Die Kathedrale der Erinnerung

Das geheime Leben des Leonardo Da Vinci

Autoren
Verlag
Gustav Lübbe Verlag
Anspruch
2 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
2 von 5
Spannung
2 von 5

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Wichtige Charaktere

  • ein fiktiver Leonardo da Vinci
  • die Zeit der Medicis in Florenz
  • Ginevra, die Geliebte Leonardos
  • Simonetta, die Geliebte und Schwester im Geiste
  • Machiavelli, Freund und Lehrling
  • eine fiktive Reise in den Vorderen Orient

Inhaltsangabe

Leonardo da Vinci ist ein alter sterbender Mann und flüchtet sich in seine „Kathedrale der Erinnerung“, dabei nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch sein Leben. Zuerst entführt er uns in das Florenz zur Zeit der Medicis. Der junge Leonardo feiert Erfolge, findet Anerkennung als Künstler und Freigeist, sogar am Hof der Medicis. Selbst in der Liebe scheint ihm das Glück, nach anfänglichen Verwicklungen, hold zu sein. Eine böse Verleumdung macht all dem ein Ende? Leonardo wird der Päderastie, der Unzucht mit Knaben, bezichtigt. Die Anschuldigen erweisen sich als haltlos, aber die Schande bleibt, auch der verehrte Vater bricht den Kontakt ab. Leonardo flieht in den Vorderen Orient und stellt sein Können in den Dienst der kriegslüsternen Sultane (Kalif Ka`it Bay). Beim Konstruieren und Testen seiner zerstörerischen Maschinen, das sind beispielsweise Panzerwagen, kugelförmige Projektile gefüllt mit Schießpulver und Schrot, sowie schwefelgefüllte Gasprojektile, verstrickt er sich in tiefste Schuld, die ihn auf seinem Totenbett einholt.

Zitate

„Der Tod streckte die Hand nach dem Tode aus, nach Leonardo, der in sich schaute, in seine Erinnerung, in das große Bauwerk, die Kathedrale seiner Erinnerung, die schwerelos und durchscheinend vor ihm in der Luft zu hängen schien wie die Sternbilder des Himmels. Und Leonardo erinnerte sich – erinnerte sich an das, was Sankt Augustinus die drei Zeiten genannt hatte: die Gegenwart des Vergangenen, die Gegenwart des Gegenwärtigen und die Gegenwart des Zukünftigen – lauter Räume und Galerien, ein Labyrinth von Kapellen und Apsiden, der Stoff der Erinnerung.“

Persönliche Bewertung

Fiktiver Historienroman mit schwachem Handlungsbogen

2 von 5

Ein absolut fiktiver Historienroman mit schwachem Handlungsbogen, in den reichlich Sex, Crime, Kriegsspielzeug und Kriege gepackt wurden.

Fazit

Erwartungsfroh schlägt der historisch interessierte Leser das Epos über das Leben des Leonardo da Vinci auf, verspricht doch der Klappentext, dass der Autor Jack Dann weiß, worüber er schreibt, handelt es sich doch bei ihm um einen graduierten Soziologen/Politologen, der ganze sechs Jahre für dieses Buch recherchierte. Die ersten 200 Seiten entführen historisch korrekt in das Florenz um 1470 herum, wenngleich man wenig soziologisch, historisch fundierte Beschreibung findet, dafür jedoch reichlich Sex, Orgien, verzehrende (Liebes)-Sehnsüchte, Hexerei, die Pest und Beschreibungen von Massenhysterie. Natürlich gibt es auch ein gescheitertes Flugexperiment. Richtig kurios wird die Handlung, als Leonardo in den Vorderen Orient aufbricht. Von da an ist die Geschichte reine Fiktion. Da Leonardos Job nun darin besteht, die Verwirklichung und den Einsatz der von ihm entworfenen Kriegsgeräte zu überwachen wird es actionreich, intrigant und blutrünstig, wobei der Sex natürlich nicht fehlen darf. Und dann ist plötzlich Schluss. Nun ist Leonardo da Vinci wohl nie im Vorderen Orient gewesen, auch ist unklar, ob er heterosexuell war, was wiederum bedeutet, dass der größte Teil dieses Romanes der Fantasie des Autors entspringt – womit das Epos zumindest als historischer Roman recht wertlos ist. Da auch die in seltsam unscharfer Sprache geschriebene, von Sex & Crime & War nur so wimmelnde Handlung nicht überzeugt, bei Licht betrachtet sich eher auf billigstem Groschenromanniveau befindet, bleibt festzuhalten, dass „Die Kathedralen der Erinnerung“ ein ausgesprochen halbgares Machwerk ist: weder Roman, noch Biografie und erst recht kein Krimi. Da auch der Schreibstil nicht überzeugt, ist das Buch nicht mal als Urlaubslektüre zu empfehlen.

Originaltitel
The Memory Cathedral. A Secret History of Leonardo da Vinci
ISBN10
3404145976
ISBN13
9783404145973
Dt. Erstveröffentlichung
1996
Taschenbuchausgabe
734 Seiten