Von der Nacht verzaubert (1)
Revenant-Trilogie
Zusammenfassung zu “Von der Nacht verzaubert (1)”
Kate und ihre Schwester Georgia haben ihre Eltern bei einem tragischen Unfall verloren und ziehen zu ihren Großeltern („Mamie“ und „Papy“) nach Paris. Während Georgia schnell Freunde findet und sich dem Pariser Partyleben anschließt, verbringt Kate die meiste Zeit allein und tut sich schwer damit, mit ihrem Kummer fertig zu werden. Als sie eines Tages durch einen Zufall in einem Café einem attraktiven jungen Mann namens Vincent mit seinen ebenso gutaussehenden Freunden begegnet, ist trotz ihrer Trauer ihr Interesse geweckt. Die Gruppe scheint ein düsteres Geheimnis zu umgeben. Kates Verdacht verstärkt sich, als sie eines Nachts den mysteriösen jungen Mann und seine Freunde bei erschreckenden Aktivitäten beobachtet: Kate und ihre Schwester werden Zeugin eines Schwertkampfes und sehen, wie sich Vincent einem Mädchen hinterher in die Seine stürzt.
Als Kate miterlebt, wie einer von Vincents Freunden in einem U-Bahnhof einem Mann das Leben rettet, sehen sich Vincent und seine Freunde genötigt, sie darüber aufzuklären, was und wer sie sind. Zwar sind nicht alle aus ihrer Gruppe damit einverstanden, Kate einzuweihen, doch letztendlich entscheidet die Mehrheit zu ihren Gunsten. Kate erfährt, dass Vincent und seine Freunde Revenants sind – eine Art Wiedergänger, deren Bestimmung es ist, Menschen das Leben zu retten. Ein Revenant stirbt an Stelle der Menschen, kehrt jedoch jedes Mal vom Tod zurück. Obwohl jeder von ihnen schon vor vielen Jahrzehnten geboren wurde, kehrt jeder von ihnen nach jedem Tod von Neuem zu dem Alter zurück, in der er oder sie als Mensch gestorben war. Kate ist sich nicht sicher, wie sie mit Vincents Leben und dem, was er ist, umgehen soll. Als sie dann auch noch erfährt, dass es nicht nur gute und rettende Revenants sondern auch ihre Gegenspieler gibt, gerät sie direkt zwischen die Fronten von Vincents persönlichem Kampf mit seinem Rivalen…
Wichtige Charaktere
- Kate Beaumont Mercier
- Kates Schwester Georgia
- ihre Großeltern Mamie und Papy
- Vincent Pierre Henri Delacroix
- Charlotte und Charles
- Jules, Ambrose, Jean-Baptiste und Gaspard
- Jeanne
- Lucien Poitevin
Zitate
„Abgesehen von der Welt, in die mich Bücher entführen konnten, verlor ich mich fast genauso gern in den stillen Welten eines Museums. Mama hatte immer gesagt, ich wäre im Grunde meines Herzens ein Wirklichkeitsflüchtling … dass mir erdachte Welten lieber wären als die echte. Es stimmte, schon von Kindesbeinen an konnte ich mich aus dieser Welt zurückziehen und in eine andere eintauchen. Und nun war ich reif für eine entspannte Dosis Kunsthypnose.“
„Es regnete. Heftig. Ich sah den Tropfen zu, die mit solcher Gewalt gegen meine deckenhohen Fenster schlugen, dass sie abprallten und im hohen Bogen in die Pfütze flogen, die sich langsam auf meinem Balkon bildete.
Ich hatte unaufhörlich an Vincent gedacht, seit Jean-Baptiste vor ein paar Stunden gegangen war. Ich verglich seine Worte mit der Nachricht, die Charles mir im Café ausgerichtet hatte. Vincent versuchte, eine Lösung zu finden. Eine Lösung. Sollte ich mich mit ihm treffen oder würde ich mir damit nur wieder jede Menge Kummer einhandeln?
Was ist wohl besser, fragte ich mich, in Sicherheit zu sein und allein zu leiden oder was zu riskieren und dabei wirklich zu leben? Obwohl mein Kopf und mein Herz zwei unterschiedliche Antworten gaben, kam ich dennoch zu dem Schluss, dass ich so nicht weiterleben wollte wie die vergangenen drei Wochen: ein tristes, völlig farbloses Dasein, ohne Wärme und Leben.“
Alle Bände der Trilogie
1. Von der Nacht verzaubert
2. Vom Mondlicht berührt
3. Von den Sternen geküsst
Trailer zum Buch
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Persönliche Bewertung
Von Amy Plum und ihrer Sprache verzaubert
Ein Menschenmädchen, das sich in einen überirdisch attraktiven, mysteriösen und unsterblichen jungen Mann verliebt, der sich – nach einigem Hin und Her und aus unerfindlichen Gründen – ausgerechnet für sie zu interessieren scheint? Was bis hierhin nur allzu bekannt klingt, ist glücklicherweise viel mehr als eine weitere Bella & Edward Geschichte. Zum einen liegt den Revenants eine interessante Idee zugrunde und zum anderen überzeugt Amy Plum durch eine wunderbare Sprache und ein großartiges schriftstellerisches Talent. Trotz aller Parallelen kann hier von keiner Twilightkopie die Rede sein – wenn es denn einen Vergleich geben muss, so kann man sagen, dass Amy Plum zeigt, wie eine derartige Geschichte anspruchsvoll, poetisch und weitgehend klischeefrei geschrieben werden kann.
Der Charakter von Kate ist sympathisch dargestellt und deutlich reflektierter und tiefgründiger als eine Bella Swan. Sicherlich erinnern die Revenants und ihre familenähnliche Verbundenheit an die berühmte Vampirfamilie Cullen. Amy Plum bedient sich jedoch nicht des abgenutzten Themas einer „gefährlichen Liebe“, an der ein naives willenloses Mädchen trotz aller Risiken für die eigene Person festhält. Vielmehr geht es um die Schwierigkeit, sich einem Menschen zu öffnen, auf die Gefahr hin, ihn zu verlieren. Die Situation ist für Kate besonders schwierig, schließlich hat sie gerade erst ihre geliebten Eltern verloren und lässt nun aus Selbstschutz keine Nähe mehr zu, obwohl sie ihre Heilung fördern könnte. Unabhängig von Fantasycharakteren thematisiert Amy Plum damit ein Dilemma, das vielen Lesern bekannt vorkommen dürfte. Vor diesem Hintergrund verzeiht man der Autorin auch die etwas plumpe Konzentration auf die Schönheit Vincents, die wenig mit realistischer Darstellung zu tun hat. (Die Beziehung von Mamie und Papy dagegen, die manchem vielleicht auch als unrealistisch und kitschig erscheinen mag, ist dagegen liebevoll und rührend geschildert.)
Interessant ist auch der zweite wichtige Aspekt der Beziehung zwischen Kate und Vincent: Als Revenant ist es Vincents Aufgabe Menschen das Leben zu retten, indem er an ihrer Stelle stirbt. Zwar erwacht er nach der Heilung jedesmal aufs Neue zum Leben, der Schmerz darüber, den geliebten Menschen regelmäßig so verletzt und vermeintlich tot zu sehen, wird dadurch jedoch kaum gemindert. Vergleichbar ist diese Situation vielleicht mit dem realistischen Szenario einer Beziehung, die von einem gefährlichen Beruf bestimmt wird: Eine Ärztin in einem Krisengebiet oder zum Beispiel ein Feuerwehrmann. Aus Kates Umgang mit dieser Schwierigkeit hätten tiefergehende psychologische Aspekte und philosophische Gedanken entwickelt werden können, doch hätte dies vermutlich den Zauber der Geschichte getrübt.
Dass Amy Plum ihre Liebesgeschichte ausgerechnet in Paris spielen lässt, ist zwar nicht besonders innovativ, aber durchaus gerechtfertigt. In ihrer poetischen Sprache beschreibt sie romantische Kulissen, die perfekt zur Geschichte passen: das Haus der Revenants, die Cafés und Straßen, die Kate entdeckt sowie Jules‘ Atelier. Allein das Ende mit seinem übermäßigen Klischeeaufgebot wirkt ein wenig dick aufgetragen. Freunde romantischer Geschichten werden in ihm möglicherweise den perfekten Abschluss der Geschichte sehen, wer auf Kitschklischees allergisch reagiert, hätte sich jedoch ein etwas schlichteres Ende gewünscht.
Interessant ist übrigens die Wahl des Covers: Während das Original an kitschig-klischeehafte Mädchenlektüre erinnert, wird der Loewe Verlag dem Buch mit der Covergestaltung für die deutsche Übersetzung besser gerecht. Das schwarz-grüne Cover erinnert an Art Nouveau und scheint nichts mit dem billigen Originalcover gemeinsam zu haben. Ein weiterer eindrucksvoller Beweis dafür, wie sich eine bestimmte Zielgruppe mit einem Cover abschrecken oder anziehen lässt – und das völlig unabhängig von der eigentlichen Geschichte!
Fazit
Amy Plums Liebesgeschichte weckt in ihren Charakteren und ihrem Aufbau einige Assoziationen mit bekannten romantisch-phantastischen Büchern, ist jedoch eine eigenständige und gut geschriebene (und wunderbar übersetzte) Geschichte, die von ihrer poetischen Sprache profitiert und sich flüssig und unterhaltsam liest.
- Originaltitel
- Die for me
- ISBN10
- 3785570422
- ISBN13
- 9783785570425
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 400 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 13 Jahren