Mein hungriges Herz

Autoren
Übersetzer
Andrea Springler
Verlag
Droemer Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Mein hungriges Herz”

Myriam ist um die vierzig und vor beinahe sechs Jahren aus ihrem geregelten Leben als Hausfrau und Mutter herausgefallen – aufgrund einer Affäre. Eine Zeit lang hält sie sich bei Zirkus einem über Wasser – als Köchin. Als der Zirkus aus Paris verschwinden muss, eröffnet Myriam mit Hilfe eines erschwindelten Bankkredites ein kleines Restaurant, welches sie auf den Namen Chez moi tauft. Eigentlich hat Myriam keine Ahnung, wie ein Restaurant zu betreiben wäre, also beschließt sie, einfach nur zu kochen, wie sie es auch für eine große Familie tun würde. Aber die Hürden für eine Restaurantbesitzerin sind gewaltig. Fast scheitert Myriam. Bis Ben in ihr Restaurant kommt und nicht nur beim Kochen und Kellnern, sondern auch bei der Buchhaltung hilft. Auch der Blumenhändler ist Vincent wird zuerst Gast und dann Vertrauter und Ratgeber in einer Person. Myriam steht nicht mehr allein da. In Rückblenden reflektiert sie dabei immer wieder ihr verloren gegangenes Leben. Vor allem schmerzt sie die fehlende Mutterliebe zu ihrem Sohn, die ihr eine Ohrfeige raubte. War diese Ohrfeige die Ursache für die ihre Affinität zu Oktave, der ein Freund ihres Sohnes war? Man weiß es nicht so genau. Und das Restaurant muss laufen. Die Gäste kommen und gehen und kommen immer wieder. Chez mois hat sich eine feste Kundschaft erobert, wozu der magische Ben nicht unwesentlich beitrug. Als eine Geschäftserweiterung – aus letztlich steuerlichen Gründen – ansteht, verliert Myriam die Lust an ihrem Restaurant. Soviel Ordnung wächst ihr über den Kopf. Und glücklicherweise ist ja auch ihr Lieferant aus Zirkuszeiten wieder aufgetaucht – der arabische Bauer Ali.

Wichtige Charaktere

  • Myriam, als Mutter und Restaurantbesitzerin
  • Ben, als ihr Angestellter und ihre Rettung
  • Ali, als Myriams Lieferant

Zitate

„Ein Gericht ist nur dann gelungen,wenn in ihm das Weiche und das Knackige, das Bittere und das Milde, das Süße und das Pikante, das Feuchte und das Trockene eine Verbindung eingehen, die von der Spannung der Gegensatzpaare lebt.“

„In dieser idealen Welt, wie ich sie mir vorstellte, war man niemandes Kind, genau wie manche Märchenhelden, die mich faszinierten, das sie obwohl sie ganz jung waren, nie ihre Eltern erwähnten.“

„Ich weiß nicht, wie ich mich, als Jugendliche von solchen Sehnsüchten erfüllt, ins enge Korsett der Ehe und das noch engere der Mutterschaft habe begeben können. Panik wahrscheinlich. Ich habe aufgehört, Sternschnuppe, Schwarm einer Verehrerschar oder austauschbar und unstete Gefährtin zu sein.“

„Ich wartete gewissenhaft und beharrlich auf die Rückkehr der Mutterliebe. Das raubte mir absolut alle Energie.“

„Es bedeutet, dass eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau wie ein Firmament ist. Manchmal blau, manchmal schwarz, bisweilen wolkig, sogar regnerisch, aber es ist immer dasselbe Firmament. Der Hass, den man für einen Menschen empfindet, den man geliebt hat, hat dem sonstigen Hass nichts gemein. Er wird von der alten Liebe gespeist.“

Persönliche Bewertung

'Iss mich' - Ein wunderbares Märchen über das Kochen, die Sinnlichkeit und die Mutterliebe.

5 von 5

In „Mangez moi“, so lautet der Originaltitel des Buches wird ein wunderschönes, fast zeitloses Märchen erzählt. In erstaunlich moderner Besetzung. Die Hauptdarstellerin ist um die vierzig Jahre alt und hat ihr altes Leben als Hausfrau und Mutter hinter sich gelassen. Dabei ist sie bei weitem nicht das Opfer, sondern die eher böse Hexe. Eine böse Hexe, die das Kochen und die Sinnlichkeit liebt. Die ihre dreiunddreißig Bücher liebt, und noch viele mehr gelesen hat, wenngleich sie sich niemals Autor und Titel merken kann. Die daran glaubt, dass das Leben mehr sein sollte als ein „gleichschenkliges Dreieck“, in dem man gefangen ist. Wenngleich sie nicht leugnet, dass es unglaublich anstrengend und erschöpfend ist, abseits der Norm zu leben. Aber auch Teil eines Dreiecks zu sein, ist erschöpfend und ermüdend – vor allem, wenn einem auch noch die Mutterliebe abhandengekommen ist. Aber genug von Myriam Ansichten über das Leben. Denn eines soll hier noch verraten werden, und das ist fast das Beste an diesem wunderbaren Büchlein – es endet nämlich wie ein Märchen, es gibt ein richtig schönes Happy End. Was nicht heißt, dass sich die böse Hexe, die sich eigentlich auch nicht war, etwa in eine in eine gute Fee verwandelt würde. Nein, sie verschwindet einfach – in eine andere Welt.
Anzumahnen ist nur der deutsche Titel des Buches. „Hungriges Herz“ scheint eine wenig passende Übersetzung für „Mangez moi“ zu sein, vor allem, wenn man bedenkt, dass Alice (im Wunderland) eine nicht unwesentliche Figur in diesem Roman ist. Und wenn man bedenkt, was alles passiert, wenn Alice der Aufforderung „Iss mich“ nachkommt, erscheint die Verzerrung, die durch den vom Verlag gewählten Titel entsteht, schon fast frevelhaft. Sie raubt dem ganzen Buch etwas was von seinem tatsächlichen Sinn.

Originaltitel
Mangez-moi
ISBN10
3426638339
ISBN13
9783426638330
Dt. Erstveröffentlichung
2008
Gebundene Ausgabe
330 Seiten