Silber – Das erste Buch der Träume
Zusammenfassung zu “Silber – Das erste Buch der Träume”
Da ihre Mutter in Oxford einen Lehrauftrag angenommen hat, muss Liv wieder einmal umziehen, zusammen mit dem Kindermädchen Lottie, ihrer Schwester Mia und natürlich ihrer Mutter. Wieder einmal fängt sie als Neue an einer Schule an – und bekommt auf der teuren Privatschule zu allem Überfluss eine hochnäsige Patin mit einem albernen Namen zugewiesen. Schnell lernt Liv auch die drei Schul-Schönlinge und Schwärme aller Mädchen kennen – eine eingeschworene Dreierclique von Jungs, von denen einer wie die menschgewordene Version von Barbies Gefährten Ken aussieht. Eine Besonderheit gibt es an ihrer neuen Schule: Unter dem Pseudonym Secrecy führt eine Schülerin (oder ein Schüler) einen boshaften Blog, in dem alle Geheimnisse von Schülern und Lehrern aufgedeckt und sie damit bloßgestellt werden. Wer Secrecy ist, weiß niemand – und natürlich gibt es auch einen Blogpost zu lesen, der Liv, die „Neue“, kommentiert.
Liv jedoch hat andere Probleme: Seit einiger Zeit träumt sie von unheimlichen Türen und geheimnisvollen Traumwelten, die verblüffend real sind. In ihren Träumen trifft sie auf reale Mitschüler – ausgerechnet die Schönlings-Clique taucht in ihren Träumen auf! Doch was noch bestürzender ist: Die realen Abbilder ihrer Traumgestalten scheinen sich ebenso an die Träume zu erinnern – sie können doch wohl kaum das Gleiche geträumt haben? Auch das Familienleben ist nicht unproblematisch: Der Freund von Livs Mutter lädt die Familie zu sich ein, um sie mit seinen Kindern bekannt zu machen – und sein Sohn Grayson ist ausgerechnet einer der Schönlinge aus Livs Schule. Als Grayson dazu genötigt wird, Liv auf eine Geburtstagsfeier mitzunehmen, beginnt sich das Geheimnis um ihre Träume zu lüften…
Wichtige Charaktere
- Liv Silber
- ihre Schwester Mia
- ihre Mutter
- Lottie Wastlhuber, Livs und Mias Kindermädchen
- Ernest Spencer
- Grayson und Florence Spencer
- Henry Harper
- Arthur Hamilton
- Jasper Grant
- Anabel Scot
- Secrecy
Zitate
„‚Ist Liv die Abkürzung für Livetta oder für Carlivonia?‘
Wie bitte? Wollte sie mich verarschen? Niemand auf der Welt hieß Livetta oder Carlivonia, oder? Andererseits – sie selbst hieß Persephone.
‚Olivia‘, sagte ich und ärgerte mich über mich selber, weil ich mir unter Persephones kritischem Blick schon die ganze Zeit wünschte, Lottie hätte die Schuluniform doch in der
richtigen Größe eingekauft. Und dass ich meine Kontaktlinsen anstelle der Nerdbrille angezogen hätte, die zusammen mit dem strengen Pferdeschwanz einen seriösen Gegenpol zu dem zu kurzen Rock und der zu engen Jacke bilden sollte. Was sie ja auch tat.
(…)
‚Olivia?‘, wiederholte sie. ‚Ich kenne mindestens zehn Olivias. Die Katze meiner Freundin heißt auch Olivia.‘
‚Dafür bist du die erste Persephone, die ich kennenlerne.‘ Weil das ein Name ist, den man nicht mal einer Katze geben würde. Persephone warf im Gehen die Haare in den Nacken. ‚Bei uns in der Familie haben alle Namen aus der griechischen Mythologie. Meine Schwester heißt Pandora und mein Bruder Priamos.‘
Die Ärmsten. Aber immer noch um Längen besser als Persephone. Weil die mich von der Seite anschaute, als würde sie eine Antwort erwarten, sagte ich schnell: ‚Und alle Namen
fangen mit einem P an. Wie äh … praktisch.‘
‚Ja. Das passt zu unserem Nachnamen. Porter-Peregrin.‘ Persephone Porter-Peregrin (ach du Scheiße) warf erneut ihre Haare in den Nacken und stieß eine Glastür auf, die über
und über mit Plakaten und Zetteln beklebt war.“
Trailer zum Buch
Alle Bände der Silber-Trilogie
Silber – Das erste Buch der Träume
Silber – Das zweite Buch der Träume (erscheint am 26.06.2014)
Links
XXL-Leseprobe (PDF) beim Verlag
Website zur Silber-Trilogie
Tittle-Tattle-Blog
Persönliche Bewertung
Sprachlich gelungener Jugendroman, der leider zu viele Klischees erfüllt
Die Idee, die Psyche anderer Menschen durch ihre Träume zu ergründen, ihre geheimsten Wünsche und Sehnsüchte zu erfahren, ist ebenso vielversprechend wie das von Eva Schöffmann-Davidov kunstvoll gestaltete Cover und die Ornamentverzierungen im Inneren. Die Ernüchterung folgt jedoch bereits nach wenigen Seiten, wenn nicht schon während des eher belanglosen Einstiegs in die Geschichte.
Natürlich sind viele Jugendbücher in der einen oder anderen Weise klischeehaft, der Liebesroman ebenso wie die Fantasygeschichte. Hier jedoch finden sich derart viele Klischees versammelt, dass es jedem nachdenklichen Leser, der nicht das erste Buch dieser Art liest, sauer aufstoßen dürfte. Um nur einige Beispiele zu nennen, die seit Jahren von einem bestimmten Genre an Jugendbüchern überstrapaziert werden: da gibt es die Boygroup-Clique, Livs Schwärmereien, die absolute Abwesenheit von positiven weiblichen Charakteren an ihrer Schule (Zicken), den Schulball zum Abschluss, der das große Finale einleitet, die Liebesgeschichte zwischen Liv und Henry… Von der Dämonenbeschwörung ganz zu schweigen, die durch einschlägige Fernsehserien seit Jahrzehnten bekannt sein dürften.
„Silber“ bekommt die durchschnittliche Bewertung vor allem deshalb, weil Kerstin Gier wirklich ansprechend schreibt und sie zumindest das eine oder andere, wenn auch wenig innovative Thema aufgreift wie das Internet (Blogs) als Meinungsbildner oder die Probleme von Kindern, die wegen des Berufs ihrer Eltern auf ein Zuhause verzichten müssen. Das tröstet jedoch kaum über das Übermaß an Klischees hinweg, den Mangel an wirklich neuen Ideen und die Oberflächlichkeit der Geschichte. Insgesamt wird dem Aussehen von Charakteren (vor allem durch die Hauptfigur, die als Ich-Erzählerin fungiert) zu viel Aufmerksamkeit gezollt, Attraktivität scheint das wichtigste Attribut zu sein. Vor dem Hintergrund, dass sich vor allem weibliche Jugendliche ohnehin zu viele Sorgen wegen ihres Äußeren machen, ist dies sehr schade.
Die Wahl der Hauptperson ist aus Sicht kritischer Leserinnen bedauerlich: Liv ist kein gutes Vorbild, sie ist hilflos, naiv, vorurteilsbelastet und oberflächlich (denn wie erwähnt beurteilt sie Menschen weitgehend nach ihrem Äußeren). Dies mag authentisch sein, hilft tiefgründigeren Leserinnen jedoch nicht dabei, sich mit Liv zu identifizieren oder Sympathien für sie zu hegen. Vermutlich soll es distanziert und kritisch wirken, wie die Hauptperson romantische Momente und ihre Schmachterei mit einem Schuss Ironie beschreibt, von dem übermäßigen Kitsch kann es die Geschichte dennoch nicht befreien.
Was in den folgenden zwei Bänden noch passieren soll, bleibt abzuwarten. Nennenswerte Spannung baut dieser erste Band nicht auf, die Neugier auf Fortsetzungen dürften sich bei kritischen Lesern, die Klischees und kitschigen Liebesgeschichten wenig abgewinnen können, stark in Grenzen halten. Insgesamt ist „Silber“ in erster Linie etwas für Teenagermädchen, die sich in einer typischen Schulkulisse und den Schwärmereien eines unreifen Teenagermädchens verlieren möchten.
Fazit
Keine Frage: Kerstin Gier versteht es, sich in ihre Zielgruppe hineinzudenken und deren Nerv zu treffen. Mit dem Thema Träume greift sie zudem ein faszinierendes und beliebtes Motiv auf. Wer auf der Suche nach leichter Urlaubslektüre ist, die trotz ihrer etwas schaurigen Szenen weitgehend seicht bleibt, dem kann dieses Buch empfohlen werden. Wer mehr Wert auf Anspruch legt und sich an Klischees stört, ist mit Kerstin Gier und „Silber“ weniger gut beraten.
- ISBN10
- 3841421059
- ISBN13
- 978-3841421050
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 416 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 14 Jahren