Die Perspektive des Gärtners

Autoren
Übersetzer
Christel Hildebrandt
Verlag
btb Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
3 von 5

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Zusammenfassung zu “Die Perspektive des Gärtners”

Hakan Nesser legt mit der „Perspektive des Gärtners“ einen eigenständigen Roman vor. Ein Gedicht, das Erik Steinbeck schreibt, und das Winnie Steinbeck liest ist der Auslöser ihrer Begegnung. Die beiden verlieben sich. Er ist Schriftsteller, sie ist Malerin. Ein Paar, dass sich gesucht und gefunden hat. Um eines bittet Winnie ihren Mann – sie will nie wieder ein Kind, denn ein Unfall hat ihr in einem früheren Leben Mann und Kind genommen. Erschüttert und verständnisvoll ist Erik damit einverstanden. Kurze Zeit später ist Winnie dann zwar ungewollt aber denoch schwanger. Die Tochter Sarah wird geboren. Die Zweisamkeit des Paares wird zu einer harmonisch kreativen Dreisamkeit, in der jeder seinen Platz findet. Sarah ist ein einfaches Kind. Alles ist perfekt – bis zu dem Tag, an dem Sarah entführt wird. Erik hat die Entführung vom Fenster aus beobachtet. Winnie bricht völlig zusammen und verbringt viele Monate im Krankenhaus. Siebzehn Monate nach der Entführung beschließt das Paar nach New York zu ziehen – auf Winnies Initiative. Um dort angekommen, noch weiter auseinanderzudriften. Winnie ist fest davon überzeugt, dass Sarah lebt. Bricht eine neue Welle des Wahnsinns über ihr zusammen? Erik zieht sich in die Bibliothek zurück, um zu schreiben. Zum ersten Mal seit der Entführung ist er dazu in der Lage. Dort trifft er Mr. Edwards – einen angenehmen Privatdetektiv in Rente. Der jedoch anfängt in der Causa Winnie zu ermitteln, als Erik nicht mehr weiter weiß. Und auch weiterermittelt, als Winnie spurlos verschwunden ist, wenngleich scheinbar freiwillig. Mr. Edward gelingt es, erstaunliche Zufälle aufzudecken, zwischen denen ein Zusammenhang zu bestehen scheint. Ist das Unfassbare möglich? Hatte Winnie am Ende recht?

Wichtige Charaktere

  • das Ehepaar Erik und Winnie Steinbeck,
  • Tochter Sara,
  • Mr. Edwards

Zitate

„Sie stand aus dem Bett auf und ging an das Fenster. Blieb dort eine Weile regungslos stehen, die Arme hingen ihr am Körper herunter, während sie das Treiben unten auf der Straße zu betrachten schien. Sie stand da wie ein verlorenes Reh, verletzt und allen Raubtieren und dunklen Kräften der Welt ausgesetzt, und was mich betraf, so kam es in allererster Linie darauf an, sie zu verteidigen. Sie war vollkommen schutzlos und meine wichtigste Aufgabe war es, ihr Schutz zu bieten. Nicht nur jetzt, sondern für alle Zeiten.“

„Frühmorgens, noch vor dem Morgengrauen, einen Tag, nachdem Ursula ihren Standpunkt erklärt hat, zwingt Aron Fischer seine Frau und seine Tochter dazu, in ein Ruderboot zu steigen und mit ihm auf die kleine Insel zu fahren (wie genau das vor sich geht, ist ausführlich im Verhandlungsprotokoll beschrieben.) Er tötet seine Tochter, indem er ihren Kopf wiederholte Male einen Stein schlägt, dann gießt er Benzin über ihren Körper und zündet sie an. Es ist seine Absicht, Ursula die gleiche Behandlung zuteil werden zu lassen, aber es gelingt ihr, sich zu retten, indem sie an Land schwimmt. An der Rezeption des Campingplatzes wird die Polizei alarmiert, und Aaron Fischer wird festgenommen, während er sich noch auf der Insel befindet, damit beschäftigt, die Reste des geschändeten Körpers seiner Tochter mit den bloßen Händen einzugraben. Er erklärt der Polizei sofort, dass er plant, auch seine Frau zu töten, und wie schade es ist, dass sie ihn daran hindern wollen.“

Persönliche Bewertung

Wenig überzeugend – traumatische Schmerzerfahrung in einem unlogischen Krimiplot verhackstückt.

3 von 5

Hakan Nesser eröffnet klassisch: Auf ein langsames Heranführen an die Personen – vermittels Rückblenden, die die Zusammenhänge erklären – erfolgt ein dramatischer Höhepunkt – die Entführung der vierjährigen Sarah. Der Verlust des Kindes – für Winnie ist es das zweite verlorene Kind – ist traumatisch bis an den Rand der Selbstzerstörung. Das scheint dann auch das eigentliche Thema dieses Krimis zu sein, zumindest sind die meisten Seiten diesem Schmerz gewidmet – und dem, was er mit dem Elternpaar anrichtet. Der Verlust eines Kindes baut sich zu einem nicht verwindbaren, niemals nachlassenden Schmerz auf. Und trotzdem muss das Leben weitergehen – zumindest unternimmt das Paar noch einen Versuch. Der zu scheitern scheint. Am Punkt dieses Scheiterns wechselt Hakan Nesser für den Leser kaum nachvollziehbar das Genre und wechselt vom psychologischen Roman (der ein wenig an Phillip Roth erinnert) hinüber zum Hardcore – Thriller. Dabei gewinnt die Handlung zwar an Fahrt, wird jedoch – leider!!! – zunehmend unwahrscheinlicher. Dieser abrupte Perspektivwechsel wirkt wie der Versuch, zwei verschiedene Dinge in einem Buch unterzubringen, die sich von der Tonlage her einfach nicht miteinander vereinen lassen. Allein schon wegen der rein logischen Brüche, die Nesser sich durchgehen lässt, von den stilistischen einmal ganz abgesehen. Warum um alles in der Welt erzählt Winnie der Polizei nichts von ihrer Vorgeschichte? Denn egal wie traumatisiert sie auch sein mag, die Rettung ihrer Tochter müsste sie doch aus ihrer Starre reißen? Aber vielleicht versucht Nesser genau das zu sagen: Einmal ein Opfer immer ein Opfer???? Aber falls das seine Absicht war, entschuldigt es noch lange nicht das eigenartige Happy End. Das hätte es dann nämlich nicht geben dürfen – denn dann wäre Winnie von massiven Schuldgefühlen belastet gewesen. Also – Ende gut und ansonsten gar nichts gut! Ein wirklich enttäuschendes Buch, da es schlicht zusammengestückelt wirkt. Überzeugend ist nur der Schmerz von Eltern dargestellt, die ein Kind verlieren. Und für die dürfte das eigentümliche Happy End dann auch kaum erträglich sein.

Originaltitel
Maskarna på Carmine Street
ISBN10
3442740169
ISBN13
9783442740161
Dt. Erstveröffentlichung
2010
Taschenbuchausgabe
320 Seiten

Eine Antwort zu
Die Perspektive des Gärtners

  1. renate seitz

    ich habe es mir angehört.
    war zunächst sehr ange­tan, dann aber zuneh­mend unzu­frie­den und der schluss war schlicht­wegd­er blan­ker mist. kei­ne spur von logik, zuvie­le zufäl­le, und wie einer, der in den roll­stuhl geschos­sen wird, es fer­tig bringt, mit dem kind auf dem arm sei­nem angrei­fer das genick zu bre­chen, bekä­me man auch ganz ger­ne näher erklärt. ganz abge­se­hen davon, dass der so fried­li­che erik nicht zur poli­zei geht, son­dern auf eige­ne faust handelt.

    höchs­tens 2 von 3 sternen.