Ich kannte Mozart

die einzige Biografie von einem Augenzeugen

Autoren
Verlag
Herbig Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
2 von 5

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Zusammenfassung zu “Ich kannte Mozart”

Vor uns liegt die einzige Mozart-Biografie, die von einem geschrieben wurde, der Mozart (und seine Familie) höchstselbst gut kannte. Zudem war der Biograf Niemetschek selbst ausübender Musiker, hatte also auch ein gewisses Verständnis davon, worüber er schrieb – nämlich von der Musik. Nach einem Vorwort von Jost Perfahl, der deutlich die Bedeutung von Niemetschek als Zeitzeuge und seine Kompetenz als Biograf hervorhebt, kommt der Autor selbst zu Wort.

Zuerst schildert Niemetschek „Die Jugend Mozarts“ als nahezu paradiesischen Zustand, in dem sich das Genie auf das Beste entfalten konnte. Und umfassend vom Vater gefördert wurde, der sich ausschließlich der Ausbildung seiner beiden Kinder widmete. So tourten der kleine Amadeus und seine Schwester Anna schon in frühester Kindheit quer durch Europa, um an den Fürstenhöfen für Furore zu sorgen. „Mozart als Mann“ ist immer noch ein begnadeter Musiker, den jedoch ein wenig finanzielle Nöte plagen, schließlich muss er eine wachsende Familie ernähren. Zudem scheint die Gesundheit sich am Genie zu verzehren. Der Leser begegnet einem Mozart, der vorwiegend nachts arbeitet. Mit einem Blick auf „Mozart als Mensch und Künstler“ versucht Niemetschek, mehr von der Person Mozart als nur das musikalische Genie zu erfassen und zeigt uns dabei den begabten Rechner, der die „höhere Bildung“ nicht vermissen ließ, wenngleich er auch nie eine Schule besucht hatte. Im abschließenden Kapitel „Einige Nachrichten von seinen Werken“ reflektiert der Autor die Rezeption von Mozarts Musik zu ihrer Zeit und ordnet das Gesamtwerk des Komponisten nach qualitativen Maßstäben. Sicher ein gelungener Überblick. Interessant ist das Kapitel „Verzeichnis der von der ersten Auflage (1798) abweichenden Stellen der zweiten Auflage (1808)“. Da entdeckt man beispielsweise, dass das hohe Lob auf die Begabungen von Mozarts Söhnen, besonders das auf seinen Sohn Wolfgang, in der zweiten Ausgabe weichen musste. Scheinbar wurde der Bub den Erwartungen nicht gerecht. Das „Nachwort“ von Jost Perfahl geht ausführlich auf die Quellenlage ein, die Niemetschek zur Verfügung stand und bewertete diese auf ihren Aussagehalt. Das Buch schließt mit einem Kommentar und einer Bibliografie, die dem Mozart-Interessenten Einstiegsmöglichkeiten in die vielfältigsten Sachgebiete, die das Thema Mozart betreffen, geben soll. Aufgeführt sind zudem die wichtigsten Brief- und Dokumentensammlungen sowie alle maßgeblichen biografischen Darstellungen, Gesamtausgaben und Informationswerke.

Zitate

„Gegenüber der gesamten Mozart-Literatur, so verdienstvoll und unerlässlich sie zum Teil ist, hat Franz Xaver den Vorsprung, dass er der einzige Mozart-Biograf ist, der Mozart persönlich kannte und sein Freund war, also aus dem unmittelbaren Eindruck der leibhaftigen Persönlichkeit Mozarts schrieb, während die späteren Biografen alle bloß Arrangeure von Materialien und Interpreten sind; sein Vorteil war ferner sein ‚Umgang mit Mozarts Familie und Freunden‘.“

„Der Sohn der im Jahr 1756 am 27sten Jänner gebohren ward, hieß Wolfgang Gottlieb, oder Amadeus; die Schwester, die älter war, Maria Anna. Da der Vater bald an den beyden Kindern ein vorzügliches Talent zur Musik bemerkte, so gab er alle Lektionen und auswärtige Geschäfte ausser seinem Dienste auf, und widmete sich ausschließlich der musikalischen Erziehung dieses Kinderpaares. Dieser vortreflichen Leitung muß der ungewöhnlich hohe Grad der Vollkommenheit, zu dem Mozarts Genie empor stieg zugeschrieben werden.“

„So groß war Mozart als Künstler! Den Forscher der menschlichen Natur wird es nicht befremden, wenn er sieht, daß dieser als Künstler so seltne Mensch, nicht auch in den übrigen Verhältnißen des Lebens ein großer Mann war. Die Tonkunst machte die Haupt- und Lieblingsbeschäftigung seines ganzen Lebens aus – um diese bewegte sich sein ganzes Gedanken und Empfindungsspiel; alle Bildung seiner Kräfte, die das Genie des Künstlers ausmachen, gieng von da aus und bezog sich darauf. Ist es ein Wunder, wenn er den übrigen Dingen um sich weniger Aufmerksamkeit widmete?“

Persönliche Bewertung

Ein zeitgenössischer Fan listet – sehr unreflektiert - ein paar biografische Eckdaten auf

3 von 5

Erwartungsvoll näherte sich die Rezensentin dieser Augenzeugen-Biografie und war sehr gespannt, wie sich der Zeitgeist über die Figur Mozart wohl geäußert haben mag. Und wurde schwer enttäuscht! Man könnte fast sagen, Niemetscheck war ein echter Gruppie, der ein Stück auf der Mozart-Welle mitsurfen wollte, und ein wenig vom Ruhm des Genies profitieren wollte. Verständlich, denn immerhin hatte er sich auch drei Jahre lang um dessen Sohn Karl gekümmert – der wohl nicht das Ausnahmetalent seines Vaters zeigte. Die Biografie selbst enthält wenig Interessantes und kaum Fakten. Der Clou dabei – die eigentliche Beschreibung von Mozarts Leben umfasst nur 45 Seiten, alles andere in diesem Büchlein ist schon Beigabe. Der Tonfall, den der Autor anschlägt, ist ebenfalls kaum zu ertragen, was nicht an dem veralteten Deutsch liegt, sondern an der grenzenlosen Bewunderung für das Genie Mozarts, die Niemetschek dazu verleitet, fast kritikfrei und sehr unreflektiert über sein Idol zu schreiben.

Fazit: Ein zeitgenössischer Fan listet ein paar biografische Eckdaten auf und versucht damit am Ruhm seines Idols zu partizipieren. Was ja wohl auch gelungen ist, wenngleich das Buch nicht allein schon deswegen lesenswert wäre.

ISBN10
3784430171
ISBN13
9783784430171
Dt. Erstveröffentlichung
2008
Gebundene Ausgabe
128 Seiten