ISBN10
- 3442546184
- ISBN13
- 9783442546183
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2007
- Gebundene Ausgabe
- 224 Seiten