Letzte Nacht in Twisted River

Autoren
Übersetzer
Andree Hesse
Verlag
Diogenes Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
1 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
1 von 5

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Zusammenfassung zu “Letzte Nacht in Twisted River”

Dominic Bacialupo und sein Sohn Daniel leben in Coos County im Norden New Hampshires in einem kleinen Städtchen das hauptsächlich von rauen Flößer, Sägewerksarbeitern und deren Frauen besteht. Dominic führt ein Kochhaus, um die Arbeiter zu versorgen, der 12 jährige Daniel hilft ihm dabei. Unter den Arbeitern, zu denen der Koch über seine Arbeit hinaus sonst keinen Kontakt pflegt, ist auch Ketchum, ein großer, starker, bärtiger Mann, der auf direkte, auf rüde Weise seine Ansichten zu den Veränderungen die dem kleinen Ort widerfahren werden kund tut. Trotz seiner Art, die so gar nicht der des Kochs passt, verbindet die beiden eine enge Freundschaft. Auch den jungen Daniel hat der grobe Arbeiter ins Herz geschlossen.

Eines nachts hört Daniel Geräusche aus dem Schlafzimmer seines Vater und glaubt ein Bär habe sich ins Kochhaus geschlichen und kämpft mit seinem Vater. Er nimmt die große, schwere Pfanne von der Wand (die dort speziell zur Verteidigung hängt), läuft in das Schlafzimmer und erschlägt das was er für einen Bären hält. Es war aber die Köchin Indianer-Jane, die ein diskretes Verhältnis zu Dominic unterhielt. In Panik überlegt der Koch was er tun soll und beschließt den toten Körper der korpulenten Indianern beim so genannten Cowboy, dem Sheriff, in der Küche abzulegen. Jane lebte mit dem Sheriff zusammen, dessen gewalttätige und besitzergreifende Natur sie schon öfter zu spüren bekommen hat. Sie hoffen darauf, dass der Cowboy nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hat, glauben wird, dass er die Indianerin erschlagen habe. Trotzdem packen sie ihre Sachen und fliehen nach Boston, Dominics Gesburtsstadt. Damit beginnt ein Odyssee, in der Vater und Sohn mehr als einmal ihren Namen ändern und mehrmals umziehen, unter anderem in Iowa, bis sie schließlich nach Toronto, Kanada auswandern, um vor dem Sheriff zu fliehen. Auf jedem Abschnitt ihres Lebens schließen sie Menschen ins Herz und müssen sie doch wieder zurücklassen.

In dem seitenstarken Roman werden alle Episoden des Lebens von Vater und Sohn erzählt, dabei fließt nebenbei das zeitgenössische Geschehen der Vereinigten Staaten mit ein, beispielsweise leben sie mit Chinesinnen zusammen, die sich in der Nachkriegszeit darüber beklagen, dass manche sie für Vietnamesen halten und bedrohen. An einem früheren Punkt geht es um die Rekrutierung für die Army, der viele junge Männer zu entkommen versuchen. Das letzte Ereignis führt schließlich in die Gegenwart mit dem Einsturz des World Trade Centers.

Wichtige Charaktere

  • Dominic Baciagalupo
  • Daniel Baciagalupo
  • Ketchum

Interpretation

Der Roman ist sehr vielschichtig. Erst auf den letzten Seiten bekommt der Leser ein Bild davon, worauf die Geschichte wirklich aus ist. Die Zeitsprünge und die große Detailliertheit fordern viel Aufmerksamkeit. Obwohl das zeitgenössische Geschehen nur am Rande in die Erzählung ein zu fließen scheint, zieht sie sich wie ein roter Faden durch das Buch und die Bedeutsamkeit erschließt sich dem Leser erst gegen Ende des Buches. Es werden Bilder von Menschen gezeichnet, die in der Provinz als Arbeiter leben, in Boston ein Restaurant führen oder aus Asien eingewandert sind. Über die Verbindung zwischen Dominic und Daniel hinaus erfährt der Leser etwas über das Lebensgefühl der Menschen, darüber wie sich ihr Leben aus welchen Gründen heraus entwickelt hat. Ein anspruchsvolles Buch.

Zitate

„Beim Tümpel haben sich früher die Elche versammelt, und die Waldarbeiter kamen, um sie zu beobachten. Jetzt kommen die Elche nachts hierher und tanzen dort, wo der Tümpel war. Und wer von uns noch lebt- das sind nicht mehr viele-, der kommt um den Elchen beim Tanzen zuzusehen.“

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Leseprobe (PDF) beim Verlag

Persönliche Bewertung

Portrait der Vereinigten Staaten – eingebettet in die Lebensgeschichte von Vater und Sohn

4 von 5

„Letzte Nacht in Twisted River“ ist das erste Buch das ich von John Irving gelesen habe, mit einer gespaltenen Meinung dazu. Manche Episoden im Leben von Dominic und seinem Sohn sind durch die subjektive, zeitgenössische Portraitierung der Vereinigten Staaten unterhaltsam geschrieben. An vielen Stellen tauchen jedoch ewig lange Beschreibungen von Straßen, Häusern, Orten etc. auf, die ich irgendwann einfach übersprungen habe, weil sie die Geschichte zu zäh werden lassen.

Originaltitel
Last Night in Twisted River
ISBN10
325706747X
ISBN13
9783257067477
Dt. Erstveröffentlichung
1993
Gebundene Ausgabe
736 Seiten