Der Riesenzwerg

Autoren
Übersetzer
Hedda Soellner
Rolf Soellner
Verlag
Hanser Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Der Riesenzwerg”

Albéric Lenoir ist ein Spielzeugfabrikant im Paris des 19. Jahrhunderts. Er heiratet die schöne Sängerin Elisa Mancini und die beiden sind einander sehr zugetan, wenn auch Albérics Passion hauptsächlich seiner Werkstatt gilt. Als er eines Tages spurlos verschwindet und schließlich nach zwei Jahren zurückkehrt, erzählt er nicht einmal seiner Frau, wo er gewesen ist. Die beiden haben zwei Söhne – Joseph und Benjamin. Bei der Geburt des Jüngeren (Ben, der Erzähler der Geschichte) stirbt Elisa und Albéric heiratet schließlich die Bedienstete Constance, die sich rührend um ihn kümmert. Bald stößt auch Constances Tochter Katell zur Familie, in die Vater und Sohn Ben schon bald vernarrt sind.

Schließlich verschwindet Albéric ein zweites Mal, wieder für eine lange Zeit. Er kehrt in Zeiten des Aufstandes zurück, doch wieder weiß niemand, wo er gewesen ist. Kurze Zeit später wird er erschossen aufgefunden und lässt ein seltsames Testament zurück: Joseph erbt die Werkstatt, während Benjamin seltsame Aktien erbt sowie den „Riesenzwerg“, eine ominöse Erfindung, die noch niemand zu Gesicht bekommen hat, nach der jedoch Albéric sein Geschäft benannte. Der Haken daran ist: Benjamin soll den Riesenzwerg aufspüren, herausfinden was und wo er ist. Benjamin beginnt zu ahnen, dass der Tod seines Vaters ein hässlicher Mord war und nimmt sich vor, nicht nur den Riesenzwerg, sondern auch den Mörder zu finden. Bald schon ist klar, dass ein alter Widersacher Albérics in die Geschichte verwickelt sein muss: der Baron Hippolyte Dubuc, der Constance und den Kindern eröffnet, dass Albéric bei ihm hoch verschuldet sei, um sich als Wohltäter aufzuspielen und sich Constance zueigen zu machen. Joseph und Benjamin währenddessen buhlen um die Liebe Katells, die in dem Ganzen wenig mehr als ein Spiel sieht und verspricht, denjenigen zu heiraten, der den Riesenzwerg fände.

Benjamins Suche lässt ihn erkennen, dass er es mit einem gefährlichen Gegner zu tun hat, der nicht vor weiteren Morden zurückschreckt. Er muss weit reisen und forschen, auf der Suche nach dem Riesenzwerg den ersten Erfindern künstlicher Menschen nachspüren und sich mit alten Mythen wie dem Golem befassen, bis sich ihm die finsteren Hintergründe des Mordes und des Riesenzwerges offenbaren…

Wichtige Charaktere

  • Benjamin und Joseph Lenoir
  • Elisa Mancini
  • Albéric Lenoir
  • Constance O’Brady
  • Constances Tochter Katell
  • der Baron Hippolyte Dubuc
  • der Riesenzwerg

Zitate

„Ich wette, dass der Leser über meine Naivität und meinen Dünkel lächelt, während ich doch gehofft hatte, er werde meine Schläue bewundern. Gewiss hat er zahlreiche Lücken in meinem Exposé entdekct, mehr als eine Frage, welche offen bleibt, und sogar gewisse Widersprüche. Aber ich will jetzt davon keine Liste aufstellen, um den nun folgenden Kapiteln ihren Reiz und ihre Spannung nicht zu rauben. Im übrigen war ich damals erst siebzehn Jahre alt, von überschäumendem und ungeduldigem Temperament wie alle jungen Menschen; ich hatte mit meinen Lehrern Die Kunst der Fuge und die Ricercari einstudiert, doch ich war weit davon entfernt zu ahnen, dass sehr oft auch im Leben die Suche nach einer Wahrheit, welche es auch immer sein mag, andere, verschlungenere Formen annimmt, als die gerade Linie der mathematischen Beweisführung.“

Persönliche Bewertung

Ein wunderbar geschriebener Krimi und ein Märchen zugleich.

5 von 5

Auch wenn das Cover vielleicht anderes vermuten lässt: „Der Riesenzwerg“ ist kein Kinderbuch. Zu anspruchsvoll ist Marc Petits Sprache, zu verworren die Handlung. Angesiedelt im Paris des 19. Jahrhunderts in der märchenhaften Kulisse eines Spielzeugfabrikanten, wird die vermeintliche Idylle sehr schnell durchbrochen, soziale und mysteriöse Probleme tauchen auf, die der jüngere Sohn Ben (aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird) nicht zu deuten weiß. Untypisch für einen Krimi (denn zu diesem Genre kann „Der Riesenzwerg“ gezählt werden), ereignet sich der Mord erst recht spät im Buch auf. Zudem geht es neben der reinen Aufklärung des Mordes um die Entwicklung der einzelnen Charaktere, die perfekt in die geheimnisvolle Geschichte eingepasst sind, und nebenbei ist das Buch auch ein wenig Liebesgeschichte, denn Ben wünscht sich die schöne Katell zu erobern.

Fazit

Auf der Suche nach dem Mörder und nach dem wahren Wesen des Riesenzwergs taucht der Leser mit Ben tief in die Geschichte ein, erfährt von alten Mythen und Erfindungen. Und die ganze Geschichte ist in einer anspruchsvollen Sprache geschrieben, die sicherstellt, dass „Der Riesenzwerg“ zwar ein echtes Lesevergnügen jedoch keine leichte Kost ist.

Originaltitel
Le Nain Géant
ISBN10
3446176012
ISBN13
9783446176010
Dt. Erstveröffentlichung
1994
Gebundene Ausgabe
360 Seiten