Soundtrack meiner Kindheit

Autoren
Verlag
Rowohlt Verlag

Zusammenfassung zu “Soundtrack meiner Kindheit”

Mit einem Foto „Porträt, fotografiert von Frida am U-Bahnhof Kottbusser Tor, 1989“ startet Jan Josef Liefers in seine Autobiographie. Ein Foto, auf dem der Schauspieler unglaublich gut aussieht – diese subjektive Meinung musste hier mal sein. Danach geht es chronologisch weiter. Aufhänger der Autobiografie sind die acht- Millimeter-Filme, die Liefers Vater vor seinem Tod für seinen Sohn schnitt, und ihm schenkte. Der Autor nimmt einzelne Filmsequenzen zum Anlass, um sich zu erinnern – an Kindheit und Familie, an Mutter und Vater, Schulzeit und Kindergartenzeit, an Großmütter und Großvater, Ausbildung und dann endlich an die Schauspielerei und an allerlei Erlebtes dazwischen. Dabei ist seine Erinnerung nicht nur rein persönlicher Natur, sondern sie holt auch eine untergegangene Welt, die Welt der „Deutschen Demokratischen Republik“ an die Oberfläche. Durch sein gelebtes Leben streifend, begnügt Liefers sich nicht allein mit der Beschreibung lebhafter Momentaufnahmen, sondern erweist sich auch noch als intimer Kenner der Musikszene der Ex-DDR. So finden sich im „Soundtrack des Lebens“ eine Vielzahl von Liedtexten abgedruckt, gemacht von Ostmusikern. Die Reise des Jan Josef Liefers endet im Jahr 1989, mit dem Fall der Mauer.

Zitate

„Hier stieß ich ziemlich schnell auf einen abgegriffenen, schmalen Band mit dem Titel In the Country of Last Things. Wie passend dachte ich, genau da komme ich gerade her. Ohne zu wissen, worum es in diesem Buch ging, hielt ich es für ein Zeichen. Das Land der letzten Dinge sollte fünf Mark kosten. Ich gebe zu, ich habe es geklaut.“

„Während ich meinen Kuchen kaute, überlegte ich, was diese Begegnung zu bedeuten hatte. Ich dachte, der bestgetarnte und meistgesuchte Spion der Welt hat mir eben Kuchen serviert, das muss das Ende der DDR sein. Es war nur ein Stück Pflaumenkuchen, aber ein historisches. Ich warf den Gedanken aus meinem Kopf. Was für ein Unsinn. Es gab nicht die geringsten Anzeichen für ein Ende, aber unzählige für einen Anfang. Alles im Land hatte sich in kurzer Zeit verändert, jetzt wurde es zum ersten Mal richtig spannend. Die DDR würde sich neu ordnen, mit neuen Leuten an der Spitze statt mit den alten gewendeten. Bei diesem Experiment wollte ich dabei sein.“

„…Das waren hellsichtige Sätze, aber ich gebe zu, ich war weit weg, auch mit meinen Gedanken. Ich wollte mir über das Ende der DDR nicht länger den Kopf zerbrechen. „

„Im Jahr 1993, als viele andere ostdeutsche Künstler ratlos schwiegen, brachte Silly das Album Hurensöhne heraus. Der letzte Titel hieß Traumpaar, der Text stammt von der Sängerin der Band, Tamara Danz. Es war ein seltsames Liebeslied über ein ungleiches Paar, dessen Ehe nicht im Himmel, sondern auf Erden beschlossen wurde. Es war keine Liebesheirat, eher Vernunftheirat. Aber der Song endet mit der in alle Richtungen offenen Zeile Liebe kommt mit der Zeit. Diesem Wunsch schließe ich mich an.“

Trailer

Leseprobe

Persönliche Bewertung

Geschrieben wie ein wirklich guter Roman - eine unprätentiöse Autobiografie, erzählt von einem wirklich guten Geschichtenerzähler.

5 von 5

Eine Autobiografie, die sich liest, wie ein guter Roman! Angenehm unprätentiös, mit dem Anspruch, den Leser nicht zu langweilen, sondern zu unterhalten, erschließt sich in Worten, Bildern und Liedtexten eine Person, mit der man sich gerne einmal unterhalten würde. Denn Liefers hat etwas zu sagen. Er versteht es, Geschichten zu erzählen, und er hat definitiv zu den meisten Dingen des Lebens eine eigene Meinung. Die er, wie schon erwähnt, dem Leser niemals aufzwingt. Er überlässt sie ihm einfach zur weiteren Betrachtung. Auch angenehm – Ostalgie-Kitsch sucht man ebenfalls vergebens. „Wie war es, in der DDR aufgewachsen zu sein? Die rund siebzehn Millionen Bewohner des ehemaligen Staates teilen zweifellos viele Erfahrungen und Erinnerungen, und doch hat jeder seine eigene Geschichte zu erzählen.“ – Jan Josef Liefers erzählt seine Geschichte, und man wünscht sich, dass auch der ein oder andere „Ex-DDRler“ in der Lage wäre, seine Geschichte derart unterhaltsam und reflektiert zu erzählen.

ISBN10
3498039334
ISBN13
9783498039332
Dt. Erstveröffentlichung
2009
Gebundene Ausgabe
333 Seiten