Gotteszahl
Zusammenfassung zu “Gotteszahl”
Alles beginnt mit der Leiche einer beliebten Bischöfin, die am Weihnachtsabend erstochen aufgefunden wird. Yngvar Stubø muss in Bergen ermitteln. Und findet keinen Ansatzpunkt. Denn der von Leid gelähmte Mann der Bischöfin redet nicht mit dem Kommissar. Auch der Sohn verweigert die Hilfe. Fast zur selben Zeit wird Kristine, das „besondere Kind“ von Inger Johanne, das Stubøs Lebensgefährtin, in letzter Minute von einem Unbekannten von den Straßenbahnschienen gerissen. Weitere Leichen tauchen auf. Ein ausländischer Junge, dessen Gesicht schon von Fischen zerfressen ist. Ein Künstler stirbt an einer angeblichen Überdosis. Eine lesbische Frau verschwindet spurlos. Ein Yunkie stirbt im Park. Die Suche dem Mörder der warmherzigen Bischöfin, die immer offen für Homosexualität und entschieden gegen Abtreibung eintrat, scheint im Sande zu verlaufen.
Einziger Ansatzpunkt scheint ein Bild zu sein – dass jedoch verschwunden ist. Wonach Yngvar Stubo jedoch nicht aufgibt zu suchen, glaubt er doch fest daran, dass sich hinter diesem Bild das Geheimnis um den Tod der Bischöfin verbirgt. Inger Johanne hingegen ist sehr beunruhigt. Sie hat das Gefühl, ihr besonderes Kind, die vierzehnjährige Kristine, würde verfolgt werden. Und sie hört ihrer Tochter zu. Die davon erzählt, dass sie im Hotel (aus dem sie weglief, um auf den Straßenbahnschienen zu landen) eine tote Dame gesehen hätte. Die Unruhe peitscht Inger Johanne Denken und ihre Intuition auf. Am Ende stellt sie einen beunruhigenden Zusammenhang zwischen den Todesfällen her – und fürchtet noch mehr um das Leben ihrer Tochter. Doch vor an der engelsgleichen Unschuld dieses Kindes verfällt selbst der Hass in Anbetung.
Wichtige Charaktere
- Kommissar Yngvar Stubo
- seine Frau Inger Johanne Vik
- das Kind Kristine
Zitate
„Sie atmete schwer und faltete im Nacken die Hände. ‚Im Moment fühle ich mich auch nicht sonderlich wissenschaftlich. Ich bin müde. Resigniert. Um etwas als Hasskriminalität zu klassifzieren, reicht es nicht, wenn der Täter das Opfer als Individuum hasst. Der Hass muss sich auf das Opfer als Repräsentanten einer Gruppe richten. Und wenn ich kaum etwas begreifen kann, dann ist es Hass auf Gruppen in einer Gesellschaft wie der norwegischen. Im Gazastreifen? Ja. In Kabul, ja. Aber hier? Im sicheren, sozialdemokratischen Norwegen?'“
„Sigmund setzte sich gerade und verzog beleidigt das Gesicht. ‚Du hast wohl nicht geglaubt, dass ich eine Akademikerin an Land ziehen kann? Das Problem bei dir ist, dass du so verdammt viele Vorurteile hast. Diese Neger um jeden Preis verteidigen musst. Auch wenn sie in fast jeder Verbrechensstatistik überrepräsentiert sind, laberst du immer herum, wie schwer sie es haben und …‘ ‚Hör auf‘, sagte Yngvar. ‚Und benutz dieses Wort nicht.'“
„‚Wenn sie die „25er“ hochgehen lassen, dann wird früher oder später eine neue Organisation auftauchen, die für dasselbe steht. Dasselbe meint. Dasselbe tut.‘ ‚Ja. So ist das wohl.‘ ‚Auch hier in Norwegen?‘ ‚Im Grunde entscheiden wir das ja selbst.'“
Weitere Bücher mit Kommissar Yngvar Stubø
„In kalter Absicht“ (Det som er mitt, 2001)
„Was niemals geschah“ (Det som aldri skjer, 2004)
„Die Präsidentin“ (Presidentens valg, 2006)
Persönliche Bewertung
Kompetenter Roman-Thriller, der zum Thema Hassverbrechen ansprechend unterhält.
Von der ersten Seite an nimmt die Erzählweise der mehrfach preisgekrönten norwegischen Schriftstellerin gefangen. Mag die von Anne Holt in diesem Krimi erzählte Geschichte, deren Thema Hassverbrechen sind, interessieren oder nicht, die Art und Weise,wie erzählt wird, immer etwas düster und schwer, dabei jedoch nicht depressiv, zieht in den Bann. Auch hochbegabte Menschen, um solchen scheint es sich im Falle von Inger Johanne zu handeln, haben ein paar Probleme. Und auch sehr reiche Menschen haben ein paar Probleme, wovon der Fall Markus Kroll Zeugnis ablegt. Am sympathischsten und am meisten lebensecht wirkt fast der Kommissar Yngvar Stubo, der rührend mit seinem Übergewicht – und den Vorurteilen seines Freundes Sigmund – kämpft. Vieles andere an der Geschichte wirkt sehr konstruiert. Konstruiert, um von Hassverbrechen und Terrorismus zu erzählen, und davon, wie sich diese in einer Gesellschaft verankern können. Selbst von den zunehmenden Ungerechtigkeiten im reichen Norwegen – von der ständig weiter aufklappenden Schere zwischen Arm und Reich, lässt es sich die Autorin nicht nehmen, ausführlich zu erzählen. Aber Anne Holt gelingt es, die einzelnen, für sich sehr wenig lebensnahen Handlungsfäden zu einer Gesamtschau zu verstricken, die viel Lebendiges erhält – vielleicht weil es ihr gelingt, ein Panaroma zu zeichnen, in dem Liebe, Leid, Hass, Schönheit und Glaube, aber auch banaler Alltag in überzeugender Emotionalität dargestellt sind. Auf jeden Fall ein Krimi, der eine Mischung aus Intellekt und Gefühl anspricht, die man als fast typisch für skandinavische Krimis bezeichnen kann. Und auf jeden Fall um eine ganze Klasse besser als der letzte Roman von Anne Holt – „Die Präsidentin“, der nur durch seine völlig hanebüchene Story auffiel.
Fazit: Konstruiert wirkende Handlungsstränge werden unter der Feder von Anne Holt zu einem emotional und soziologisch hochkarätig gezeichneten Abbild der norwegischen Gesellschaft zusammengeführt.
- Originaltitel
- Pengemannen
- ISBN10
- 3492273610
- ISBN13
- 9783492273619
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2010
- Gebundene Ausgabe
- 464 Seiten