Hapu – Teufel im Leib
Zusammenfassung zu “Hapu – Teufel im Leib”
Die junge Hapu scheint eine ganz normale Frau zu sein, mit besten Freundinnen und einer Vorliebe für Fußball und Motorräder, einem anstrengenden Job und einem schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern. Doch Hapu ist kein Mensch: sie ist eine Asartu, trägt einen Schwanz und muss regelmäßig Menschenfleisch zu sich nehmen. Als Asartu muss sie sich Anfeindungen von den Menschen gefallen lassen, obwohl sie für ihre Ernährung ausschließlich auf freiwillige Spender zurückgreift. Die Geschichte zwischen Menschen und Asartu ist schwierig, doch letztendlich einigte man sich auf ein Abkommen zwischen beiden Völkern. Wirklich akzeptiert werden die Asartu deswegen trotzdem nicht, und richtig frei können sie sich nur in ihrer Heimat, auf der fernen Insel Kemet fühlen.
Hapus Leben wird innerhalb weniger Tage auf den Kopf gestellt, als sie ihren Job verliert und eine ihrer besten Freundinnen zur neuen Anführerin der Asartu gewählt und Hapu zu ihrer Assistentin ernannt wird. Hapu erfährt von den Machtkämpfen innerhalb der Asartu, die letztendlich dazu führen, dass ihre Freundin ermordet wird. Hapu selbst wird zwangsweise nach Kemet ausgeflogen, muss ihre Eltern und ihre menschlichen Freundinnen zurücklassen. auf Kemet wird sie mit den politischen Verstrickungen zwischen Menschen, Dämonen und Asartu konfrontiert und landet bald selbst mitten im Geschehen…
Wichtige Charaktere
- Hapu
- Hati
- Selkis
- Kerasher
- Lilith
- Shabula
Zitate
„Ein Pärchen drängelte sich zu mir in die Sitzgruppe. Er machte einen auf Gangster, sie auf Tussi. Er begann jeden Halbsatz mit ‚Hey, Alte‘ und sie antwortete mit hysterischen Quietschlauten. Die beiden rissen mich aus meinen Gedanken, was ich ihnen übel nahm. Es machte ‚klick‘ und ich sagte ‚Entschuldigung‘. Der Typ drehte sich in meine Richtung und ich schlug ihm meine Faust ins Gesicht. Das Blut schoss ihm aus Mund und Nase. Sein Oberkörper schnellte zurück, sackte in sich zusammen und kippte in den Gang hinaus. Seine Freundin presste sich die gespreizten Finger gegen die Wangen und formte mit ihren Lippen ein erschrockenes ‚O‘, was ziemlich ordinär aussah. Ich wollte die Schlampe an den Haaren packen, aber sie war bereits aufgesprungen. Ohne Eile ging ich hinter ihr her, denn in der Bahn konnte sie mir kaum entkommen. Schließlich bekam ich sie zu fassen, warf sie zu Boden und setzte mich auf ihren Brustkorb. Dann packte ich sie bei den Haaren und knallte ihren Schädel gegen die den Wartebereich von den Sitzreihen abgrenzende Trennwand. Die Leute lasen Zeitung oder sahen zum Fenster hinaus. Niemand mischte sich ein, oder wollte wissen, was los war. Das war vernünftig. Erstens ging es einen nichts an und zum Zweiten wusste man nie, welche Geschichte dahinter steckte. Wir erreichten den Bahnhof. Ich schulterte meinen Rucksack und stellte mich in die Reihe derjenigen, die auf das sich Öffnen der Türen warteten. Ich fragte erst jemanden nach der Uhrzeit, dann bat ich einen Öko um eine Zigarette. Er kramte eine aus seinem Batikbeutel und gab mir Feuer. Seine Hand zitterte. Ich hielt sie fest und strich mit meinem blutigen Daumen über seine schmutzigen Knöchel. Ich bedankte mich lächelnd, während das zu unseren Füßen liegende Mädchen leise wimmerte.“
„Ich hatte soviel Schiss, dass ich am liebsten gekotzt hätte. Das Schlimmste war, dass ich von vorneherein nicht an meine Chance glauben konnte. ich fühlte mich wie ein Schaf auf der Rampe zum Schlachthaus. Ich wusste genau, wie die Sache enden würden und konnte doch nicht zurück ohne mein Gesicht zu verlieren. Wenn ich wenigstens meinen Dolch dabei gehabt hätte, aber der lag im Schlafraum unter einer losen Diele versteckt.“
Persönliche Bewertung
Verwirrende Geschichte mit einer abstoßend gewalttätigen Hauptfigur
Das vermutlich größte Problem dieses Buches ist seine polarisierende Hauptfigur. Einen Roman mit einer Ich-Erzählerin auszustatten, die fast das Gegenteil einer Sympathieträgerin ist, ist mutig und gelingt vermutlich nur in den wenigsten Fällen. In diesem Buch geht es eher nach hinten los – die junge Frau Hapu ist derart empathielos, gewalttätig und fast schon obzön, dass jede Art Sympathie, die sich hätte einstellen können, schon im Keim erstickt wird. Wenn sich der Leser freut, wenn der unerträglichen Hauptfigur etwas Schmerzhaftes passiert, muss in der Geschichte etwas falsch laufen. Auch Hapus recht primitive, zum Teil menschen- und vor allem frauenverachtende Ausdrucksweise hilft nicht, den Lesespaß zu erhöhen. Sicherlich lässt sich ihr Verhalten zu einem gewissen Grad durch den Titel und die Geschichte selbst – „Teufel im Leib“ – erklären und soll sicherlich eine gewisse Art der Gesellschaftskritik repräsentieren, doch sinnlose Gewalttätigkeiten ohne interessanten psychologischen Hintergrund erhöhen weder die Spannung der Handlung, noch tragen sie dazu bei, Sympathien mit Hapu zu entwickeln. Insgesamt ist die Hauptfigur in ihrer fehlenden Moral nicht einmal überzeugend, denn in bestimmten Situationen entwickelt sie ein Moralbewusstsein, das nicht zur übrigen Charakterisierung Hapus passt und dementsprechend nicht überzeugt. Damit ist die Figur weder psychologisch stimmig oder interessant noch für den Leser attraktiv charakterisiert.
Die Geschichte selbst birgt ein gewisses Potenzial, doch scheint der Autor zu viele Informationen verarbeiten zu wollen. Die verschiedenen fiktiven geschichtlichen Hintergründe (mit denen sich der Autor unumstritten große Mühe gegeben hat), die imaginären Wesen sowie die politischen Verflechtungen hemmen die Spannung und hinterlassen eher eine gewisse Verwirrung, als dass die vom Autor geschaffene Welt der Sepuku und Asartu wirklich faszinieren könnte. Dass sich die Geschichte sehr schwerfällig liest, liegt weniger am hohen Anspruch des Buches als vielmehr daran, dass oft die Zusammenhänge fehlen oder unklar bleiben, zu viele Informationen hineingearbeitet wurden.
Ein interessanter Aspekt – der zwar nicht beabsichtigt, aber dennoch erwähnenswert ist – ist die Tatsache, dass ein Buch mitunter viel über seinen Autor aussagen kann. Welchen Phantasien und Gedanken das Buch „Hapu“ entsprungen sein mag – Gewalt und (auch abseits jeder Prüderie) abstoßende sexuelle Szenen wie der orale Akt mit einem halbtoten Greisen – sei dahingestellt, dürfte jedoch nur einen ganz bestimmten Leserkreis mit sehr speziellen Phantasien anregen und begeistern. Ähnliches gilt auch für die Illustrationen, die nicht nur wenig talentiert, sondern auch fast schon pornografisch wirken und die Lektüre durch ihre Qualität und ihren Inhalt nicht gerade angenehmer machen. Schade, denn der Hintergrund der verschiedenen Völker hätte durchaus das Potenzial einer tiefgründigen, sozial- und gesellschaftskritischen Geschichte, das jedoch kaum ausgeschöpft wird.
Ein Punkt, der den Lesespaß zusätzlich massiv mindert, ist das mangelhafte Lektorat sowie die offensichtlich fehlende Fehlerkorrektur. Das ganze Buch hindurch und ganz besonders in den letzten Kapiteln häufen sich die Fehler derart, dass es einfach ärgerlich ist. Kommasetzung ist hier die größte Schwäche, aber auch andere Flüchtigkeitsfehler finden sich, die den kritischen Leser eher in Versuchung führen, den Rotstift zu zücken statt der – ohnehin nur mäßig spannenden – Geschichte zu folgen.
Fazit
Ein Buch, über das sich leider wenig Positives sagen lässt und das man nicht gelesen haben muss. Besonders für jüngere Leser kann nur von diesem Buch abgeraten werden, nicht nur pädagogisch inhaltslos sondern auch mit einer Hauptperson ausgestattet, die mehr als ein schlechtes Vorbild ist. Sollte es eine Neuauflage geben, sollten zumindest die massiven Fehler korrigiert werden.
- ISBN10
- 3942635194
- ISBN13
- 9783942635196
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2011
- Broschierte Ausgabe
- 273 Seiten