Totenmesse

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Piper Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Totenmesse”

„Totenmesse“ ist der siebente Fall um das A-Team, einer Spezialeinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter bei der schwedischen Reichspolizei, das aus acht Leuten besteht. Der Tag beginnt mit einem Banküberfall. Eine Geisel ist Cilla Hjelm, die Ex-Frau des A-Teammitgliedes Paul Hjelm. Zugleich startet der Irakkrieg und  – im Kopf von Paul Hjelm – Mozarts Requiem (die Totenmesse), die von jetzt an den ganzen Roman begleitet. Die überfallene Bank – die sich als Internetbank, finanziert von Ölgeld entpuppt – wird mit Tonnen von Sprengstoff vermint. Bei der Stürmung der Bank – der Sprengstoff war nur Attrappe – verschwinden die Täter, obwohl sie eigentlich von der Polizei abgeführt wurden. Ein Barockschreibtisch wird ersteigert, in dessen Geheimschublade möglicherweise weltverändernde Dokumente schlummern. Spione aus dem Kalten Krieg tauchen auf. Es geht weit zurück an die Ostfront im Zweiten Weltkrieg, um dann tief in die Schlacht um Stalingrad einzutauchen. Wie der Irak auch, so wird der Zweite Weltkrieg – in den Tagebuchaufzeichnungen eines Soldaten, der eigentlich ein Wissenschaftler ist, wenn es den Krieg nicht gegeben hätte – als Kampf um das Öl dargestellt. Ausführlich beschrieben in diesem Krimi –  das Massaker, welches die Türken auf der griechischen Chios anstellten, bis hin zum Massenselbstmord von den Hängen des Klosters. Dazwischen – die sexuellen Begehrlichkeiten der Leiterin des A-Teams Kerstin Holm. Und überhaupt allerlei Lebensgeschichten der A-Team-Mitglieder bis hin zum moralischen Dilemmas Gunnar Nybergs, als er sich entscheiden muss, ob er seinen Verfolger exekutieren oder ihn am  Leben lassen soll. Viel Stoff für gerade mal 400 Seiten, in dem sogar die Bush-Rede vor den Vereinten Nationen zum Irak-Krieg über sieben Seiten abgedruckt ist.

br /> „’Schwer‘, sagte Jon Anderson. ‚Ein Russe, ganz einfach. Ungefähr das gleiche Alter wie der andere.‘ ‚Schick im Anzug?‘, fragte Sara Svenhagen. ‚Definitiv nicht‘, sagte Anderson. ‚Möglicherweise sexy im Blaumann.‘ Jorge Chavez sagte: ‚Dieselbe untersetzte rübenkompakte Konstitution wie im Kreml, von Chruschtschow bis Jelzin. Putin ist etwas anderes.‘ ‚Schön das Gunnar nicht hier ist‘, sagte Sara Svenhagen. ‚Da können wir unseren russischen Vourteilen ja freien Lauf lassen.'“

„Ich weiß nicht, warum ich reagierte. Ich erinnere mich nicht, ob ich wirklich diese Pfeifen hörte, das der Explosion vorausgeht. Etwas in mir hörte es. Ich warf mich in das Kellerloch. Und dann explodierte die Welt. Die Ruine stürzte über mir zusammen, Steine, Eisenrohre fielen über mich. Staub, Erde. Ich war in mein eigenes Grab gesprungen. Das Brüllen ging weiter, aber ich starb nicht. Oder doch? Alles war reines Hören. Kein Sehen, kein Fühlen. Nur ein Schrei aus dem Innern der Erde. Und dann wurde es still. Vollkommen still. In dem Augenblick wusste ich, dass ich tot war. Vermutlich verging die Zeit. Irgendwo. Aber nicht hier.“

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Persönliche Bewertung

Zwiespältig – die Totenmessen für all die Kriegsopfer passen nicht zwischen 400 Seiten

3 von 5

Zwiespältig! Auf jeden Fall herausragend geschrieben sind die Tagebucheintragungen des Wissenschaftlers Hans Eichelberger. Der Wahnsinn des Krieges – emotional und intelligent beobachtet – aufgezeichnet in Brief und Tagebuchform, geht unglaublich unter die Haut. Amüsant gemacht – die Verstrickungen des Bankraubs, beginnend bei den Sprengstoffattrappen bis hin zur Entführung des Täters durch noch bösere Übeltäter. Irgendwie überflüssig – die emotionalen Verformungen, die der Kalte Krieg bei seinen Spionen hinterließ – dass finden wir bei John le Carrè deutlich besser und realer beschrieben. Unklar bleibt: Warum mussten all diese Geschichten, hier gerade mal angerissen in der Inhaltsangabe, wobei das von Dahl aufgezeichnete Weltenergieproblem in seiner ganzen Schärfe noch unterschlagen wurde, auf knappen vierhundert Seiten Platz finden. Wäre hier weniger nicht mehr gewesen? Und deprimierend in Erinnerung bleibt auf jeden Fall– und vielleicht war das die Intention des Autors, als er dieses Buch verfasste – das überraschend vernichtende Ende. So genau wollte es der Krimileser dann vielleicht doch nicht wissen, aber der Titel hatte ja gewarnt – Totenmesse – ein Abgesang auf diese Welt, verpackt in einen handlichen Thriller, der glücklicherweise manchmal so konstruiert wirkt, dass es dem Leser dann doch gelingt, das Gelesene in die Welt der Fiktion zu verbannen.

Originaltitel
Dödsmässa
ISBN10
3492259006
ISBN13
9783492259002
Dt. Erstveröffentlichung
2009
Gebundene Ausgabe
402 Seiten