Das Lied des Blutes (1)

Rabenschatten-Trilogie

Autoren
Übersetzer
Hannes Riffel
Sara Riffel
Verlag
Klett-Cotta Verlag
Anspruch
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Das Lied des Blutes (1)”

Vaelin, das „Schwert des Königs“, bekannt unter zahlreichen Namen und bereits in jungem Alter berühmt, gefürchtet, verhasst und verehrt, ist als Gefangener auf dem Weg zu einem unfairen Kampf. Der Schreiber Lord Verniers begleitet den Gefangenen und beginnt trotz anfänglicher Abneigung gegen den Mörder seines Freundes Vaelins Lebensgeschichte zuzuhören und diese niederzuschreiben. Was er dabei hört, weicht von der offiziellen Version ab, lässt jedoch auch viele Fragen offen…

Kurz nach dem Tod seiner Mutter bringt Vaelins Vater ihn mit zwölf Jahren zum Haus des sechsten Ordens, wo er fortan eine erbarmungslose Ausbildung erhält, die ihn zu einem fast unbezwingbaren Missionar und Verfechter seines Glaubens sowie zu einem außergewöhnlichen Schwertkämpfer macht. Die zahlreichen schonungslosen Prüfungen führen trotz aller Rivalitäten dazu, dass sich unter den Ordensbrüdern in seiner Gruppe ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. Vaelin wird im Verlauf der Zeit zu einer Art Anführer, und als der König ihn mit Sondermissionen betraut, festigt sich seine besondere Stellung. Zahlreiche Kämpfe, Missionen und überstandene Attentate später beginnt Vaelin zunehmend zu ahnen, welche Lügen und Intrigen nicht nur der König nutzt, um seine Macht zu erhalten, sondern auch die Aspekte der verschiedenen Orden.

Nicht nur die Auszeichnungen des Königs und die Gewissenskonflikte, die Vaelin in der Ausführung der Aufträge bewältigen muss, machen ihm zu schaffen, sondern auch die Vermutung, er könnte eine „dunklen Gabe“, eine magische Begabung, in sich tragen. Das „Lied des Blutes“ hilft ihm beim Kämpfen und weist ihm in vielen schwierigen Situationen den Weg, doch ist es auch eine Last. „Das Dunkle“ ist mit dem Glauben nicht vereinbar, wird erbarmungslos verfolgt und die davon betroffenen Menschen von Ordensbrüdern getötet. Es kursiert jedoch das Gerücht, dass es früher einen siebten Orden gab, der sich mit den dunklen Gaben beschäftigte. Dieser Orden soll im Verborgenen die Geschichte überdauert haben, man schreibt ihm sogar ein Attentat auf verschiedene Aspekte der noch existierenden Orden zu. Je mehr Vaelin erfährt, umso mehr scheinen ihm die Gerüchte wahr zu sein…

Wichtige Charaktere

  • Vaelin Al Sorna
  • Vaelins Ordensbrüder Caenis, Barkus, Dentos, Nortah und Frentis
  • Sollis
  • König Janus, seine Tochter Lyrna Al Nieren und sein Sohn Malcius
  • Al Hestian und seine Söhne
  • Schwester Sherin
  • Hentes Mustor
  • Lord Verniers
  • Vaelins Hund Bosko und sein Pferd Speier

Zitate

„Die Kampfprüfung folgte nach dem Fest zum Wintereinbruch in der Mitte des Monats Weslin. Sie mussten ihre Schwerter gegen Holzklingen eintauschen und wurden mit den etwa fünfzig Jungen ihres Alters in zwei gleich große Kontingente aufgeteilt. Auf dem Übungsplatz war eine mit einem roten Wimpel geschmückte Lanze in den gefrorenen Boden gerammt worden. Zu seiner Überraschung sah Vaelin auch die anderen Meister am Rand des Übungsplatzes stehen, sogar Meister Jestin, der eine Schmiede sonst nur selten verließ.
‚Der Krieg ist unser heiliger Auftrag‘, sagte der Aspekt, als sie vor ihm angetreten waren. ‚Allein dafür existiert der Orden. Wir kämpfen, um den Glauben und das Land zu verteidigen. Heute werdet ihr eine Schlacht schlagen. Ein Kontingent wird versuchen, den Wimpel zu erobern, das andere wird ihn verteidigen. Die Meister werden dem Kampf zusehen. Sollte einer von euch es an Mut und Kampfgeschick missen lassen, wird er morgen den Orden verlassen. Strengt euch an und denkt an das, was ihr gelernt habt. Tödliche Schläge sind verboten.'“

„Der Mann zur rechten griff, wie Vaelin es erwartet hatte, als Erster an. Er stürzte sich mit einem geraden Schwertstoß auf Vaelin, den dieser mühelos ablenkte. Vaelin nutzte den Schwung der Parade, um die Klinge herumzureißen und nach dem Hals des Mannes zu schlagen. Der stämmige Gegner war jedoch flink und wich der Klinge aus, sodass er nur einen Schnitt in der Wange davontrug. Der Mann zur Linken sah, dass Vaelin gerade abgelenkt war, und rannte brüllend auf ihn zu. Er hob das Schwert über den Kopf und schlug damit nach Vaelins Schulter. Vaelin drehte sich, und die Klinge verfehlte ihn um weniger als einen Zentimeter, bevor sie in den Sand hieb. Vaelins Schwertspitze bohrte sich in den Hals des Mannes, direkt unter dem Kinn, stach durch Zunge und Knochen und drang zum Gehirn vor. Rasch zog er sie wieder heraus und trat einen Schritt zurück, er wusste, dass jetzt der Soldat angreifen würde.“

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Alle Bände der Rabenschatten-Trilogie

1. Das Lied des Blutes
2. Der Herr des Turmes
3. (noch nicht erschienen)

Persönliche Bewertung

Imposanter Auftakt eines Fantasy-Epos

5 von 5

„Das Lied des Blutes“ ist Anthony Ryans Debütroman, doch das ist der Geschichte nicht anzumerken. Die Grundidee eines schwertkämpfenden Helden mag vertraut erscheinen, doch reichert sie der Autor gekonnt mit Anspielungen auf die Wirklichkeit an, mit religiösem Fanatismus, skrupelloser Missionstätigkeit, der Verfolgung Andersdenkender und -glaubender, Intrigen der Machthaber, Korruption und skrupellosem Machterhalt der Adligen. Fantasyfiguren wie Elfen, Trolle, Drachen oder ähnliches fehlen hierbei vollkommen, die Geschichte spielt vollständig in einer historisch anmutenden Menschenwelt, der fantastische Aspekt kommt primär durch die „dunkle Gabe“ Vaelins hinzu. Der rote Faden ist die Lebensgeschichte Vaelin Al Sornas, die im Rückblick davon erzählt, wie es zu seiner Verurteilung kam und vom Geschichtsschreiber Lord Verniers niedergeschrieben wird, jedoch nicht immer ganz wahrheitsgetreu.

Die Auflistung der Charaktere im Anhang lässt zwar eine schier unüberschaubare Anzahl an Figuren vermuten, doch sind es tatsächlich nur wenige, die im Zentrum der Handlung stehen (siehe „Wichtigste Charaktere“). Erzählt wird die Geschichte als Rückblick aus der Perspektive von Vaelin, der dank Ich-Form als Sympathieträger fungiert. Inwieweit Leser und Leserinnen sich tatsächlich mit ihm identifizieren können, ist sicherlich individuell, denn Vaelins Gewaltbereitschaft und teilweise Skrupellosigkeit lassen ihn zu einem zwar realistischen aber nicht uneingeschränkt sympathischen Charakter werden. Seine persönliche Reife vom unsicheren Jungen zum unerschrockenen Kämpfer ist genauso interessant zu beobachten und plausibel beschrieben wie die Entwicklung seiner Ordensbrüder.

Anthony Ryan schreibt in einer unterhaltsamen, klar verständlichen, jedoch nicht anspruchslosen Sprache. Er beschreibt Situationen, Kampfszenen, Charaktere und Kulissen anschaulich und streut dabei hier und dort Bilder und Metaphern ein. Am Ende schließt sich der Kreis, als der Kampf des Verurteilten in der Gegenwart beschrieben wird, der Bericht seiner Lebensgeschichte ist beendet und hat nebenbei sein Verhältnis zum Geschichtsschreiber verändert. Es bleibt abzuwarten, welche Erzählform der Autor für die Fortsetzungen wählen wird…

Fazit

Ein gelungenes Erstlingswerk und ein Fantasy-Epos, der fesselt und zu beeindrucken weiß. Intrigen, vielschichtige Charaktere und ein ansprechender Schreibstil sowie eine faszinierende Welt sorgen für einen 1. Band der Reihe, der Spannung auf die Nachfolger weckt.

Originaltitel
Blood Song
ISBN10
3608939253
ISBN13
9783608939255
Dt. Erstveröffentlichung
2015
Gebundene Ausgabe
775 Seiten