Tove Jansson – Die Biografie

Autoren
Übersetzer
Anke Michler-Janhunen
Regine Pirschel
Verlag
Urachhaus Verlag

Zusammenfassung zu “Tove Jansson – Die Biografie”

Malerin, Karikaturistin, Autorin und natürlich Schöpferin der einzigartigen Mumins-Familie – all das ist Tove Jansson. In 12 Kapiteln gibt Tuula Karjalainen einen Einblick in das Leben einer ungewöhnlichen Frau. Ihnen vorangestellt ist eine Einleitung unter der Überschrift „An den Leser“, in der die Autorin über ihre Begegnungen mit Tove Jansson und ihre Arbeit an dem Buch erzählt. Karjalainen erklärt ihre Herangehensweise und die Gliederung der Biografie und charakterisiert Tove Jansson als außergewöhnliche Künstlerin mit großer Freiheitsliebe, die sich nicht von Konventionen beschränken ließ.

Das erste Kapitel beschäftigt sich mit Tove Janssons Eltern und ordnet die Kindheit in den familiären Künstlerhintergrund ein. Außerdem werden ihr Weg zur Künstlerin und die Rolle ihrer Freunde und ihres Geliebten beschrieben, die ihr künstlerisches Schaffen beeinflussten. In Kapitel zwei geht es um die Jugendzeit der Künstlerin, ihren Lebensunterhalt und ihre frühen Werke, den Einfluss des Krieges auf ihre Arbeit (die sich beispielsweise in politischen Karikaturen äußerten) sowie Toves Liebe zu „Tapsa“ und Atos. Der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg beschreibt das dritte Kapitel: Die schwere wirtschaftliche Lage, Toves erste Beziehung zu einer Frau und wie diese (ebenso wie die politische und gesellschaftliche Situation des Landes) ihre Selbstwahrnehmung, ihr Leben und Werk beeinflusste. Kapitel vier widmet sich der Entstehung der Mumins, die Tove Jansson weltweite Bekanntheit einbringen sollte.

Im fünften Kapitel entwickelt sich Toves Kunst beeinflusst von den modernen Kunstströmungen der 50er Jahre, ihr Leben ist von Reisen und den Schwierigkeiten ihrer gleichgeschlechtlichen Beziehung geprägt. Kapitel sechs zeigt, wie die Mumins weiter die Welt erobern, die Comics und Bücher eine millionenfache Leserschaft finden. Toves neue und den Rest ihres Lebens andauernde Beziehung zu ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä ist Thema des siebten Kapitels, unter anderem auch ihre Entsprechung in den Mumins-Geschichten in Form der Figur Too-ticki. Kapitel acht erzählt savon, wie Tove Jansson schließlich zur Malerei zurückkehrt und zu abstrakteren Gemälden übergeht. Im folgenden neunten Kapitel wird Tove Janssons Arbeit als Autorin beschrieben: Neben ihren Mumins-Büchern verfasst sie nun auch Geschichten, die eng an ihr Leben angelehnt sind und vor allem von einer älteren Zielgruppe gelesen werden. Das sehr kurze Kapitel zehn widmet sich Toves und Tuulikkis Zeit in einem Pariser Künstlerhaus, Kapitel elf zeigt Tove Jansson als Autorin für Theater, Rundfunk und Fernsehen. Im Privatleben ist ihr Rückzugsort in ihr kleines, sehr einfaches Haus auf einer kleinen Schäreninsel eine wichtige Station ihres weiteren Lebens. Das Ende des Kapitels umreißt außerdem die vielen Interpretationsversuche, die verschiedenste Forscher an Tove Janssons Werken in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung bis heute unternehmen. Im letzten Kapitel schließlich unetr der Überschrift „Abschiede“ werden die letzten Lebensjahre der Künstlerin wiedergegeben, bis zu ihrem Tod im Jahr 2001. Der Anhang besteht aus zahlreichen Anmerkungen mit Quellen sowie einem umfangreichen Quellenverzeichnis sowie Bildnachweisen und einem alphabetischen Personenregister.

Zitate

„Tove Jansson sah die Einschränkungen in der gesellschaftlichen Stellung der Frau schon früh an der Ehe ihrer Eltern. In ihrem eigenen Leben an der Seite starker Männer musste sie ebenfalls stets auf der Hut sein und aufpasse, dass ihre Freiheit gewahrt blieb. Um das Recht auf eine eigene Meinung hatte sie schon mit ihrem Vater kämpfen müssen. Gefährlich emfand sie später immer wieder die bedingungslose Verliebtheit. Schon Vanni hatte sie davor gewarnt, sich in der Welt des anderen zu verlieren und nur noch sein Schatten zu sein. Während des Krieges, als es um ihre Beziehung mit Tapiovaara am schlimmsten stand, schrieb sie, dass sie bei sich alle typischen Verhaltensweisen der Frauen entdeckt hatte, nämlich den Hang, den Mann zu bewundern, sich unterzuordnen und auf Eigenens zu verzichten.
Tove Jansson lebte schließliuch in ihren Liebesbeziehungeun ohne den Ehesegen, den die damalige Zeit forderte, und ertrug die Verurteilung durch die Gesellschaft mit leidlicher Gelassenheit. Möglicherweise hielt sie die Ehe für eine Institution, die ihre Freiheit zu sehr eingeschränkt hätte, und wählte instinktiv Männer, die ihre Freiheit schätzten. So kam es nicht einmal dann zu einer Eheschließung, als sie selbst es gern gewollt hätte.“

„Tove Jansson bezeichnete ihre Kunst als asozial und meinte damit eine nicht-gesellschaftliche Kunst. Außerdem betonte sie wiederholt, eine Individualistin zu sein. Ihr Wunsch, frei wählen zu können, und die Betonung ihrer Individualität schienen ihr den Zugang zu den neuen Ideen der Zeit zu verschließen, noch bevor sie sich überhaupt mit ihnen auseinandergesetzt hatte. Darüber hinaus verehrte sie die Kunst – ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass man über alles spotten durfte, nur über die Kunst nicht, die war eine zu ernste Angelegenheit -, sodass sie das plötzliche Brechen mit ihren langen Traditionen vielleicht nicht gutheißen konnte.“

Links

Leseprobe

Persönliche Bewertung

Anspruchsvolle Biografie mit starkem Fokus auf das künstlerische Schaffen

4 von 5

Tove Jansson ist sicherlich den meisten Menschen international für ihre beliebten Muminsgeschichten bekannt, die seit Jahrzehnten durch Bücher, Cartoons, Comics, Filme und eine schier unendliche Vielfalt an Merchandise ihre Popularität beweisen. Die wenigsten jedoch wissen, dass die Künstlerin im Laufe ihres Lebens weitaus mehr erschaffen hat als die an NIlpferde erinnernde Trollfamilie. Sie war Malerin und Karikaturistin, fertigte Gemälde, Selbstportraits, bitterböse Titelbilder für eine politische Zeitschrift, großflächige Wandgemälde, klassische und modernere Kunstwerke. Diese Biografie gibt einen Einblick in das Leben und Werk einer vielseitigen und mutigen Künstlerin, die sich Zeit ihres Lebens in stillem Protest gegen die gängigen Konventionen ihrer Zeit wandte.

Der Aufbau der Biografie hält sich nicht streng an eine chronologische Reihenfolge. Wie die Autorin schon im Vorwort erklärt, sind die unterschiedlichen Aspekte aus Tove Janssons Leben zu komplex, als dass man sie in zeitlicher Reihenfolge abhandeln könnte. So richtet sich die Gliederung zwar lose an die Chronologie, stellt jedoch vor allem kapitelweise Themenzusammenhänge her, um übersichtlich zu bleiben und das Gesamtbild Tove Janssons nicht aus dem Blick zu verlieren. Trotz dieser durchaus logischen Strukturierung hätte es der Übersichtlichkeit sicherlich sehr geholfen, der Biografie einen zeitlichen Überblick über die wichtigsten Lebensstationen, Partner und Veröffentlichungen bzw. Erfolge der Künstlerin voranzustellen oder anzufügen.

Für Kunstliebhaber bzw. -kenner dürften die vielen detaillierten Erklärungen zu Tove Janssons Werken, ihrer Interpretation und Einordnung in die künstlerischen Trends der jeweiligen Zeit sowohl leicht verständlich als auch hochinteressant sein. Wer sich vor allem für den Menschen hinter der Künstlerin interessiert und wenig bis keine Vorkenntnisse zur Kunst mitbringt, wird sich mit einigen Kapiteln recht schwer tun und diese als zu detailliert und weniger spannungsvoll empfinden. Zwar werden auch Beziehungen und allgemeines Leben Tove Janssons vor den politischen und sozialen Hintergründen der Zeit thematisiert, der Schwerpunkt liegt jedoch klar auf ihrem beindruckend umfangreichen künstlerischen Werk. Eine Vielzahl an Abbildungen und Fotos helfen, die Texte aufzulockern und das Beschriebene besser vorstellbar werden zu lassen, für künstlerisch unerfahrene Leser und Leserinnen dürften sie dennoch eine Herausforderung darstellen.

Fazit

Tuula Karjalainens Biografie zeugt von einer versierten Kenntnis der finnischen Kunstszene und Tove Janssons künstlerischem Schaffen. Wer sich weniger für Feinheiten und Interpretationen von Werken interessiert, vermisst tiefergreifende Einsichten in das Leben der Künstlerin. Die vielen Abbildungen und Fotos zeugen von der Vielseitigkeit eines Ausnahmetalents, das zu oft zu Unrecht auf die „Mumins“ reduziert wird.

Originaltitel
Tove Jansson, Tee työtä ja rakasta
ISBN10
3825179001
ISBN13
9783825179007
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Gebundene Ausgabe
352 Seiten