Ein Wispern unter Baker Street

Autoren
Übersetzer
Christine Blum
Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Anspruch
4 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Ein Wispern unter Baker Street”

Die dreizehnjährige Abigail, Tochter eines Bekannten von Peters Mutter, behauptet ein Gespenst gesehen zu haben. Peter und Leslie lassen sich den Ort zeigen, der sich als Eisenbahntunnel herausstellt. Peter stellt ein Vestigium fest, ein Anzeichen für Magie, und tatsächlich erscheint ein junger Mann, der ein Graffiti an die Wand sprüht, bis er von einem Geisterzug erwischt wird und anschließend zurückkehrt und von Neuem zu Sprühen beginnt. In der kommenden Nacht wird Peter an einen Tatort in der U-Bahn Station Baker Street gerufen, wo auf einem Bahnsteig ein toter Mann gefunden wurde. Als er sich den U-Bahn Tunnel ansieht, findet er nicht nur ein starkes Vestigium, sondern auch die Tatwaffe, eine Tonscherbe. Diese Scherbe eröffnet eine ganze Reihe an Verstrickungen, die Peter Grant bis in die Londoner Kunstszene führen, in die Kunstakademie und Ausstellungen von Exponaten voller Vestigia.

Erschwert werden seine Ermittlungen von der Tatsache, dass sich das FBI in Form von Special Agent Kimberley Reynolds einschaltet und Seawoll Peter dringend untersagt, Vermutungen über magische Ursprünge des Falls nach außen dringen zu lassen. Als es Peter gelingt, Reynolds interessierten Augen zu entkommen, stößt er auf eine Welt unter dem ihm bekannten London mit seinen Untergrundschächten und -bahnhöfen. Hier leben Wesen, von denen er bisher nichts ahnte, abgeschnitten von der Menschenwelt oberhalb, mit sporadischem Kontakt zu wenigen eingeweihten Menschen, die sie mit Nahrungsmitteln versorgen. Es stellt sich heraus, dass der Tote im Bahnhof Baker Street mit dieser Welt in Zusammenhang steht…

Wichtige Charaktere

  • PC Peter Grant
  • PC Lesley May
  • Detective Chief Inspector Thomas Nightingale
  • Detective Chief Inspector Seawoll
  • Detective Insprector Miriam Stephanopoulos
  • Special Agent Reynolds
  • Sergeant Kumar
  • CTC Simon Kitteredge
  • James Gallagher
  • Kevin Nolan
  • Ryan Carroll
  • Zachary „Zach“ Palmer

Zitate

„Bei Mordermittlungen geht die Metropolitan Police sehr geradlinig vor – sie hat’s nicht so mit dem Bauchgefühl des Privatschnüfflers oder den komplizierten logischen Schlussfolgerungen des brillanten Detektivs. Nein, die Met wirft lieber die Höchstzahl an verfügbaren Leuten ins Gefecht, und die verfolgen jede mögliche Spur, bis diese vor Erschöpfung zusammenbricht, der Mörder gefasst ist oder der leitende Ermittler an Altersschwäche stirbt. Daher werden Mordermittlungen nicht von eigenwilligen Detective Inspectors mit Drogen-/Beziehungs-/sonstigen psychosozialen Problemen durchgeführt, sondern von einer Horde wahnsinnig ehrgeiziger Detective Constables im ersten wilden Karriererausch. Sie sehen, ich passe da sehr gut rein.“

„Am anderen Ende der Fläche stand nur ein Exponat, direkt an der nackten Ziegelwand. Die Menge war hier merklich ausgedünnt. Es ging mir durch und durch, sobald ich mich ihm näherte – wie der Anblick einer schönen Frau, wie Lesleys verunstaltetes Gesicht, wie ein Sonnenuntergang oder ein schrecklicher Verkehrsunfall. Ich erkannte, dass es diese Wirkung auch auf die anderen Besucher hatte – niemand kam ihm näher als einen Meter, und die meisten verkrümelten sich schnell wieder.
Ich tat noch einen Schritt, und mit einem mal durchfuhr mich ein wildes, schreiendes Entsetzen, als sei ich an die Vorderfront einer U-Bahn gebunden worden und raste die Northern Line entlang. Kein Wunder, dass die Leute Abstand hielten. Es war das stärkste Vestigium, das mir je begegnet war. In der Herstellung dieses Kunstwerks war etwas entschieden Magisches mit eingeflossen.“

Alle Bände der Reihe

1. Die Flüsse von London
2. Schwarzer Mond über Soho
3. Ein Wispern unter Baker Street
4. Der böse Ort

Links

Leseprobe (PDF) beim Verlag
Website-Special zur Reihe beim Verlag

Persönliche Bewertung

Krimi meets Fantasy meets Comedy - Ben Aaronovitch weiß zu unterhalten!

5 von 5

Auch dieser dritte Band der Reihe zeichnet sich durch ihre sehr gelungene und unwiderstehliche Mischung aus klassischem Krimi und Fantasyelementen aus. Peter Grants Erlebnisse erinnern ein wenig an einen Sherlock Holmes, der gemeinsam mit Harry Potter einen Fall in London löst. Ben Aaronovitch kennt sich nicht nur in den von ihm beschriebenen Vierteln Londons aus und hat gewissenhaft deren geschichtliche und soziale Hintergründe studiert, um Hintergrundwissen über die Stadt und ihre Geschichte in die Handlung einzuflechten. Er gibt auch einen Einblick in die Polizeiarbeit der „Met“ – der Metropolitan Police, hinter deren Kulissen Leser durch die Augen von PC Peter Grant schauen dürfen. Was nüchtern und trocken sein könnte, beschreibt die sympathische Hauptfigur in seiner unvergleichlichen Ironie und sorgt damit für beste Unterhaltung auch jenseits der Auflösung des Kriminalfalls. Die Handlung nimmt im Verlauf der Geschichte einige interessante Wendungen und bietet damit Hochspannung bis zum Ende, doch ohne das Entsetzen eines Thrillers oder den geradlinigen Faden einer klassischen Kriminalgeschichte. Die mysteriösen Kulissen im Londoner Untergrund tun ein Übriges für ein durchweg fesselndes Buch.

„Ein Wispern unter Baker Street“ liest sich leicht und unterhaltsam. So leicht sich die Geschichte jedoch verschlingen lässt, so große Hochachtung gebührt Autor und Übersetzer für eine derart unterhaltsame Geschichte, gespickt von Witz und Situationskomik, ähnlich einer Sitcom (man kann sich mitunter nicht dagegen wehren, im Kopf das typische eingespielte Gelächter vom Band zu hören), doch auf eine wirklich gelungene Weise, die sich selten platten Humors oder plumpen Vergleichen bedient.

Eine hohe Authentizität erreicht der Autor durch seine Charaktere und ihre Ausdrucksweise, die sich nicht immer „political correct“ verhalten und ausdrücken, doch passen fragwürdige Ausdrücke und Sprüche immer zum Charakter, der sie von sich gibt. Es gibt keine „swear words“ und keine Gewalt um ihrer selbst willen, alles ist in den Sinn der Geschichte eingebettet. Die Charaktere sind so vielseitig und faszinierend wie eh und je: Da gibt es Molly, die etwas unheimliche stumme Haushälterin, deren kleines Geheimnis im zweiten Band offenbart wird und hier nicht verraten werden soll. Natürlich haben auch die Flüsse bzw. Flussgötter am Rand ihren Auftritt. Klar im Mittelpunkt stehen im letzten Viertel der Geschichte jedoch die Unterirdischen, über die hier kein weiteres Wort verloren werden soll, um die Spannung zu erhalten.

Übrigens: „Ein Wispern unter Baker Street“ ist der dritte Band der Reihe um Peter Grant und Nightingale. Zwar ist die Geschichte in sich abgeschlossen, doch ist es ratsam, mit dem ersten Band zu beginnen, denn dieser Band, wie auch der zweite, beziehen sich hier und dort auf ihre Vorgänger. Aaronovitch erklärt die wichtigsten Hintergründe, wie die Vestigia oder die magischen Formen, die Formae, doch hilft es dem Verständnis, die genaueren Erklärungen besonders des ersten Bandes zu lesen. Und eines ist klar: Auch dieser dritte Band lässt ein hohes Potenzial erkennen für viele weitere Bände mit unterschiedlichen übersinnlichen Fällen, die es unter Zuhilfenahme von Peters wachsendem magischen Können zu lösen gilt!

Fazit

Fesselnd, spannungsvoll und turbulent wie von Ben Aaronovitch gewohnt. Eine klare Empfehlung für London Fans und Liebhaber von Urban Fantasy!

Originaltitel
Whispers Under Ground
ISBN10
3423214481
ISBN13
9783423214483
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Taschenbuchausgabe
448 Seiten