Der Zauberberg
Zusammenfassung zu “Der Zauberberg”
Der Inhalt lässt sich knapp zusammenfassen: Hans Castorp besucht seinen kranken Vetter in einem Schweizer Sanatorium und erkrankt selbst an der Lunge. Schließlich werden aus den geplanten wenigen Wochen Aufenthalt nicht weniger als sieben Jahre. Damit ist einiges gesagt, aber das Wesentliche fehlt: Die unzähligen Nuancen dazwischen. Die Amüsements. Die endlos langen Gespräche über Gott und die Welt. Der ständig lauernde Tod. Der Roman beginnt mit dem jungen Ingenieur Hans Castorp, der seinen Vetter in einem Sanatorium besucht. Hier werden bevorzugt Lungenkranke behandelt. Mit der Zeit freundet sich Hans Castorp mit den Kranken an und verstrickt sich so tief in ihre Leben, in ihre Leiden, dass er an eine Rückkehr ins Flachland überhaupt nicht mehr denkt. Außerdem redet er sich selbst ein, schwer erkrankt zu sein. Die Liebe mit der Russin Chauchat führt dazu, dass er nach ihrer Abreise nicht aufhört darauf zu hoffen, dass sie eines Tages zurückkehren wird. Castorp genießt das Sein auf dem „Zauberberg“, wo alles so seltsam entrückt scheint. Das wirkliche Leben mit seinen Zwängen und Pflichten ist weit weg. Die harte Arbeitswelt ist weit weg. Im Laufe der Jahre verändert sich jedoch auch das Leben im Sanatorium. Am Ende scheint es nur noch darum zu gehen, die Zeit verstreichen zu lassen. Der Beginn des Ersten Weltkrieges setzt dem Ganzen ein Ende. Hans Castorp verlässt diese Scheinwelt und zieht an die Front.
Wichtige Charaktere
- Hans Castorp, ein junger Ingenieur
- Joachim Ziemßen, Castorps Vetter
- Lodovico Settembrini, ein Literat
- Madame Clawdia Chauchat
- Hofrat Behrens, Klinikleiter
- Dr. Krokowski, Psychiater
Interpretation
Die Idee für seinen Roman kam Thomas Mann 1912, als er seine Frau in einem Sanatorium besuchte. Zwölf Jahre lang sollte es dauern, bis der Roman fertig geschrieben war und endlich erscheinen konnte. Der Dichter schrieb selbst: seine Figur sollte gründlich und genau erzählt werden. Und dies tat er auch. Jede Figur transportiert eine andere Welthaltung, eine andere Strömung aus der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. So streiten sich Settembrini und Naphta über unterschiedliche politische Ansichten. Wer sich die Mühe macht, die teils überlangen Gespräche zu verfolgen, wird eintauchen in eine philosophische Gedankenwelt, die nichts an ihrer Aktualität verloren hat. Dagegen Madame Chauchat berührt durch eine Verletzlichkeit, derer sich der junge Castorp nicht entziehen kann. Er verliebt sich in sie. Doch diese Liebe währt nur eine Nacht lang. Danach reist Madame Chauchat ab. Es ist der Einfluss jeder einzelnen Figur, unter die Protagonist Hans Castorp gerät. Zentrale Motive sind die Themen Krankheit, Tot und die Zeit. Auffällig häufig kommt die Zahl sieben zum Einsatz: Sieben Kapitel hat der Roman. Sieben Jahre verweilt Castorp auf dem Berg. Sieben Minuten muss das Fieberthermometer im Körper verbleiben. Sieben Tische sind im Speisesaal. Joachim Ziemßen stirbt um sieben. Madame Chauchat wohnt im Zimmer sieben. Bis ins Detail hinein wird dieser Aufenthalt auf dem Berg als einziger „Zauber“ beschrieben. Aufgrund der genauen Schilderungen und ausgiebig beschriebenen Gedankenwelt fühlt sich auch der Leser mitten drin in dieser Welt. Doch diese schöne Welt endet unweigerlich, als der Erste Weltkrieg mit seinen Grausamkeiten hereinbricht. Hans Castorp verlässt den „Zauberberg“ und meldet sich jetzt an die Front.
Persönliche Bewertung
Humorvolles, anspruchsvolles Buch über einen fiktiven Sanatoriumsaufenthalt.
Wer nimmt sich heute noch die Zeit, ein tausendseitiges Buch zu lesen? Ich behaupte: Jeder sollte es tun. Die langen und klugen Sätze von Thomas Mann bieten die vorzügliche Gelegenheit zum Atemholen. Zum Ausruhen. Und inmitten der vielen Beschreibungen und Details fühlt man sich beim Lesen schnell selbst in das auf einem Berg gelegene Sanatorium hineinversetzt. Man glaubt, neben Madame Chauchat zu sitzen und mit Settembrini über Literatur zu plaudern. Das Lesen des Romans erfordert viel Ausdauer, aber es belohnt auch mit jeder Seite. In den Gesprächen mit den Kranken finden sich viele Antworten auf Weltanschauungen und philosophische Probleme, wenngleich manche Dialoge gekünstelt und gestelzt daher kommen. Im „Zauberberg“ wird die wirkliche Welt durch eine kleine, abgeschirmte Welt ersetzt. Eine gute Gelegenheit, um über sein eigenes Dasein nachzudenken, darüber, ob die eingeschliffenen Muster wirklich bis zum Lebensende Bestand haben müssen. Ob es nicht auch möglich wäre, selbst eine Kursveränderung vorzunehmen: in der Arbeitsplatzsituation, in der Partnerschaft, im eigenen Denken. Thomas Mann gelingt es mit seinen vielschichtigen Figuren, ein breites Bild der damaligen Zeit aufzuzeigen. Jede Figur repräsentiert einen anderen Vertreter aus dem geistigen Leben. Erst der Ausbruch des Weltkrieges beendet den schönen Schein. Aufgrund der Sprache und klugen Gedanken ist das Werk eines der meistgelesenen deutschen Romane.
Fazit
Trotz seines Umfangs lohnt die Lektüre des „Zauberbergs“. Es wirkt wohltuend, wenn man sich in unserer schnelllebigen Zeit auf ein dickes Buch einlässt, in dem die einzelnen Charaktere und Situationen in langen Sätzen ausgiebig beschrieben werden. Der Leser erfährt somit neben vielen Details auch etwas sehr Wesentliches: das Genießen von Langsamkeit und innerer Ruhe. Ein großer Lesespaß!
- ISBN10
- 3103481284
- ISBN13
- 9783103481280
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2010 (1924)
- Gebundene Ausgabe
- 1008 Seiten