Einmal bis ans Ende der Welt

Legendäre Entdecker und ihre abenteuerlichen Geschichten

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Arena Verlag

Zusammenfassung zu “Einmal bis ans Ende der Welt”

Abenteurer, Entdecker, Eroberer – seit mehr als 1000 Jahren zog es Männer in die unbekannte Ferne. Das Ziel: neue Seewege zu finden, Länder für die königlichen Auftraggeber zu erobern, neues Land zu besiedeln, Kolonien zu gründen, Reichtum in Form von Gewürzen oder Edelmetallen zu finden. Christoph Kolumbus ist hierbei sicherlich der Bekannteste, doch es gab noch viele wagemutige Männer mehr, die unter widrigen Umständen den Weg ins Unbekannte wagten und damit Geschichte schrieben.

Günther Wessel stellt in diesem Buch eine Auswahl der wichtigsten Weltentdecker in 16 Portraits vor. Diese gliedern sich in fünf Kapitel: Unter der Überschrift „Frühe Entdecker – Händler, Wagemutige und Pilger“ werden zum Beispiel Leif Eriksson und Marco Polo vorgestellt. Im Kapitel „Die Suche nach den Gewürzen“ finden sich zum Beispiel Portraits von Vasco da Gama und Ferdinand Magellan sowie natürlich Christoph Kolumbus. Das dritte Kapitel beschreibt die Abenteurer von den Eroberern Amerikas wie zum Beispiel Hernán Cortés oder William Clark. „Durch Afrika“ reisten zum Beispiel David Livingstone und Henry Morton Stanley und „Ins ewige Eis, hoch hinauf und tief hinab“ wagten sich zum Beispiel Robert Edwin Peary und Jacques Piccard. Das letzte Kapitel zeigt die Vielfalt, denn es geht nicht nur um die Entdeckung neuer Länder und Kontinente, sondern auch um Abenteurer, die sich an den Nordpol wagten, auf das „Dach der Welt“ stiegen oder einen neuen Rekord über den tiefsten Tauchgang in den Ozean aufstellten.

Vor Beginn der Portraits gibt eine Einleitung einen Überblick über die Bedeutung der Entdeckungen – für die Entdecker selbst, aber auch für die eroberten Völker. Jedes Kapitel beginnt ebenfalls mit einer Einleitung, die Portraits bestehen jeweils aus einem erzählerischen Abschnitt, der sich wie eine fiktive Geschichte liest, aus einem Sachteil, der das Leben und die Entdeckungen des vorgestellten Abenteurers vorstellt, Karten mit seinen wichtigsten Routen sowie einer Zeittafel, die die wichtigsten Stationen auflistet.

Zitate

„Die Europäer zogen aus, um Land zu finden, Gewürze und Edelmetalle, manch einer aus Wissensdurst oder um seinen Glauben zu verbreiten. Die Narben der Wunden, die Entdecker und Eroberer schlugen, sind bis heute sichtbar. Aber dennoch – die Faszination der Weltentdeckung, des Aufbruchs ins Ungewisse, bleibt ungebrochen.“

„In einem indianischen Text heißt es über die Spanier: ‚Affen gleich wiegten sie das Gold in ihren Händen oder setzten sich mit dem Ausdruck des Vergnügens zu Boden und ihr Gemüt schöpfte neue Kraft und erleuchtete sich. Wie hungrige Schweine lechzten sie nach Gold.'“

„7. September 1853: Das breite blaue Band des großen Flusses liegt hinter ihm. Er reitet nach Norden. Spärliches Grün, dann beginnt die große Wüste. Die Sonne brennt. Sie flimmert über der Ebene, taucht alles in ein fahles Licht und lässt die Konturen verschwimmen. Nichts hebt sich vom blassen Hintergrund ab, die wenigen krüppeligen Bäume verschwimmen im diffusen Einerlei aus Pastelltönen. Am Horizont taucht das erste Gemäuer auf. Braune, erdige Lehmbauten.“

Persönliche Bewertung

Gut durchdachtes und erfreulich kritisches Sachbuch über (hauptsächlich europäische) Entdecker

5 von 5

Schon auf den ersten Blick wirkt „Einmal bis ans Ende der Welt“ sehr übersichtlich gegliedert und logisch aufgebaut und überzeugt mit einem sehr ansprechenden Design in blau-gelb. Fotos, Stiche und andere Illustrationen lockern die Textabschnitte auf. Für ein Sachbuch, das im Allgemeinen nicht den Fokus auf den Schreibstil legt, ist „Einmal bis ans Ende der Welt“ zudem sehr ansprechend und unterhaltsam geschrieben. Günther Wessel erzählt fesselnd und lebendig. Man möchte jeden einzelnen Entdecker weiter begleiten, auch wenn sie mitunter alles andere als sympathisch wirken, sodass Leser weniger mit ihnen mitleiden und -fühlen als vielmehr gebannt ihren Erlebnissen folgen. Die Fasziniation für die Weltentdeckung begründet sich im Buch vor allem durch die Widrigkeiten, die Entdecker und Eroberer bereit waren, auf sich zu nehmen: Viele Mitgereiste starben oder wurden schwer krank. Skorbut, Hunger, abgefrorene Zehen auf der Nordpolexpedition. Auf der anderen Seite waren Entdeckungen für die Einheimischen nicht nur durch die Gewalt der Eroberer gefährlich: Krankheiten wurden in die eroberten Länder eingeschleppt und machten dort den Ureinwohnern zu schaffen, die darauf nicht vorbereitet waren und sogar starben.

Der Schwerpunkt dieses Buches liegt auf europäischen Entdeckern, doch weist der Autor zu Recht auch darauf hin, dass es auch auf anderen Kontinenen exzellente Seefahrer und wagemutige Entdecker gab. Ein großer Pluspunkt liegt in der kritischen Darstellung der historischen Ereignisse: Für die Ureinwohner der eroberten Länder hatte die „Entdeckung“ nichts Positives. Schon in der Einleitung weist der Autor auf die blutigen Eroberungen hin (aus dem Vorwort: „‚Der Amerikaner, der den Kolumbus entdeckte, machte eine böse Entdeckung‘, schrieb Georg Christoph Lichtenberg im 18.Jahrhundert ironisch…“). Leider war es oft nicht nur die Abenteuerlust, die die Entdecker motivierte, sondern zu einem großen Teil auch die Gier nach Reichtum und Macht sowie der fanatische Glaube, die eigene Religion weiterverbreiten zu müssen. (Zumal diese Missionen auch der Eroberung zuträglich waren, denn die gegen ihren Willen missionierten, christianisierten Herrscher ließen sich oft besser unterwerfen!)

Günther Wessel betrachtet die Eroberer mit kritischer Distanz, trotz aller Faszination, die sie auslösen, und beschönigt nichts. Ein Beispiel für die Skrupellosigkeit der Eroberer ist die Geschichte um den Inkaherrscher Atahualpa, der durch den spanischen Eroberer Francisco Pizarro González mit Hilfe einer List gefangen genommen wurde. Zwar wurde ihm die Freiheit im Austausch gegen eine Unmenge an Gold geboten, doch Pizarro bricht sein Wort und verurteilt Atahualpa zum Tod. Der Eroberer verspricht ihm zwar noch einmal die Begnadigung, wenn er sich taufen lasse, doch als der Inkaherrscher sich dem beugt, wird er trotzdem hingerichtet – die sehr zynische Belohnung ist die Art seiner Hinrichtung, er wird erdrosselt anstatt auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Ein anderes Beispiel ist die Kolonialisierung des Kongo durch den belgischen König Leopold II., der seinen brutalen Eroberungszug durch Verträge mit den Ureinwohnern rechtfertigte, die diese nicht einmal lesen konnten…

Wessels nimmt in seinem Buch nicht nur die Blickwinkel der Eroberer ein, sondern auch die Sicht der Einheimischen, die sich zum Beispiel mit belustigtem Unverständnis über die Goldgier der westlichen Entdecker schriftlich äußerten und zum Perspektivwechsel einladen. Wie ausgeglichen der Autor sich dem Thema nähert, zeigt sich auch in der Chakaterisierung der Eroberten: Auch viele Stämme der Ureinwohner Amerikas sind keine friedlichen Völker, auch hier ist Grausamkeit oft alltäglich. Die Berechnung und Bereicherung der westlichen Eindringlinge ist jedoch der Auslöser, dass sich die „Indianer“ mit teilweise grausamen Mitteln wehren, sodass die Schuldfrage im Allgemeinen nicht schwer zu klären ist.

Fazit

Günther Wessel stellt die Leben legendärer Welteroberer und Abenteurer ebenso faszinierend wie unbeschönigt dar. Durch die Perspektiven von Entdeckern und Einheimischen schafft er ein ausgeglichenes Bild, das auch die Gefahren und die Grausamkeiten der Welteroberung ins Licht rückt. Eine ansprechende abwechslungsreiche Aufmachung rundet den anspruchsvollen Inhalt ab.

ISBN10
3401066536
ISBN13
9783401066530
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Broschierte Ausgabe:
224 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 12 Jahren