Schneemann

Autoren
Übersetzer
Günther Frauenlob
Verlag
Ullstein Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Schneemann”

Ein Junge beobachtet seine Mutter beim Fremdgehen, die wiederum beim Blick aus dem Fenster glaubt, da hätte nur ein Schneemann zugeschaut. Viele Jahre später erschüttern zwei spektakuläre Vermisstenmeldungen Norwegen. Zwei junge, verheiratete Mütter sind verschwunden, von einer wird immerhin der Kopf gefunden, passenderweise auf einem Schneemann drapiert. Hier kommt der „Ex-Alkoholiker“, und ansonsten beste Kommissar im Stall der Osloer Polizei, Harry Hole, ins Spiel. Gleich zu Beginn wird ihm eine faszinierend schöne, hoch begabte Assistentin zur Seite gestellt, die von der Sitte in Bergen abgeordnete Kommissarin Katrine Bratt.

Neben anderen Handlungssträngen, stellt sich schnell heraus, dass schon seit längerem junge Mütter verschwinden, immer zur Zeit des ersten Schneefalls. Treibt hier Norwegens erster Serienkiller sein Unwesen? Zwischendrin gibt es noch den Schimmelmann, der Hole`s Wohnung von gefährlichen, zwischen den Wänden nistenden Schimmel, befreien soll. Und es gibt die Dämonen des Alkohols, die Kommissar Hole immer wieder heimsuchen. Genau, wie seine Geliebte, die er einstmals durch fortlaufende Besäufnisse verlor, die jedoch immer wieder zu ihm zurückkehrt. Und dabei mysteriöse Stiefelabdrücke hinterlässt. Wobei Harry, aller Trennung und aller Unzuverlässigkeit zum Trotz, zum innig geliebten Vater ihres Sohnes Oleg geworden ist, dessen leiblicher Vater ein Russe ist, der es dann aber auch nicht ist. Sogar zu Konzerten und zum Schlittschuhlaufen begleitet der vielbeschäftigte Kommissar den Sohn seiner Ex-Geliebten.

Das ist dann auch das ganz große Thema des Buches: die Kuckuckskinder. Jedes fünfte Kind in Norwegen soll eines sein, ist also hinsichtlich des leiblichen Vaters getäuscht worden, natürlich aus den verschiedensten nur denkbaren Gründen. Die Verwerfungen, die dieses Thema in Zeiten schnell durchzuführender Vaterschaftstest`s, und in einer Atmosphäre allgemeinen Misstrauens erzeugt, sind das eigentliche Thema dieses norwegischen Serienkiller-Krimis. Über diesem Grundthema liegen verwirrende Handlungsstränge, bevor der echte Mörder gefasst wird, gibt es vier Fast-Täter, die es dann doch nicht gewesen sind, auch wenn Motive und Indizien für sie sprechen.

Wichtige Charaktere

  • Kommissar Harry Hole
  • der Schneemann

Zitate

„Er blickte auf seine Hand. Aune hatte recht: Jedes Baby war bei der Geburt ein perfektes Wunder, und das Leben im Grunde nur ein fortlaufender Zerstörungsprozess.“

„‚Schwester, was ist schlimmer? Jemandem, der leben will, das Leben zu nehmen, oder jemandem der sterben will, den Tod zu verwehren?'“

„Seine rechte Hand lag zwischen dem weißglühenden Draht und ihrem Hals. Ihr Gewicht drückte seine Hand auf die Schneideschlinge, welche sich durch das Fleisch seiner Finger fraß wie ein Eierschneider durch ein weichgekochtes Ei. Und wenn sie hindurch war, würde sie Rakels Hals durchtrennen.“

Weiter Bücher mit Harry Hole

Der Fledermausmann (1996)
Kakerlaken (1998)
Rotkehlchen (2000)
Die Fährte (2002)
Das fünfte Zeichen (2003)
Der Erlöser (2005)

Persönliche Bewertung

Empfehlenswert spannender Skandinavien-Krimi mit Schwächen im Serienkillergenre

4 von 5

Schneemann ist der siebente Harry-Hole-Krimi von Norwegens momentan erfolgreichstem Autor, Jo Nesbø, der zudem auch schon eine auf eine Karriere als Musiker und Finanzbroker, zurückblicken kann. In „Schneemann“ versucht Nesbø den Spagat zwischen reißerischen Serienkillerplot und der typisch skandinavischen, leicht depressiv und grundsätzlich gesellschaftskritisch daherkommenden Krimiwelt, hinzubekommen. Ob ihm das gelingt? Hinsichtlich der Synthese ist die Rezensentin eher enttäuscht. Viele Handlungsstränge, konkret handelt es sich dabei eher um die beschreibenden Bilder der brutalen Szenen, sind zwar spannend ausgebaut, wie es sich für einen anständigen Krimi gehört, wirken dabei jedoch schlicht zu weit hergeholt. Ein Krimi schwächelt, wenn er den Bezug zur Lebensrealität vollkommen verliert. Geschuldet sind diese eher enttäuschend, unrealistisch brutalen Szenen dem Serienkiller-Genre. Deutlich besser wird der Plot, wenn Nesbø anfängt, die Personen und ihre Hintergründe zu schildern, verziehen sei ihm dabei seine Vorliebe für Alkoholiker, ist doch Alkohol und die Verwerfungen, die er in Familien anrichtet, häufig ein eher tabuisiertes Thema. Die größte Stärke hat der Krimi in der Auseinandersetzung mit dem Thema der Kuckuckskinder. Wirklich stark sind die Seelen der Kinder gezeichnet, wenn sie spüren, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte.

Fazit

Als Leser mit Vorliebe für skandinavische Krimis wünscht die Rezensentin sich, der Autor hätte auf die ein oder andere brutale Szene verzichtet, auch auf die eine andere Spur, die den Leser verwirren soll, zugunsten von mehr Spurensuche bei der Antwort auf die Frage: Was passiert eigentlich in einer Gesellschaft, in der 20 Prozent aller Kinder einen Vater für den ihren halten, der eigentlich nicht ihr Vater ist, und das auch jederzeit schnell und simpel herausfinden können?

Originaltitel
Snømannen
ISBN10
3548281230
ISBN13
9783548281230
Dt. Erstveröffentlichung
2007
Taschenbuchausgabe
488 Seiten