Zwillingsspiel

Autoren
Verlag
Knaur Taschenbuch Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Zwillingsspiel”

„Zwillingsspiel“ startet mit einem Prolog, in dem die ungleichen Zwillingen Paul und Lisa ein gefährliches Spiel miteinander treiben, bei dem – wie immer – Lisa gewinnt. Fünfzehn Jahre später erschüttert ein vermeintlicher dritter Terroranschlag in Folge die deutsche Hauptstadt. Am Bahnhof Savingyplatz sterben sieben Menschen bei einer Bombenexplosion. Kommissar Selig ist als erster am Tatort und bekommt die Ermittlungen übertragen. Ein islamistischer Terrorist übernimmt telefonisch die Verantwortung für den Anschlag. Aber dem – mittlerweile durch eine weitere Explosion in einem Teehaus – sehr angeschlagenen Kommissar kommen erste Zweifel am vermeintlichen Täter, den er bald in darauf in den eigenen Reihen vermutet und auch enttarnt, wobei es wiederum zu einer Explosion kommt. Nach einem mehrmonatigem Krankenhausaufenthalt, ein Schlag auf den Kopf hatte zu einer Gehirnblutung geführt, kehrt der gesundete Selig wieder an seinen Arbeitsplatz zurück. Mittlerweile hat der Wahlkampf begonnen. Der deutsche Bundeskanzler Bachstein muss um seine Wiederwahl fürchten. Paul Seligs Schwester, Lisa Westphal, ist zur engsten Beraterin des deutschen Innenministers Weyland aufgestiegen, und zumindest genauso machthungrig wie dieser selbst. Auch ein Politberater namens Kaskan mischt, nach einem Gefängnisaufenthalt, wieder in der deutschen Politik mit, als Berater des möglicherweise nächsten Bundeskanzlers. Weil es wahlstrategisch gut aussieht, wird Selig vom Polizeipräsidenten zum Hauptkommissar ernannt. Nur – der frischgebackene Abteilungsleiter glaubt nicht mehr an seinen Ermittlungserfolg und vermutet, dass die Bombenexplosion am S-Bahnhof auf eine bestimmte Person zielte. Wer sollte aus dem Weg geräumt werden. Und vor allem von Wem?

Wichtige Charaktere

  • Kommissar Selig
  • Lisa Westphal

Zitate

„Lisa ging zum Besucherstuhl, setzte sich, schlug ihre Beine übereinander. ‚Glauben Sie, was sie wollen! Wir haben einen Deal. Wir müssen uns nicht lieben.‘ Weyland schwieg, abgestossen und fasziniert zugleich. Diese Frau, war ihm klar, würde Karriere machen. Sie war weiter gekommen als er in ihrem Alter, und sie war rücksichtsloser, gegen andere und gegen sich selbst. Er wusste nicht, ober er sie beneiden oder bemitleiden sollte.“ (S. 190)

„Wieso Paul? Ihr Zwillingsbruder! Hatte sie ihm nicht immer geholfen? Hatte sie nicht immer schützend ihre Hand über ihn gehalten? Sie hatte ihn unterschätzt. Sie hatte nicht glauben wollen, dass er ihr gefährlich werden könnte. Sie hatte nicht zu denken vermocht, dass er wagen könnte, sich gegen sie zu stellen. Er war ihre Achillesferse gewesen.“ (S. 425)

Weitere Krimis in dieser Reihe:

Feuertaufe

Persönliche Bewertung

Politthriller mit durchhängender Story.

3 von 5

Der Debütroman des Journalisten und Drehbuchautors Markus Stromiedel gilt als einer der besten deutschsprachigen Politthriller. Die Handlung ist bevölkert von (einem einzigen) fanatischen Terroristen und (etlichen) machthungrigen Politikern. Mittendrin das Zwillingspaar, der zunächst stotternde Kommissar Selig und seine im Politikgeschäft erfolgreiche Schwester Lisa. Schauplatz der Geschichte ist Berlin, von Wannsee über Kreuzberg bis zum Brandenburger Tor. Alle Zutaten für eine gute Geschichte sind also vorhanden. Die Frage ist, wie sie miteinander verrührt wurden? Atemberaubende Spannung wäre zumindest zu erwarten. Aber Fehlanzeige. Obwohl eine Explosion die nächste jagt, kommt kein Leserausch auf. Was vielleicht daran liegt, dass vieles an der Geschichte sehr konstruiert wirkt. Über weite Strecken bleibt das Gefühl, die Rohform eines Drehbuchplots zu lesen, dem Schauspieler noch Leben einhauchen müssen. Schaut man noch genauer hin, wird klar, dass am Ende sogar etliche Unstimmigkeiten verbleiben, ein ziemliches Problem, wenn die Geschichte sowieso schon recht eingleisig ist. Wie konnte Lisa beispielsweise einen 120 Kilogramm schweren Mann an einem Baum hochhieven? Oder: keine muslimische Hausfrau würde sich vor einem deutschen Polizisten zu Dschihad-Haßtiraden hinreißen lassen. Fraglich ist auch, ob russische Oligarchen (die in einem Politthriller ja nicht fehlen dürfen) tatsächlich selbst Hand anlegen, wenn es um das Basteln von Bomben geht. Einzig tröstlich: die Charakterstudie des Kommissars Paul Selig. Hier gelingt dem Autor Herausragendes. Stromiedel findet den Schlüssel zur inneren Welt einer Figur, die sich – bei rechtem Licht betrachtet – eigentlich ihrer Umwelt entzieht und größte Probleme damit hat, mit anderen zu kommunizieren. Nachvollziehbar und mitreißend, hier wird das Buch mal spannend, wird die schmerzhafte Abnabelung des kleinen Bruders von der großen, dominanten Schwester aufgezeichnet, in seiner sehr bildhaften Sprache. Die Figur des Paul Selig schafft, was die Handlung nicht vermag, sie macht den Krimi tatsächlich zu einem der besten deutschsprachigen Politthriller. Übrigens: In „Feuertaufe“, dem zweiten Selig-Krimi, gelingt dem Autor eine deutlich besser erzählte, konsistentere Geschichte.

ISBN10
3426634465
ISBN13
978-3426634462
Dt. Erstveröffentlichung
2008
Taschenbuchausgabe
427 Seiten