Die unglaubliche Geschichte von Wenzel, dem Räuber Kawinski, Strupp und dem Suseldrusel
Zusammenfassung zu “Die unglaubliche Geschichte von Wenzel, dem Räuber Kawinski, Strupp und dem Suseldrusel”
Als Wenzels Mutter eine Reise auf die Malediwen gewinnt, gibt es ein Problem: Es ist eine Reise für zwei Personen. Seine Eltern müssen also kurzfristig eine Ferienunterkunft für ihren Sohn finden. Der letzte Ausweg ist der etwas seltsame Schriftsteller-Onkel Nikolai, der in einem Dorf namens Hinkelsen wohnt. Dieser ist gerade mitten in einem neuen Buch und kämpft in der Ideenkammer mit seinen Inspirationen. Weder Wenzel noch Onkel Nikolai sind also sehr angetan von der Vorstellung, die nächsten Tage gemeinsam zu verbringen. Wenzel kann sich nicht für Bücher begeistern, sein Onkel fürchtet die Störung durch einen Jungen „der gewissen Sorte“.
Doch schon bald stellt sich Wenzel als sehr nützlich heraus, als sich der Räuber Kawinski durch die Ideenkammer aus der Geschichte des Onkels befreit und diesen kidnappt. Gemeinsam mit dem Nachbarsmädchen Ricarda und dem Hund Strupp stürzt sich Wenzel ins Abenteuer, um seinem Onkel zur Hilfe zu kommen. Und dieser Vorfall soll nicht der einzige bleiben: Onkel Nikolais Charaktere haben die Angewohnheit, sich mit der Realität zu vermischen und in Hinkelsen aufzutauchen. So macht Wenzel schon bald Bekanntschaft mit einer echten fußballspielenden Prinzessin. Währenddessen schütteln die Dorfbewohner den Kopf über den verrückten Schriftsteller und die alte Frau Fiedler setzt sich in den Kopf, nach dem Rechten zu sehen. Und das gerade, als sich das Suseldrusel aus dem schriftstellerischen Kopf befreit hat…
Wichtige Charaktere
- Wenzel Könemann
- seine Eltern Sabine und Lars Könemann
- Wenzels Onkel Nikolai Ruthard
- Ricarda Louisa Jolante Rühl
- Ricardas Mutter Wiebke Rühl
- Frau Fiedler
- der Hund Strupp
- der Räuber Kawinski
- das Suseldrusel
Zitate
„Tockerditockerditockerdi. Wenzel fühlte die wuchtige Schwere des Finsterschurken auf seinen Pobacken. Er fühlte seinen eigenen Körper, der so schmal war und so klein. Und er fühlte, dass es sinnlos war, noch länger zu kämpfen.
‚Ich … weiß … es … doch … selbst … nich … du … Doof…kopp‘, ächzte er wütend. Dann drehte er den Kopf zur Seite und hörte auf zu strampeln.“
„‚Boah‘, staunte Wenzel, ließ sich den Rücken seines Onkels hinuntergleiten und legte den Kopf in den Nacken. Dieselben Sterne, überlegte er, und derselbe Mond waren vor ein paar Stunden auch über den kleinen Inseln der Malediven aufgegangen, bevor die Erdkugel sich weitergedreht und der Abend zu ihnen nach Hinkelsen rübergerutscht war. Und vielleicht, dachte Wenzel weiter, hatten seine Mama und sein Papa ja auch dagestanden, sich all das Geglitzer und Gefunkel angeguckt und dabei an ihren ersten und einzigen Sohn gedacht … natürlich nur, falls sie gerade nichts Wichtigeres zum Dran-Denken hatten.“
Trailer zum Buch
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Persönliche Bewertung
Eine Geschichte voller liebenswerte Charaktere, erzählt in fantasievoller Sprache
Die Grundidee der Handlung ist keine neue: Figuren geraten aus der Geschichte in die Realität, verselbständigen sich und konfrontieren ihren Schöpfer. Realität und Fiktion vermischen sich. Auch andere Motive sind bekannt wie zum Beispiel die Hauptfigur, die ihre Begeisterung für Bücher entdeckt oder die Eltern, die wieder Zugang zu ihrem Sohn finden. Daneben geht es um Freundschaft, die Eifersucht auf fiktive Charaktere bzw. ein Gemälde, um Liebe und die Kraft der Phantasie, die dafür sorgt, dass auch in einem verschlafenen Dorf ein Abenteuer stattfinden kann. Und der es zu verdanken ist, dass Nikolai seine Inspiration an einem solchen Ort findet, in seinem Ideenzimmer und mit einer Sonnenuhr, einer Fastnachtsmaske und einem Gesicht im Deckenbalken als Musen.
Bemerkenswert an diesem Buch ist vor allem Nikola Huppertz‘ einzigartiger Schreibtstil. Gekonnt und kindgerecht erzählt sie die Geschichte um Wenzel und verwendet dabei sehr kreative Wortschöpfungen („geschwitzfoltert“ oder er saß auf dem Schrank „wie ein aussortierter Schnuffelbär“ oder auch „überlebenszelten“) und lässt durch ihre Lautmalerei die Handlung lebendig werden. (Beispiel: „Wenzel gluckerte fluchtbereit seinen Kako runter.“) Dabei trifft sie genau die richtige Mischung aus authentischer Alltagssprache und anspruchsvollem poetischem und unterhaltsamem Schreibstil.
Doch „Die unglaubliche Geschichte von Wenzel“ ist nicht nur humorvoll und kurzweilig, sondern hält auch die eine oder andere Anspielung oder Lebensweisheit bereit und erfreut zudem mit einer klischeefreien Prinzessin im Fußballtrikot, die darüber hinwegtröstet, dass das Ende des Buches ein wenig klischeehaft und vorhersehbar geraten ist. Auch philosophische Probleme werden zwischen Wenzel und seinem Onkel besprochen: Es geht um die bekannte Frage: Wie können wir wissen, dass wir nicht die Traumgestalten eines uns unbekannten Träumers sind? In dieser Geschichte wird daraus: Wie kann Wenzel wissen, dass er nicht ebenfalls eine Figur aus Nikolais Geschichten ist oder dass nicht gar sie beide die Charaktere eines anderen Autors sind? Soziologisch interpretiert zeigt Wenzels Fixierung auf die sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale sehr gut, wie die Sozialisierung von Kindern und die Vorbildfunktion von Erwachsenen funktioniert: In Wenzels Kopf speichert sich die große Bedeutung der weiblichen Brust ab.
Fazit
Eine unterhaltsame Abenteuergeschichte rund um einen kleinen Helden und einen etwas wirren aber sehr sympathischen Autor, der sich nicht an seiner Außenseiterrolle und den Meinungen der Nachbarn stört. Romanfiguren werden lebendig, Eltern und neugierige Nachbarinnen werden reformiert, und das alles präsentiert Nikola Huppertz mit Hilfe eines beeindruckenden Wortschatzes, abgerundet durch Vignetten von Regina Kehn. Lesenswert!
- ISBN10
- 3944572033
- ISBN13
- 9783944572031
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014
- Gebundene Ausgabe
- 376 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 10 Jahren