Die Bibliothek bei Nacht

Autoren
Übersetzer
Gabriele Kempf-Allié
Manfred Allié
Verlag
S. Fischer Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

Bei Amazon ansehen

Zusammenfassung zu “Die Bibliothek bei Nacht”

Alberto Manguel als bekennender Bücherfreund widmet sich in diesem reichlich schwarz-weiß bebilderten Buch seiner Liebe für Bibliotheken. Es geht um die berühmtesten Bibliotheken in der Geschichte der Welt, um geheime Bibliotheken und Archive, aber auch um seine eigene Bibliothek – angefangen von der ersten kleinen Bibliothek, die er als Kind anlegte, bis zu seiner liebevoll zusammengetragenen Sammlung an Büchern in seinem aktuellen Wohnsitz. Natürlich wird auch die wohl berühmteste Bibliothek von Alexandria mit ihrer ganzen Faszination, ihrer Entstehungsgeschichte und Bedeutung vorgestellt. In 15 Kapiteln geht es um ganz unterschiedliche Aspekte der Bibliothek, darunter die politische und gesellschaftliche Bedeutung von Bibliotheken und ihrer Leser. Manguel widmet sich, auf fast schon philosophische Art, den verschiedenen Ordnungsprinzipien der öffentlichen und privaten Bibliotheken und beschäftigt sich mit der Bibliothek als Bauwerk.

Zitate

„Eine Bibliothek ist nicht nur ein Ort von Ordnung und Chaos; sie ist auch ein Reich des Zufalls. Selbst Bücher, denen man einen Stellplatz und eine Nummer zugewiesen hat, bleiben auf ihre Weise in Bewegung. Überlässt man sie sich selbst, tun sie sich zu unerwarteten Gruppierungen zusammen; sie gehorchen geheimen Regeln der Ähnlichkeit, formieren sich nach nirgendwo verzeichneten Ahnenreihen, thematischen Verwandtschaften und gemeinsamen Interessengebieten. Legt man sie achtlos in eine Ecke oder stapelt sie auf dem Nachttisch, lässt man sie in Kartons oder auf Regalen allzu lange darauf warten, dass sie irgendwann einmal sortiert und katalogisiert werden, dann scharen sich die Geschichten in den Büchern um das, was Henry James die ‚verborgene Absicht‘ nennt und was dem Leser oftmals entgeht: ‚die Schnur, auf die die Perlen aufgezogen sind, den verborgenen Schatz, die Figur im Teppich.'“

„Bei Licht lesen wir das, was andere ersonnen haben; in der Dunkelheit erfinden wir unsere eigenen Geschichten.“

„Es ist tiefe Nacht. Der Regen prasselt. Ich kann nicht schlafen. Ich gehe in meine Bibliothek, nehme ein Buch aus dem Regal und lese. In einer Burg tief in den Bergen, verfallen und verwunschen, wo die Schatten huschten und der Wind durch die Scharten der Türme und Zinnen pfiff, lebte ein alter Graf, ein weithin bekannter Mann. Das meiste, was er über die Welt wusste, wusste er aus seinen Büchern, und er war sich seines Platzes in der Geschichte bewusst.“

„Die eigentliche Macht des Lesers liegt nicht in seiner Fähigkeit, Informationen zu sammeln, sie zu ordnen oder zu katalogisieren, sondern in seiner Gabe zu interpretieren, zu assoziieren und sich das Gelesene anzuverwandeln.“

Persönliche Bewertung

Ein unbeschreibliches Lesevergnügen für Büchernarren und Geschichtsinteressierte

5 von 5

Alberto Manguel ist ein Bücherfanatiker, der seine Leidenschaft in ebenso poetische wie humorvolle und anspruchsvolle Sprache zu kleidet. In der ihm eigenen Art mischt er persönliche Berichte und Anekdoten, die Biografie seiner eigenen Bibliotheken, philosophische und phantasievolle Exkurse und historische Fakten über berühmte Bibliothek der letzten Jahrhunderte. Mit zahlreichen Abbildungen und einer Vielzahl an Quellenangaben versehen, ist so ein historisches, gut lesbares Werk über die Geschichte der Bibliotheken entstanden. Die einzelnen Kapitel müssen dabei keinesfalls in ihrer Reihenfolge gelesen werden, denn jedes beleuchtet einen eigenen Aspekt der Bibliothek. Wärmstens zu empfehlen als Nachschlagewerk oder auch als anspruchsvolle Erzählung.

Originaltitel
Library at Night
ISBN10
3100487508
ISBN13
9783100487506
Dt. Erstveröffentlichung
2007
Gebundene Ausgabe
400 Seiten