Riyria (1) – Der Thron von Melengar

Autoren
Übersetzer
Cornelia Holfelder-von der Tann
Verlag
Klett-Cotta Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Riyria (1) – Der Thron von Melengar”

Bei einem Auftrag sollen die beiden berüchtigten Diebe Hadrian und Royce das Schwert eines Grafen stehlen, ausgerechnet aus einer Kapelle im Schloss des Königs von Melengar. Was sie finden, ist jedoch nicht das Schwert, sondern der ermordete König. Die beiden Diebe werden gefangengenommen und ins Verlies gesperrt. Auf Befehl des Prinzen ist ihre Folter und Hinrichtung für den nächsten Tag geplant. Doch es kommt anders: Die Prinzessin verhilft Hadrian und Royce zur Flucht, unter der Bedingung, den Prinzen zu entführen und für seine Sicherheit zu sorgen. Es gelingt den beiden, den Prinzen von ihrer Unschuld zu überzeugen, die Frage ist jedoch, welche Absichten die Prinzessin verfolgt? Ist die Flucht eine Falle, soll Prinz Aldric unterwegs getötet werden, um ihr den Weg auf den Thron zu ebnen?

Hadrian, Royce und Aldric weichen vom empfohlenen Weg ab und stellen fest, dass ihnen tatsächlich ein Hinterhalt gedroht hätte. Obwohl sie Zweifel an der Loyalität der Prinzessin hegen, reisen sie weiter in Richtung Gutaria-Gefängnis, wo ihnen laut der Prinzessin der Gefangene Esrahaddon weiterhelfen soll. Auf ihrem Weg kehren die drei Gefährten des Nachts in einem Kloster ein, wo sie einen weiteren Weggefährten für ihre Reise gewinnen, der ihnen durch sein großes Wissen eine wichtige Hilfe ist. Denn auf seine Unterstützung sind sie angewiesen, als sie sich dem geheimen Gefängnis nähern, das unsichtbar zu sein scheint. Als ihnen schließlich der Eintritt gelingt, müssen sie feststellen, dass ihnen die nächste Falle gestellt wird und sie auf die Hilfe des jahrhundertealten gefangenen Zauberers angewiesen sind…

Wichtige Charaktere

  • Hadrian Blackwater
  • Royce Melborn
  • Archie Ballentyne, Graf von Chadwick
  • Victor Lanaklin, der Markgraf, und seine Tochter Alenda
  • Alric Essendon und sein Vater Amrath Essendon
  • Prinzessin Arissa Essendon
  • Myron Lanaklin
  • Großkanzler Percy Braga
  • Esrahaddon
  • Graf Pickering und seine Söhne Mauvin, Fanen und Denek
  • Bischof Saldur

Zitate

„‚Egal‘, sagte Alric. ‚Für mich sehen sie nicht so aus, als würden sie freiwillig reden. Lasst sie gleich morgen früh auf den Platz hinausschaffen und foltern. Wenn sie irgendetwas Brauchbares von sich geben, lasst sie köpfen.‘
‚Und wenn nicht?‘
‚Wenn nicht, lasst sie langsam vierteilen. Holt ihnen das Gedärm aus dem Leib und sorgt dafür, dass der königliche Leibarzt sie so lange wie möglich am Leben erhält. Ach ja, und fangt erst damit an, wenn Herolde das Spektakel mehrmals verkündet haben. Ich will Zuschauermassen. Die Leute sollen wissen, auf welche Weise Hochverrat bestraft wird.'“

„Der Tag begann nass und kalt. Aus einem undurchdringlich grauen Himmel strömte der Regen auf das Kloster herab. Die Fluten liefen die Steintreppe hinunter und sammelten sich im Kellerraum. Als die Pfütze schließlich Hadrians Füße erreichte, wusste er, dass es Zeit zum Aufstehen war. Er drehte sich auf den Rücken und rieb sich die Augen. Er hatte nicht gut geschlafen, fühlte sich steif, zerschlagen und durchgefroren von der Morgenkälte. Er setzte sich auf, fuhr sich mit einer kräftigen Hand übers Gesicht und sah sich um. Im trüben Licht des Morgens wirkte der winzige Raum noch trister als in der Nacht. Hadrian rutschte von der Pfütze weg und sah sich nach seinen Stiefeln um. Alric hatte zwar das Privileg des schmalen Betts genossen, schien aber dennoch nicht viel besser dran gewesen zu sein. Trotz der Wolldecke, in die er sich gewickelt hatte, lag er zitternd da. Von Royce war nichts zu sehen.“

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Persönliche Bewertung

Gelungener Auftakt, jedoch mehr Abenteuergeschichte als Fantasyroman

4 von 5

„Der Thron von Melengar“ wirkt sicherlich auf die meisten Leser (aufgrund des Verlages Hobbitpresse und der Karte am Anfang des Buches) wie ein typisches Fantasybuch. Wer also typische Fantasyfiguren erwartet, wird enttäuscht werden. Elben und Zwerge haben in der Geschichte nur am Rand ihren Auftritt, etwa wenn es um die Ungerechtigkeit und Vorurteile gegenüber Elben geht, oder die Steinkunst der Zwerge. Auch im Rahmen der Geschichte und Mythologie der von Sullivan geschaffenen Welt spielen Fantasywesen eine Rolle, doch davon abgesehen geht es in diesem ersten Band um Abenteuerhelden, genauer um zwei Diebe, die ein wenig als gerechte Rächer daherkommen, als moralische Helden mit großem Geschick und faszinierenden Kampfkünsten.

Ein Schwachpunkt des Buches sind die eher flach gezeichneten Charaktere. Ein wenig zweifelhaft wirkt auch der Prinz, der zu Anfang durch seine im ersten Schmerz verhängte, unmenschliche Strafe und sein unkritisches Gemüt auffiel. Im Verlauf der Geschichte entwickelt er sich zu einem der „Guten“ – kritischen Lesern bleibt jedoch ein fader Beigeschmack angesichts seines un- und selbstgerechten und äußerst brutalen Urteils, sodass fraglich ist, wie wünschenswert seine Rückkehr und seine Krönung als neuer König tatsächlich ist. Sympathisch sind dagegen die beiden Hauptcharaktere; mit dem Zauberer kommt zudem eine zwielichtige Figur hinzu, von der man ahnt, dass in Folgebänden sicherlich noch einiges von ihr zu lesen sein wird.

Sullivan beschreibt und erzählt ohne Frage sehr ansprechend mit mitreißenden Handlungen und faszinierenden Kulissen. Die Kampfszenen sind weitgehend harmlos, jedoch am Ende auch von schonungsloser Brutalität. Die Schauplätze der Geschichte erinnern an klassische Mittelalter-Fantasy-Szenarien: Einfache Handwerker, Monarchie, Grafen, Huren und Soldaten bilden das Publikum, Schlösser, Klöster und Gasthäuser sowie geheime Gefängnisse im Berg die Kulissen. Die Handlung prägen neben der Geschichte um die Rettung des Prinzen zahlreiche politische Verwicklungen, Intrigen und Machtspiele, Anspielungen auf Hexenprozesse und gelegentlich angedeutete psychologische Charakterisierungen von Handlungen der Figuren, doch echten Tiefgang erreicht die Geschichte bei all ihrer Spannung nicht.

Die Kulisse der verschiedenen Reiche und der komplexe historische und mythologische Hintergrund sowie die neuen Intrigen, die sich am Ende dieses Bandes anbahnen, rechtfertigen in jedem Fall eine Fortsetzung der Geschichte und machen neugierig auf den zweiten Band.

Fazit

Ein sehr gut geschriebener Roman, der mehr Abenteuergeschichte als Fantasyepos ist. Spannung und für Fans mittelalterlicher Settings ansprechende Kulissen sorgen für ein gelungenes Buch, das trotz der Abstriche empfohlen werden kann.

Originaltitel
Theft of Swords - The Crown Conspiracy
ISBN10
3608960120
ISBN13
9783608960129
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Broschierte Ausgabe
384 Seiten