Die Wedernoch
Zusammenfassung zu “Die Wedernoch”
Es ist nun schon Jahre her, dass Bartholomews Schwester Hettie ins Feenland entführt wurde, doch noch immer hat er die Hoffnung nicht aufgegeben und sucht gemeinsam mit Mr Jelliby nach Hinweisen. Unverhoffte Hilfe bekommt er hierbei durch den Straßenjungen Pikey, dessen eines Auge seit eines Zusammentreffens mit einer Fee, ins Feenland sehen kann. Mit diesem für die Menschenwelt blinden Auge muss sich Pikey verstecken, denn Feenwesen oder mit den Feen in Berührung gekommenen Kindern und Erwachsenen ergeht es schlecht. So landet er schnell im Gefängnis und wird nur durch Bartholomews Besorgnis um seine Schwester daraus gerettet. Im Gegenzug muss er dabei mithelfen, Nettie zu finden.
Nettie unterdessen fällt mit ihren Zweigen auf dem Kopf im Feenland nicht auf. Dennoch sitzt sie fest und sie hat Angst. Die Feendame, die sich Nettie als neue Freundin und Spielgefährtin ausgesucht hat, ist äußerst launisch und möchte sie keinesfalls gehen lassen. Nettie jedoch weiß, dass ihr Bruder sie nicht vergessen hat und zu ihrer Rettung kommen wird. In der Menschenwelt machen sich die beiden Jungen auf die Suche nach einem Portal, durch das sie in die Welt der Feen gelangen können. Hierbei geraten Bartholomew und Pikey mitten in den beginnenden Krieg zwischen Menschen und Feenwesen…
Wichtige Charaktere
- Bartholomew Kettle
- Pikey Thomas
- Nettie Kettle
- der Feenbutler
- Lady Piscaltine, Herzogin von Yearn-am-Wald, Tochter der Teiche und Herrin von Haus Hutnadel
- der Schlaue König
- Florence La Bellina
Zitate
„Eine Dame hatte anstelle von Augen kleine Fenster mit Vorhängen davor und anstelle eines Mundes eine Holztür. Eine andere war, von vorn betrachtet, außergewöhnlich schön, mit einem langen Plisseekleid und hohen Wangenknochen, hatte aber einen Rücken wie ein hohler, knorriger Baum, auf dem lauter Käfer herumkrabbelten. Ein Mann hatte anstelle eines Kopfes eine riesige schwarze Spinne, deren lange Beine sich in seine Schultern krallten. In einem hohen Aquarium auf Rädern, das von zwei Wichteln geschoben wurde, die kaum einen halben Meter groß waren, schwamm eine Wasserfee. Die ganze Meute war prächtig gekleidet, wie zum Tanz herausgeputzt; und alle waren sie auf die eine oder andere Weise grotesk, missgestaltet oder allem Anschein nach dem Wahnsinn verfallen. Einer Fee ragte ein Schlüssel aus dem Rücken.“
„Seine Worte klangen wie alte Wäsche, die durchnässt im Regen hing.“
Alle Bände der Reihe
Die Seltsamen
Die Wedernoch
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Persönliche Bewertung
Würdige Fortsetzung eines beeindruckenden Debütromans
In Zeiten, in denen die Trilogie so beliebt und weit verbreitet ist, kommt Stefan Bachmanns zweibändige fantastische Erzählung schon in ihrem Format ungewöhnlich daher. Eine Geschichte einmal schon nach zwei Bänden abgeschlossen zu wissen, ist erfrischend und dürfte dem ungeduldigen Leser zugute kommen. Dabei zeugen sowohl „Die Seltsamen“ als auch „Die Wedernoch“ davon, dass die Fantasie des Autors und die von ihm erschaffene Welt sicherlich auch für drei oder gar für fünf Bände gereicht hätte.
In diesem zweiten Band ist es wieder ein auktorialer Erzähler, der durch die Handlung führt und abwechselnd den Fokus auf Nettie und Pikey (später mit Bartholomew gemeinsam) legt. Waren es in Band eins noch Bartholomew und Mr Jelliby, die gemeinsam das Abenteuer erlebten, so sind es diesmal die beiden Jungen, die sich auf die Suche nach Nettie begeben. Wer Arthur Jelliby ins Herz geschlossen hat, wird sicherlich bedauern, dass er diesmal nur einen so kurzen Auftritt in der Geschichte bekommt. Ein Trost sind Netties Erlebnisse im Feenland, die gleichzeitig faszinierend und beklemmend zugleich wirken. Besonders die Vielseitigkeit der Feen selbst bezaubert, auch wenn diese mit liebreizenden Feen vieler Kinderbücher nichts gemeinsam haben und eher an die wundersamen Gestalten erinnern, denen Alice im Wunderland begegnet.
Ein Schwarz-Weiß gibt es auch unter den Charaktern in diesem Band nicht: Niemand scheint ausschließlich „böse“ zu sein, oft sind es Angst, Sehnsucht oder andere essenzielle Emotionen, die bösartige, selbstsüchtige und grausame Handlungen der Charaktere hervorrufen. Ähnlich verhält es sich mit dem Krieg zwischen Menschen und Feen, der schon in seinen Vorbereitungen erbarmungslos anmutet, sich jedoch durch tief verwurzelte Ängste und Vorurteile auf der einen sowie den Kampf um Macht und die eigenen Rechte auf der anderen Seite erklären lassen.
Wie schon im ersten Band ist es wieder einmal eindrucksvoll, wie sprachgewandt sich Stefan Bachmann auszudrücken vermag. Mit keinem Wort ist es diesem Buch anzumerken, dass es erst der Nachfolger eines Debütromans ist und nicht etwa das Werk eines erfahrenen Autors. Poetisch und voller treffender unklischeehafter Vergleiche und Metaphern könnten Charaktere, Kulissen und Handlung kaum lebensechter sein. Und da zudem auch die Spannung bis zum Ende erhalten bleibt, kann man nur von einem rundum gelungenen und höchst empfehlenswerten, ja brillanten Buch sprechen.
Fazit
Stefan Bachmann bleibt auch mit dem zweiten Band ein Ausnahmetalent. Sprachlich auf hohem Niveau, fantasievoll und mitreißend sind „Die Wedernoch“ ebenso ein Lesegenuss für anspruchsvolle Leser, wie es „Die Seltsamen“ schon waren. Ein Autor, den man sich merken und auf dessen zukünftige Werke man sich freuen darf!
- Originaltitel
- The Whatnot
- ISBN10
- 3257069065
- ISBN13
- 9783257069068
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014
- Gebundene Ausgabe
- 416 Seiten