Warp (1) – Der Quantenzauberer

Autoren
Übersetzer
Claudia Feldmann
Verlag
Loewe Verlag

Zusammenfassung zu “Warp (1) – Der Quantenzauberer”

London im Jahr 1898. Der Waisenjunge Riley ist der Lehrling eines Auftragsmörders. Früher war Albert Garrick als der Große Lombardi bekannt, bevor er seine Lust daran entdeckte, anderen Menschen das Leben zu nehmen. Heute soll Riley seinen ersten Mord ausführen und sich als Gehilfe bewähren. Doch die Tat verläuft nicht nach Plan: Riley hat Skrupel einen Menschen zu ermorden, und als ihn schließlich Garrick dazu zwingt, indem er seine Hand führt, passiert etwas Unglaubliches: Der Waisenjunge wird durch die Zeit transportiert und landet über 100 Jahre später, in einem vom FBI bewachten Haus…

Chevie ist eine der jüngsten FBI-Agentinnen. Nach einem Zwischenfall bei ihrem ersten Auftrag, der einen öffentlichen Skandal auslöst, wird sie nach London strafversetzt, wo sie nur in der Gesellschaft ihres wortkargen Vorgesetzten Felix Smart einen Raum bewachen muss, ohne Informationen darüber, was es damit auf sich hat. Als plötzlich tatsächlich ein Junge und die Leiche eines alten Mannes in der seltsamen Kapsel auftauchen, wird die Eintönigkeit ihres Auftrags durchbrochen. Smart reist zusammen mit einigen gut ausgebildeten Männern in die Vergangenheit, um den Mörder des alten Mannes zu finden und unschädlich zu machen. Doch sie unterschätzen Garrick, der ihnen überlegen ist und seinerseits in die Zukunft reist, nachdem er die Agenten unschädlich gemacht hat.

Schnell stellt Chevie fest, was Riley schon lange wusste: Garrick ist ein gefährlicher Mann, der um jeden Preis seinen Lehrling finden möchte und, nachdem er einmal Zeuge von „Magie“ geworden ist, nach Macht strebt. Selbst das FBI mit seinen Spezialagenten kann Chevie und Riley nicht vor Garrick schützen und so bleibt den beiden neuen Verbündeten nichts anderes übrig, als in die Vergangenheit zu fliehen, in das deprimierende London Ende des 19. Jahrhunderts, doch Garrick ist ihnen immer dicht auf den Fersen und auch andere einflussreiche Personen der Londoner Verbrecherszene haben ein Interesse an ihnen…

Wichtige Charaktere

  • FBI-Junior-Agentin Chevron „Chevie“ Savano
  • der 14-jährige Riley
  • Auftragskiller und Zauberer Albert Garrick
  • Felix Smart
  • Otto Malarkey
  • Tibor Charismo
  • Bob Winkle

Zitate

„Verstohlen huschte er über das matte Kupfer, um den neugierigen Blicken nachbarlicher Vorhanglupfer zu entgehen, den Oberkörper fast bis zur Waagerechten vorgebeugt, die spitze Nase in die Luft gereckt wie ein Jagdhund.
Was für ein Leben, dachte Albert Garrick. Eine frische Brise von der Themse, übernatürliche Quantenkräfte und ein Zimmer voll schießwütiger amerikanischer Muskelprotze, an denen ich meine Fähigkeiten erproben kann. Die Magie gibt es wirklich, und sie lebt in mir.“

„Garrick war bis über beide Ohren verliebt und überschüttete die junge Frau mit Zeichen seiner Zuneigung, die sie mit Freudenschreien und Umarmungen entgegennahm; sie nannte ihn mein Albert und küsste ihn auf die Wange. Zum ersten Mal war Garrick zufrieden und sogar seine Alpträume von Blut und Cholera wurden seltener, und wenn sie doch einmal wiederkamen, hatten sie nicht mehr dieselbe Macht.
Doch unglücklicherweise war Sabines Herz kälter als die bunten Glasperlen, die sie so liebte, und sie hatte von Anfang an vorgehabt, ihren Arbeitgeber zu verlassen, sobald sich etwas Besseres abzeichnete.
(…)
Aus Garricks Liebe wurde Hass, der sich nach innen richtete und seine ganze Seele zerfraß.“

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Persönliche Bewertung

Packender Science Fiction-Jugendroman für anspruchsvolle aber unempfindliche Leser

5 von 5

Mit seiner spektakulären und zu Recht populären Reihe um Artemis Fowl setzte Eoin Colfer hohe Erwartungen an alle nachfolgenden Reihen. Im Zentrum dieser neuen Jugendreihe steht das Thema Zeitreise, dem sich Colfer auf sehr wissenschaftliche Weise nähert. Dabei geht es nicht um das vieldiskutierte Dilemma, die Vergangenheit nicht verändern zu dürfen, um die Zukunft/Gegenwart nicht zu gefährden; diese Überlegungen spielen für „Warp“ bisher keine Rolle. Vielmehr ist das Projekt Zeitreise in Colfers Geschichte ein Geheimprojekt des FBI, das wichtigen Zeugen den perfekten Schutz verschaffen soll. Doch natürlich wird eine so bedeutende und mächtige wissenschaftliche Errungenschaft missbraucht, Machtgelüste und andere niedere Bedürfnisse in Charakteren wie Garrick geweckt.

Die Handlung fokussiert hauptsächlich auf die beiden wichtigsten Figuren, Riley und Chevie, doch der auktoriale Erzähler richtet den Blick auch auf Garrick und erlaubt dem Leser damit einen Einblick in die Gedankenwelt des „Bösen“ in der Geschichte. Weitere Perspektivwechsel geben zum Beispiel Einsicht in die Köpfe verschiedener Verbrecher im London des 19. Jahrhunderts. Die Kulisse des alten Londons ist keine neue, viele Autoren bedienen sich dieser Zeit und dieser Stadt für ihre Geschichten. Abgenutzt erscheint sie in „Warp“ dennoch nicht, denn Colfer ist nicht zimperlich mit seinen Lesern. Im Gegenteil, er mutet ihnen einiges zu: Von etwas unappetitlichen Beschreibungen der Morde und anderer Gewaltszenen (die jedoch nicht blutrünstig wirken, sondern in den erbarmungslosen Kontext der Handlung passen, Beispiel: „…hatte einen Eisenhaken in der Hand, an deren Spitze mehr Augen gehangen hatten als Heuballen“) bis hin zur sehr bildlichen Darstellung des Londoner Armenviertels mit seinen hoffnungslosen Bewohnern (Jungen, die Tapete rauchen und ähnlich deprimierenden Bildern) und einem trostlosen und permanent gefährlichen Leben. Wer sensibel auf solche Themen reagiert, könnte mit „Warp“ überfordert sein, für alle anderen Leser verstärken solche Szenen die Eindrücklichkeit der Geschichte.

Mit diesem ersten Band ist der wichtigste Handlungsstrang der Geschichte bis hierhin abgeschlossen, es bahnt sich jedoch auf den letzten Seiten schon die nächste Gefahr für Riley an, und man ahnt, dass mit den Gegnern aus diesem Band vermutlich erst die Spitze des Eisbergs sichtbar geworden ist, der die Verstrickungen um die Zeitreisen, das FBI und das Interesse an Riley ausmacht…

Fazit

Eoin Colfers neue Reihe reicht zwar in ihrer Genialität nicht an seine Artemis Fowl Reihe heran, tritt damit jedoch auch ein überaus schwieriges Erbe an. Lässt man seine meisterhafte Bestseller-Reihe außer Acht, kann dem Autor jedoch auch zum Auftakt dieser Reihe nur gratuliert werden. Aufregende Charaktere, eine beeindruckende Kulisse und eine atemberaubende Handlung sorgen für eine Geschichte, die in ihren Bann zieht und einen Nachfolger in jedem Fall rechtfertigt. Sensiblen Lesern mögen die expliziten Beschreibungen gewaltsamer Szenen zu brutal sein, allen anderen Science Fiction und Fantasy-Fans kann „Warp“ jedoch nur wärmstens empfohlen werden.

Originaltitel
W.A.R.P.
ISBN10
3785579098
ISBN13
9783785579091
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Gebundene Ausgabe
352 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 14 Jahren