Die Liste

Autoren
Übersetzer
Bea Reiter
Bernhard Liesen
Imke Walsh-Araya
Verlag
Heyne Verlag

Zusammenfassung zu “Die Liste”

Nach seinem mäßig erfolgreichen Publizistik-Studium, nimmt Willie Traynor einen Job bei der Provinzzeitung „Ford County Times“ an. Obwohl die Zeitung alles andere als gut läuft, beschließt Willie sich die Chance nicht entgehen zu lassen als bald darauf die ganze Zeitung zum Verkauf steht. So kommt es das die „Ford County Times“ einen neuen Besitzer und die dazugehörige Kleinstadt Clanton einen neuen Bürger hat.

Eine Weile benötigt Willie Traynor bis er das Misstrauen der Bürger von Clanton überwunden und sich in seiner Rolle als Chefredakteur und Eigentümer der Zeitung eingelebt hat. Doch bald hat er sich an sein neues Leben gewöhnt und auch mit der Zeitung geht es bergauf.

Das Chaos beginnt als plötzlich ein grausamer Mord begangen wird.
Der Täter ist schnell ausfindig gemacht und es bestehen keine Zweifel an seiner Schuld. Es gibt nur ein Problem: Der Mörder Danny Padgitt ist Mitglied der mächtigen Padgitt-Familie, die das ganze County durch Korruption und andere illegale Geschäfte unter Kontrolle hat. Als der Prozess beginnt, schaut die ganze Stadt gespannt zu – und mittendrin Willie Traynor, der trotz Drohungen unerschrocken und ungeschönt über den Prozess berichtet.

Kurz bevor sich die Jury zur endgültigen Urteilsberatung zurückzieht, geschieht das unvorstellbare: Danny Padgitt droht den Jurymitgliedern für den Fall seiner Verurteilung mit tödlicher Vergeltung. Eine Drohung, die das Leben in Clanton verändern und noch Jahre danach Auswirkungen haben wird. Und auch bei diesen Prozess-Folgen ist Willie Traynor immer ganz vorne mit dabei.

Wichtige Charaktere

  • Willie Traynor
  • Callie Ruffin
  • Danny Padgitt
  • Lucien Wilbanks
  • Harry Rex
  • Baggy Suggs

Zitate

„‚Man brachte Danny Padgitt mit Handschellen und in einem neuen orangefarbenen Overall herein. Alle blickten mich an. Die Macht der Presse hatte eine Veränderung bewirkt. ‚Das ist eine Falle‘, flüsterte Baggy.
‚Was?‘
‚Sie wollen, dass wir ein Foto von Danny in seinem niedlichen neuen Outfit bringen. Dann kann Wilbanks zum Richter rennen und behaupten, die Jury sei wieder mal durch die Häftlingskleidung beeinflusst worden. Fallen Sie bloß nicht drauf rein.‘
Wieder war ich über meine Naivität entsetzt. Wir hatten Wiley zum Gefängnis geschickt, wo er Padgitt erneut fotografieren sollte, wenn dieser abtransportiert wurde. Vor meinem geistigen Auge sah ich ein großes Foto auf der Titelseite, das ihn in dem orangefarbenen Overall zeigte.
Lucien Wilbanks trat durch eine Tür hinter dem Richtertisch in den Saal. Wie üblich wirkte er zornig und verwirrt, ganz so, als hätte er gerade bei einer Auseinandersetzung mit dem Richter den Kürzeren gezogen. Er ging zum Tisch der Verteidigung hinüber, knallte seinen Notizblock hin und ließ den Blick über die Zuschauer schweifen, um ihn schließlich auf mir verweilen zu lassen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und er biss die Zähne zusammen. Auf mich wirkte er so, als würde er gleich über die Schranke springen und sich auf mich werfen. Jetzt wandte sich auch sein Mandant suchend um. Irgendjemand zeigte auf mich, und Mr Danny Padgitt funkelte mich an, als hätte er sein nächstes Opfer auserkoren. Ich bekam kaum Luft, versuchte aber Ruhe zu bewahren.
In der ersten Reihe hinter dem Tisch der Verteidigung saßen mehrere Padgitts, alle älter als Danny. Auch sie starrten mich an, und ich hatte mich noch nie so verletzlich gefühlt. Dies waren gewalttätige Männer, die nichts als Verbrechen, Einschüchterung, Körperverletzung und Mord kannten, und ich saß im selben Saal mit ihnen, während sie sich ausmalten, wie sie mir die Kehle durchschneiden konnten.'“

Persönliche Bewertung

Eine typisch spannende Grisham-Geschichte über Mord, Korruption, Kleinstadtdenken und Gerechtigkeit

4 von 5

„Die Liste“ ist ein Roman, wie man ihn von John Grisham erwartet. Schon die Themen sind typisch „Grisham“: Verbrechen, Korruption in Politik und Justiz, die Apartheid, die um 1970 noch allgegenwärtig im Süden der USA zu spüren ist. Und mittendrin ein einzelner Zeitungsreporter, der für Gerechtigkeit kämpft.

Der Schreibstil ist passend prägnant – keine unnötigen Ausschweifungen, aber auch nicht so knapp gehalten, dass der Leser allein mit dem bloßen Inhalt der Geschichte dastehen würde. Eben ein Grisham-Roman. Gerade der Protagonist, der das Geschehen aus der Ich-Perspektive schildert, ist vielseitig und tiefschichtig beschrieben. Ein Mensch, der nicht nur sympathische Seiten hat und gerade deswegen so authentisch wirkt. Aber auch die anderen Charaktere lernt der Leser gut kennen – manchmal wohl besser als man es in der Realität tun würde.

Das Buch ist in die Zeit während des Prozesses und die Zeit nach dem Prozess geteilt, was dazu führt das die Spannung nicht durchgehend gleich hoch ist. Trotzdem kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Das Buch lässt sich in einem Fluss durchlesen, man genießt die kurze Zeit Alltagsleben mit dem Protagonisten sogar. Im Laufe der Geschichte bringt Grisham an vielen Stellen mal mehr mal weniger subtil Kritik an der Praxis des amerikanischen Justizsystems an. Auch die übliche Prise Gesellschaftskritik fehlt nicht und macht dieses Buch besonders lesenswert.

Fazit

Für Grisham-Fans ist „Die Liste“ ein Muss – und auch für alle anderen Liebhaber spannender (Justiz-)Romane ist es empfehlenswert!

Originaltitel
The Last Juror
ISBN10
3453430980
ISBN13
9783453430983
Dt. Erstveröffentlichung
2005
Taschenbuchausgabe
480 Seiten