Rette mich vor dir
Zusammenfassung zu “Rette mich vor dir”
Juliette hat Zuflucht in Omega Point, dem Hauptquartier der Rebellen gegen das Reestablishment, gefunden. Die anfängliche Freude darüber, dass sie nicht die Einzige mit einer besonderen Gabe ist, verfliegt jedoch schnell. Die Beziehung zu Adam wird immer schwieriger, da die beiden sich kaum sehen und Adam irgendetwas zu verschweigen scheint. Castle, der Anführer der Rebellen, fordert jedoch vollen Einsatz von Juliette: Sie soll ihre Fähigkeit, die sich immer mehr entfaltet, beherrschen lernen, um sie im Krieg einsetzen zu können. Denn ein solcher scheint nicht mehr verhindert werden zu können. Juliette kann und will jedoch weder trainieren und sich somit mit ihrer Angst vor der eigenen zerstörerischen Kraft auseinandersetzen, noch sich in die Gemeinschaft integrieren. Als jedoch Warner und seine Soldaten immer näher rücken, kann sie sich nicht länger heraushalten.
Wichtige Charaktere
- Juliette
- Adam
- Kenji
- James
- Castle
- Brendan und Winston
- Tana und Randa
- Anderson
- Warner
Zitate
„Etwas in mir zerspringt.
Es ist, als sei ich vollgestopft mit trockenen Zweigen, und sowie ich meine Muskeln anspanne, zerbricht mein Körper. Und sofort findet all die Schuld, Wut, Frustration, Aggression in mir unaufhaltsam ihren Weg nach draußen. Eine fremde Kraft durchströmt mich, und ich denke nicht mehr, ich muss etwas tun, ich muss etwas berühren, und ich beuge die Finger du die Knie und ziehe den Arm zurück und
ramme
die
Faust
tief
in
den
Boden.“
„Wir sind seit etwa einer Stunde unterwegs; dieses Gelände hier scheint nicht überwacht zu werden. Die Siedlungen kommen in Sicht. Endlose Reihen von Stahlkästen, übereinandergestapelt auf der gepeinigten Erde. Ich ziehe meine Jacke dichter um mich. Der Wind ist so schneidend, als wolle er uns zerlegen.
Es ist zu kalt für lebende Wesen.“
Alle Bände der Trilogie
1. Ich fürchte mich nicht
2. Rette mich vor dir
3. noch nicht erschienen
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Persönliche Bewertung
Gewalt, Liebe, Verzweiflung – ein actionreicher, aber nicht vollkommen überzeugender zweiter Band der Trilogie
Den zweiten Band der dystopischen Trilogie von Tahereh Mafi konnte man mit Spannung erwarten – war doch der erste Teil so außergewöhnlich, dass es schwer war, sich ein Urteil darüber zu bilden. Ohne den ersten Band ist die Geschichte nur schwer zu verstehen, es handelt sich um einen typischen zweiten Teil einer Trilogie mit einem Anfang, der gewisse Vorkenntnisse voraussetzt, und einem Ende, das natürlich kein richtiges Ende ist.
Die Handlung von „Rette mich vor dir“ setzt dort ein, wo „Ich fürchte mich nicht“ endet: kurz nachdem Juliette, Adam, Kenji und James in dem unterirdischen Lager der Rebellen eingetroffen sind. Wer gehofft hat, dass sich die Stimmung der Geschichte nun ins Positive wendet, wird enttäuscht. Obwohl sie in Sicherheit, unter „ihresgleichen“ und mit Adam zusammen ist, kann Juliette ihren Hang zur Depressivität, Melodramatik und Selbstmitleid nicht ablegen. Sie leidet darunter, dass sie kaum Zeit mit Adam verbringen kann und dass dieser scheinbar doch nicht so immun gegen ihre Kräfte ist, wie beide dachten, weswegen eine Beziehung immer unmöglicher erscheint. Gleichzeitig will sie sich von Castle nicht so instrumentalisieren lassen, wie Warner es mit ihr getan hat.
Juliettes Konflikte sind für den Leser nachvollziehbar, doch angesichts der gesamtgesellschaftlichen Lage kurz vor einem verheerenden Krieg wirken diese nach der Hälfte des Buches nur noch übertrieben und egozentrisch. Es besteht die Gefahr, dass Juliette dem Leser mit ihrem Leiden und ihrer Selbstbezogenheit auf die Nerven geht. Und nicht nur dem Leser, denn die Figur Kenji wirft ihr genau das vor: „[…] ich habe es einfach satt, dass du nicht über die Grenzen deiner kleinen Welt hinausdenken willst […] Du hockst nur herum und denkst über deine Gefühle nach. Über deine Probleme. Bu-huu […] Du hast keinen blassen Schimmer, was der Rest der Welt gerade durchmacht. Keinen Schimmer, Juliette. Und es scheint dich auch einen Dreck zu interessieren.“ Dass man sich als Leser über Juliette ärgert, führt aber auch zu der Erkenntnis, dass persönliche Probleme trotz prekärer äußerer Umstände nicht verschwinden und dass auch Menschen im Krieg noch menschliche Gedanken und Gefühle haben. Des Weiteren ist es schön, dass die Figuren nicht eindeutig als gut oder böse dargestellt werden, sodass der Leser zum Nachdenken angeregt wird.
Auch in diesem Band sind die Liebesszenen sehr intensiv. Was bei „Ich fürchte mich nicht“ aber noch romantisch und nur am Rande überladen wirkte, ist bei „Rette mich vor dir“ nach dem hundertsten Mal, dass Juliette tausend Tode stirbt, nicht mehr glaubwürdig. Wie diese Episoden wahrgenommen werden, ist allerdings auch eindeutig Geschmackssache. Eine gute Mischung aus Liebe und Action ist auf jeden Fall gegeben. Insgesamt gibt es eher wenig Handlung im Vergleich dazu, was in der Protagonistin vor sich geht. Genauso wird auch bei diesem zweiten Teil der Trilogie der Fokus eher auf die Beziehungen als auf die dystopische Welt gelegt. Die Sprache ist ähnlich rebellisch wie im ersten Band. Extreme Abweichungen von der Grammatik werden jedoch seltener, was vielleicht die zunehmende Reife Juliettes widerspiegelt. Wo bei „Ich fürchte mich nicht“ noch ganze Seiten durchgestrichen waren, wird das Schriftbild bei „Rette mich vor dir“ zunehmend „normaler“. Die metaphorische und gefühlsreiche Sprache, ein großer Pluspunkt des Buches, bleibt.
Fazit
„Rette mich vor dir“ ist anders als andere Romane, was sowohl positive, als auch negative Aspekte hat. Auch wenn die Geschichte fesselt, sodass man sie innerhalb kürzester Zeit durchlesen muss, bleibt ein ambivalenter Nachgeschmack. Wer den ersten Teil mochte, wird die Trilogie allerdings nach diesem Teil nicht abbrechen.
- Originaltitel
- Unravel Me
- ISBN10
- 344231304X
- ISBN13
- 978-3442313044
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 416 Seiten