Das Mädchen am Rande der Stadt
Zusammenfassung zu “Das Mädchen am Rande der Stadt”
Das 12-jährige Mädchen Hanli wächst auf dem Land auf. Ihre Eltern sind Wanderarbeiter in Peking, Hanli lebt bei ihren Großeltern. Zusammen mit ihrem Freund Wen Dong folgt sie den Eltern in die Stadt, um dort eine Schule zu besuchen und ein besseres Leben anzufangen. Schnell sieht sie sich mit der bitteren Realität konfrontiert: Kinder von Wanderarbeitern werden von den Städtern gering geschätzt, auf den normalen Schulen der Stadtkinder sieht man sie nicht gern und so legt man ihnen viele bürokratische Steine in den Weg. Hanli muss zunächst auf eine Schule für Kinder von Wanderarbeitern gehen. Trotz der ärmlichen Verhältnisse fühlt sich das Mädchen dort sehr wohl, findet Freunde und lernt unter einer freundlichen jungen Lehrerin.
Dann wird die Schule jedoch aus reiner Willkür geschlossen. Hanlis Vater ist unterdessen in ihr Heimatdorf gereist, um eine Empfehlung für die Behörden zu beschaffen, damit Hanli trotzdem auf eine Schule der Stadtkinder gehen kann. Der unfreundliche Beamte lässt sich nur durch eine Bestechung dazu bringen, die Genehmigung auszustellen und Hanli ist überglücklich. Auch ihr Freund Wen Dong darf die Aufnahmeprüfung für eine Städtische Schule machen. Die Prüfungen jedoch sind schwer und auf der Schule selbst begegnen Hanli Vorurteile, offene Gemeinheit und Diskriminierungen…
Wichtige Charaktere
- Song Hanli
- Wen Dong
- Tang Ming
- Hanlis Eltern
- Wu Shanshan
- Su Ya
- Su Yas Freundinnen Linfang und Binbin
Zitate
„‚Mama!‘, rief sie durch den Lärm und lief zu ihr.
Ihre Mutter hob den Kopf und schaute ihr entgegen. Ein Ausdruck der Überraschung malte sich auf ihrem sonnengebräuntem Gesicht und wurde sogleich abgelöst von einem zärtlichen Lächeln.
‚Du kommst gerade recht. Schnell das Gemüse in den Karren. Wir müssen von hier fort.‘
‚Was ist eigentlich los, Mama?‘
‚Irgendein ‚großer Fisch‘ scheint erwartet zu werden. Die Gemeinde räumt die Verkaufsstände auf dem Bürgersteig ab, um der Straße ein besseres Gesicht zu geben.'“
„Durch dicken neuen Schnee stapfte Hanli frühmorgens auf ihrem Weg zur Schule über den Bürgersteig der Allee. Schwer und dicht wie samtener Vorhang fielen die weißen Flocken vom grauen Himmel und überzogen Dächer, Bäume und Straüße mit einer weißen Decke. Auch ihre rote Winterjacke war weiß überpudert, und sie musste blinzeln, wenn Flocken sich ihr auf die Wimpern setzten.“
„Su Ya merkte ihrem Großvater seine innere Bewegung an, als er sich zu ihr setzte und fortfuhr:
‚Du weißt nichts von dem Leben auf dem Lande. Dieser Amokläufer kam aus dem Norden Shaanxis, wo einst unsere kommunistische Basis war. Die Bauern in dieser Region arbeiten tagaus, tagein, um den trockenen Böden das Notwendigste für ihr Leben abzuringen. Um der bitteren Armut zu entkommen, wandern viele von ihenen in die aufblühenden Städte. Zu unserem Glück, denn ohne ihre harte Arbeit hier hätte es den Aufschwung der Wirtschaft nicht gegeben. Aber der neue Reichtum, din sie mit geschaffen haben, geht an ihnen vorbei. Sie fühlen sich ungerecht behandelt.‘
Sie schwieg. Was hatte das alles mit ihr zu tun? Die Geschichten der älteren Generation interessierten sie nicht und auch nicht die Schicksale fremder Bauern.“
Persönliche Bewertung
Nachdenklich, unaufgeregt und poetisch erzählte Geschichte über Träume und Chancengleichheit
„Das Mädchen am Rande“ der Stadt ist ein wunderschön erzähltes Buch, das ebenso bewegt wie fesselt. Ein ernstes Thema wird ebenso sanft und kindgerecht wie deutlich angesprochen. Durch die Augen von Hanli erlebt der Leser die Ungerechtigkeit, die Kinder in China in den Städten erfahren, nur weil sie in eine Wanderarbeiterfamilie geboren wurden. Auf einfühlsame und sympathische Weise erzählt die Autorin die Geschichte eines Mädchens, das sich nicht mit seinem vermeintlichen Schicksal abfinden möchte, das es wagt zu träumen und zu hinterfragen und das sich von der schmerzhaften Realität nicht unterkriegen lässt. Inmitten des harten und ungerechten Alltags gibt es auch Hoffnung und Freundschaft, Hanlis Freunde unterstützen sie und ermutigen sie dazu, an ihren Träumen festzuhalten.
Besonders hervorzuheben ist die Sprache der Autorin, die so angenehm unaufgeregt und poetisch die Geschichte Hanlis erzählt. Neben der bewegenden Handlung bietet das Buch politische und gesellschaftskritische Gedankenanstöße: Dass gerade in einem kommunistischen Arbeiterstaat die Arbeiterfamilien so wenig Dankbarkeit erfahren sondern im Gegenteil ein so trostloses Leben führen müssen, ist ironisch und macht nachdenklich. Die Ausbeutung, die man eigentlich dem „Klassenfeind“, den Kapitalisten, nachsagt, findet sich in grausamer Form mitten in China, in einem Land des Kommunismus. Diese Tatsache ist in der Geschichte ebenso deutlich wie kindgerecht verpackt. Die Schicksale der Hauptpersonen sind nicht beschönigt, das Ende lässt trotzdem eine gewisse Hoffnung zu, denn sonst wäre die Geschichte für ein Kinderbuch gar zu deprimierend.
Fazit
Ein wunderbares Buch, das seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt, das betroffen macht, verzaubert und dabei ganz ohne blutrünstige oder überladene Szenen auskommt. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung!
- ISBN10
- 3940307211
- ISBN13
- 9783940307217
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2011
- Gebundene Ausgabe
- 128 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 12 Jahren