Wohin mit Vater?

Ein Sohn verzweifelt am Pflegesystem

Autoren
Verlag
Fischer Taschenbuch Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

Bei Amazon ansehen

Zusammenfassung zu “Wohin mit Vater?”

Die Mutter stirbt, der 86-jährige Vater ist allein, geistig bei völliger Klarheit, aber vollständig immobil. Der Sohn und die Tochter haben ein Problem: Wohin mit Vater? Problemlösung: Nicht in Sicht! Den Vater selbst pflegen? Unmöglich. Ein Pflegeheim? Zwei Heime werden besichtigt, dorthin kann der Vater nicht gehen, das Leben dort ist nicht lebenswert und lässt den Sohn und die Tochter einen Blick tief in die Abgründe des Pflegenotstandes werfen. Es gibt bessere Heime, beispielsweise in Würzburg, aber die sind die Ausnahme. Gute Pflegeheime funktionieren nur dann, wenn es nicht der Sinn der Altenbewahrung ist, Geld damit zu verdienen. Sohn und Tochter finden keine Lösung für das Problem, der Vater ist derweil erstarrt. Nächste Möglichkeit: eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung im eigenen zu Hause! Ein Anruf macht klar: Kostenpunkt um die 10.000 Euro im Monat. Zu teuer, wer hat schon so viel Geld. In Würde altern nur für Superreiche möglich? Die Schwester gibt auf. Sie nimmt Vater zu sich, auch wenn sie selber daran verrückt werden wird. Gibt es noch einen anderen Weg? Schuldgefühle wachsen. Die Beerdigung der Mutter zieht am Sohn, an der Tochter vorbei. Und wieder ein kleiner Lichtblick! Die „Illegale“. Illegale Pflegekräfte, zumeist aus dem Ostblock arbeiten schätzungsweise in 100.000 deutschen Haushalten. Sie sind „rund-um-die-Uhr“ da, und das für bezahlbare 1.100 Euro. Teresa kommt aus Polen, und packt die Pflege von Vater an. Kümmert sich um Küche, Haus und Garten, weckt Vaters Lebensfreude. Der Sohn geht zurück in seine Stadt, und fragt sich: Wie kann ich Teresa legalisieren? Wann steht die Ausländerbehörde vor der Tür? Wohin mit Vater? – eine Geschichte ohne Happy End.

Zitate

„In wenigen Jahren werden wir die Welt von heute …nicht wiedererkennen, und niemand weiß, wie die sozialen Systeme diese Alterung aushalten können, die Rentenkassen, die Krankenversicherung, die Pflegeversicherung. Aber die Folgen werden nicht nur ökonomischer Natur sein, es wird eine völlig neue Art und Weise des Zusammenlebens, eine ganz andere Kultur entstehen. Alte und Junge haben verschiedene Bedürfnisse.“

„Bis zum Jahr 2050 wird die deutsche Bevölkerung um mindestens 12 Millionen abnehmen. … ohne Zuwanderung von Ausländern käme man gar auf ein Minus von 23 Millionen.“

„Ganz Europa wird ein Altersheim.“

Persönliche Bewertung

Erschütternd, packend wie Krimi, fundiert wie ein gutes Sachbuch.

5 von 5

Ein erschütterndes Buch. Es berührt ein Tabu, das fast jeden einmal anrühren wird.

Fazit

Thema ist der Pflegenotstand in Deutschland. Irgendwann erwischt es Jeden. Irgendwann kommt der Tag, an dem die alten Eltern Pflegefälle werden und spätestens dann muss jeder sich mit der Frage: Wie jetzt weiter? auseinandersetzen. Der Autor macht Mut, sich beizeiten mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, auch und gerade in Hinblick auf die eigene Biografie. Er will dem Leser die selbst erlittenen Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht ersparen. Nie wurde packender und zugleich fundierter über die demografische Katastrophe, den Pflegenotstand, die Untätigkeit von Gesellschaft und Politik und die Liebe zu den eigenen Eltern zugleich geschrieben.

ISBN10
3596175305
ISBN13
9783596175307
Dt. Erstveröffentlichung
2007
Taschenbuchausgabe
192 Seiten