Leopard

Autoren
Übersetzer
Günther Frauenlob
Maike Dörris
Verlag
Ullstein Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Leopard”

Die norwegische Polizei schickt die Polizistin Kaja nach Hongkong, um den Schneemann-Fänger (der Schneemann war ein Serienmörder in einem Vorgängerroman) Harry Hole nach Oslo (und in das Morddezernat) zurückzuholen. Denn zwei verdächtige Todesfälle lassen den Schluss zu, dass wieder einmal ein Serienmörder im kleinen Oslo sein Unwesen treibt. Nur mit Mühen gelingt es Kaja, den mittlerweile dem Opium verfallenden Harry (Opium anstatt Alkohol) zur Rückkehr zu bewegen. Harry kommt letztlich nur mit, weil sein Vater im Sterben liegt. Kaum in Oslo angekommen passiert schon ein dritter Mord, der wohl demselben Täter zugerechnet werden muss. Um die Kompetenz zur Aufklärung streiten sowohl das Kriminalamt unter Mikael Bellmann als auch das Morddezernat unter Gunnar Hagen. Harry gehört zusammen mit Kaja zum Morddezernat. Da die Kompetenzen nicht eindeutig sind, muss der Superermittler erstmal fernab der offiziellen Ermittlungen ermitteln. Was zu etlichen Komplikationen führt – vor allem im Zusammenhang mit Karrieristen Mikael Bellmann. Und ganz nebenbei auch noch zu Verrat, was dann aber ein anderer Handlungsstrang ist. Harrys Ermittlungsansätze sind erfolgreich – wie gewohnt, wenngleich ihm die Ermittlungserfolge auch nicht zugerechnet werden. Zwischendurch wird ein interessantes Mordinstrument eingeführt – der Leopoldsapfel, über den an dieser Stelle nichts verraten werden soll, denn diese Art der Folter und des Tötens ist sicher ein Highligt schriftstellerischer Fantasie, zumindest hofft man, dass es sich um eine Fantasie handelt. Nachdem die Story in Hongkong startete, bleibt die Handlung auch nicht etwa in Oslo und in den norwegischen Berghütten stehen, wenngleich Nesbo spannende Lawinenszenen in die verschneite Bergwelt setzt, sondern entführt auf entfernte Kontinente wie beispielsweise in das von Bürgerkriegen erschütterte Kongo. Denn dort kann man den besagten Leopoldsapfel kaufen. Es folgen noch mehr Leichen, die Harry Hole nicht vor ihrem Tod bewahren kann. Obwohl er selbst immer wieder sein Leben riskiert. Am Ende kann nur noch einer helfen, den echten „Kavalier“, so wird der Serienmörder mittlerweile genannt, zu stellen, und zwar einer, der vom selben Kaliber ist. Harry Hole stattet dem „Schneemann“ einen Besuch ab.

Wichtige Charaktere

  • Kommissar Harry Hole
  • der Schneemann
  • der Kavalier
  • Harry Holes Kollegin Kaja; Harry Holes Chef Gunnar Hagen, Mikael Bellmann;
  • und wie immer dabei Rakel und Oleg

Zitate

„In nicht allzu ferner Zeit werde ich auch auf dem Abfallhaufen des Todes liegen, gemeinsam mit anderen Protagonisten dieses kleinen Dramas. Aber in welchem Zustand der Verwesung mein Körper auch sein mag, selbst wenn nur noch mein Skelett übrig ist, so werde ich doch lächeln. Denn dafür lebe ich, das ist meine Existenzberechtigung, meine Chance auf Erlösung, auf Befreiung von der Schande.“

„Drei Meter über dem Beckenboden straffte sich das Seil um Marit Olsens Hals und Nacken. Das Tau war von alter Machart, gedreht aus Bastfasern von Linden und Ulmen, und hatte keinerlei Elastizität. Marit Olsens gewaltiger Körper wurde nicht nennenswert abgebremst, riss sich vom Kopf los und klatschte mit einem dumpfen Dröhnen auf den Boden des Beckens. Kopf und Hals hingen noch am Seil. Ohne viel Blut.“

„Harry hatte alle möglichen Arten gesehen, Opium zu rauchen. …Bei all diesen Methoden ging es immer um dasselbe: die Wirkstoffe – Morphin, Tebain, Codein und den bunten Strauß weiterer chemischer Freunde – in die Blutbahn zu leiten. Harrys Methode war einfach.“

„In Hongkong hatte er in regelmäßigen Abständen den Grad seiner Sucht kontrolliert, so gesehen war er der disziplinierteste Drogenabhängige, den er kannte. Er konnte vorab die Alkoholmenge für sich festlegen und hörte dann auch tatsächlich auf, wie besoffen er in diesem Moment auch sein mochte.“

„Dann kniete er sich vorsichtig hin. Tastete den Finger ab. Fand den Punkt. Den Punkt, an dem alles zusammenlief: der Schmerz, das Kiefergelenk, der Knoten aus Nerven und Muskeln, der den Kiefer nach den Geschehnissen in Hongkong gerade noch zusammenhielt. Er würde es nicht schaffen, sich selbst fest genug zu schlagen, das musste das Gewicht seines Körpers für ihn erledigen.“

„Sein Geheimrezept war, auf Dope und Alkohol zu verzichten. Was ihm bisher gelungen war.“

Persönliche Bewertung

Brutaler Serienmörder-Thriller, dem jedwede Feinsinnigkeit abgeht.

3 von 5

Jo Nesbø ist ein erfolgreicher, preisgekrönter Bestsellerautor, viel gerühmt für die Figur seines Ermittlers Harry Hole. Nach dem Lesen dieses Thrillers fragt die Rezensentin sich, was sie da nicht mitbekommen hat. Schon der Vorgängerroman, der „Schneemann“ war kein wirklich hinreißender Krimi (wenngleich sehr spannend geschrieben), aber im „Leoparden“ wird die, gerade im skandinavischen Raum kultivierte „Kaputter-Kommissar- fängt- gegen-die-ganze-Welt-Serienmörder-Story „- auch nicht besser. Da helfen auch die exotischen Schauplätze nicht weiter, und vor allem macht die zunehmende Brutalität der Szenen das Buch nicht zu einem besseren Roman. Ganz im Gegenteil. Irgendwann, spätestens als Harry sich im Kongo den Kiefer an einem aus der Wand ragenden Nagel aufschlägt, nervt die Brutalität richtig. Wie viel angenehmer wäre da doch ein Kommissar, der mehr als seine Süchte, seine Instinkte und seine Selbstverachtung zu bieten hat. Wehmütig erinnert man sich die da an die die Thriller eines Ian Rankin, der auch mit einem alkoholkranken, nur auf seine Arbeit fixierten Kommissar aufzuwarten hat, aber damit in einer ganz anderen literarischen Klasse spielt. Wenig überzeugend dann auch der Schluss des „Leoparden“ – nur, der soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden, denn als Urlaubslektüre mag der Wälzer wohl taugen, vorausgesetzt, wie schon erwähnt, man mag es brutal und nicht allzu tiefsinnig.

Fazit: Harry Hole jagt einen Serienmörder und gerät dabei immer wieder in Lebensgefahr. Aus diesem Stoff ist ein Thriller gewoben, der jedwede feinsinnige Betrachtung vermissen lässt, zugunsten schön brutaler Szenen, die immerhin quer über den Globus verstreut angesiedelt sind.

Originaltitel
Panserhjerte
ISBN10
3548283217
ISBN13
9783548283210
Dt. Erstveröffentlichung
2010
Gebundene Ausgabe
704 Seiten