Stella Menzel und der goldene Faden
Zusammenfassung zu “Stella Menzel und der goldene Faden”
Dies ist die Geschichte eines verzauberten Stoffes aus glänzend blauem Seidensatin mit Sternen und Schneeflocken aus Silberbrokat und genäht mit einem goldenen Faden. Der verzauberte Stoff ist ein Familienerbstück, das Stella von ihrer Großmutter Josephine bekommen hat. Und es ist auch ihre Großmutter, die ihr die Geschichte des Stoffes erzählt, die gleichzeitig Stellas Familiengeschichte ist.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1919 im russischen St.Petersburg, wo Channa Abschied von ihren Eltern nimmt und als Abschiedsgeschenk einen Wandbehang aus blauem Satin im Reisegepäck trägt. In Berlin beginnt Channa ein neues Leben mit ihrem Mann und den drei Kindern, die in den darauf folgenden Jahren zur Welt kommen. Der Wandbehang dient als Vorhang für das Kinderzimmer und das jüngste Kind, Josephine, liebt ihn. Als in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kommen und die Familie nach New York flüchtet, vergessen sie den Vorhang in ihrer alten Wohnung, und Channa ist untröstlich. Doch nachdem die Schreckensherrschaft schon Jahre vorbei ist, erhält Josephine ein Päckchen von Elisabeth, der Hausmeistertochter und ihrer früheren Freundin in Berlin. Der blaue Vorhang ist wieder da!
Als Josephine schon längst mit Mann und Kindern wieder in Berlin lebt, kommt eines Tages ihre Enkelin Stella zur Welt, und Josephine vererbt ihr den Stoff. Stella nennt ihn „Schneestern“ und trennt sich niemals von ihm. Doch dann zerreißen zwei Hunde die Decke, und der Stoff ist hinüber. Stellas Mutter möchte ihn wegwerfen, doch Oma Josephine weiß Rat: Sie näht ihrer Enkelin ein Kleid aus dem Stoff. Und so erlebt der Stoff zusammen mit Stella und ihrer Familie die kommenden Jahre und muss so manche Tragödie überstehen…
Wichtige Charaktere
- Stella Alisa Menzel
- Oma Josephine
- ihre Mutter Isabel Zwickel-Menzel
- ihr Vater Mikhail Menzel
- Mats
- Louise Siebert
- Josephines Eltern Channa und Reuben
Zitate
„Es war einmal im Januar 1919, weit zurück im letzten Jahrhundert und weit entfernt in Russland, hoch oben an der Ostsee, da nahmen Galja und Lew Nussbaum an einem klaren, aber noch sehr dunklen und bitteren Morgen Abschied von ihrer einzigen Tochter Channa, die gerade neunzehn geworden war.
An jedem Morgen zeigte sich die Welt weiß wie an jedem Morgen in St.Petersburg zu dieser Jahreszeit. Auf den Straßen lag eine dicke Schicht frischen, neuen Schnees. Der Himmel färbte sich zartrosa, als Channa neben der Kutsche, die sie zum Bahnhof bringen sollte, ihre Mutter und ihren Vater zum Abschied umarmte. Die Fenster im Erdgeschoss ihres Elternhauses schimmerten orangerot. Hier, auf der schneebedeckten, stillen Straße, gaubte Channa fast noch das Holz im Kaminfeuer knacken zu hören. Wie konnte sie all das Schöne zurücklassen? Ihr tat der Hals weh, so sehr bemühte sie sich, nicht zu weinen. Aber je mehr sie sich bemühte, umso mehr tat er weh. Schließlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten, heiß und feucht schossen sie ihr die Wangen hinunter. Aus Angst, sie könne es sich anders überlegen, wieder zurück ins Haus rennen und sich einschließen, küsste Channe ihre Eltern ein letztes Mal und wandte sich dann der Kutsche und ihrer Zukunft zu.“
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Persönliche Bewertung
Eine wunderschöne Wohlfühlgeschichte voller Herz und Weisheit
Mit goldenem Faden verwebt Holly-Jane Rahlens die Geschichte und das Schicksal einer Familie über mehrere Generationen, in der ein Familienerbstück von Frau zu Frau weitergegeben und dabei doch immer wieder in seiner Verwendung und Erscheinung verändert wird. So wird ein magischer Stoff Zeuge verschiedener geschichtlicher Epochen, darunter der Kommunismus und die Judenverfolgung, um schließlich im Hier und Jetzt anzukommen, in einer Zeit der Smartphones und Computer. Die äußeren Umstände ändern sich und mit ihnen die Protagonisten, deren Leben er verfolgt, doch eines bleibt: Der Zusammenhalt in der Familie und die Geschichte, die sich um den magischen Stoff mit dem goldenen Faden rankt, und der mit jedem Familienmitglied und jeder Episode ein weiteres Kapitel hinzugefügt wird.
Die Autorin schreibt in einer leicht verständlichen aber gleichzeitig poetischen und warmherzigen Sprache (die von Brigitte Jakobeit gekonnt ins Deutsche übertragen wurde) und erweckt ihre Charaktere, allen voran Stella und ihre liebenswerte Großmutter Josephine, damit zum Leben. Die Familie achtet ihre Traditionen, es bleibt jedoch trotzdem genug Raum für das Zeitgemäße (es ist zum Beispiel der Vater, der kocht) und für den Humor, wenn Holly-Jane Rahlens die Festgäste und die Ereignisse auf der thematischen Winter Bar Mizwa beschreibt. So lernen die jungen Leser ganz nebenbei etwas über jüdische Traditionen und über das Schicksal einer Familie, die für viele andere steht, ohne dass die Handlung zur trockenen Geschichtsstunde verkommt. Eine überaus gelungene Mischung, die von den sehr gekonnten Illustrationen Reinhard Michls, der wunderschönen Gestaltung des gebundenen Buches in verschiedenen Schriftfarben mit hochwertigem Leineneinband und goldenem Lesebändchen und nicht zuletzt dem gezeichneten goldenen Faden, der sich durch die gesamte Geschichte zieht, unterstrichen wird.
Fazit
Holly-Jane Rahlens hat mit “Stella Menzel und der goldene Faden” eine wunderbar warmherzige, nachdenkliche Familiengeschichte geschrieben. Die hochwertige Aufmachung des Buches und der sehr ansprechende Schreibstil der Autorin sorgen für ein Gesamtkunstwerk, das sich wunderbar auch als Geschenk eignet. Rundum gelungen!
- ISBN10
- 3499216612
- ISBN13
- 9783499216619
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 160 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 9 Jahren