Der goldene Zug

Autoren
Übersetzer
Friedrich Griese
Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Anspruch
3 von 5
Humor
2 von 5
Lesespaß
2 von 5
Schreibstil
2 von 5
Spannung
3 von 5

Bei Amazon ansehen

Zusammenfassung zu “Der goldene Zug”

Frühjahr 1918 in Russland. Der Bürgerkrieg ist in vollem Gange. Der Zar wird ermordet und übrig bleibt das Zarengold, so um die 500 Tonnen. Lenin und Dserschinski beschließen, dieses Gold in einen Zug laden zu lassen und den Zug in sichere Gebiete zu bringen, damit es am Ende, wenn die Macht gewonnen ist, der Revolution dienen kann. Verantwortlich für den Transport des Goldes ist Iwan Kaschedub. Mit an Bord, die wunderschöne und verführerische Polin Wanda, die sehr schöne Jüdin Salomea und als Maschinist der Chinese Li Tian. Aber der Goldzug bleibt nicht lange ein Geheimnis und weckst allerorten Begehrlichkeiten – bei den Weißen ebenso wie bei den Japanern und sicher auch allen anderen, die sich so in Russlands bürgerkriegsgeschüttelten Weiten herumtreiben. Und natürlich sind auch alle mitfahrenden Hauptpersonen nicht das, was sie zu sein vorgeben. Aber lange Zeit geht alles gut und die Bewohner des Goldzuges führen ihr eigenes Leben in dem recht luxuriös ausgestatteten, mit 26 Wagen Gold behangenen Zug, der quer durch das von der Revolution gebeutelte Russland rollt.

Der Schreibstil des polnischen Autors Bujko orientiert im Groben an den großen russischen Erzählern. Im Vordergrund steht das Erleben der Personen, dass in die großen tragischen historischen Ereignisse eingebettet wird. Garniert wird hier mit reichlich Sex und Leidenschaft, dazu gibt es ein paar pseudo-tiefsinnige Betrachtungen über das Leben und häufig kommt es zu Exekutionen oder ähnlichen Gewalttaten. Das große Weltgeschehen kommt ebenfalls nicht zu kurz. Die groben Frontverläufe über die zwei Jahre, während der der Goldzug Richtung Kasan rollt, werden dargestellt. Koltschak, Lenin, Zar Nikolaj, und etliche andere historische Größen haben Gastauftritte. Am Ende wird das Gold verteilt und die Mitreisenden verstreuen sich in die ganze Welt.

Wichtige Charaktere

  • Iwan Kaschedub
  • die Polin Wanda Laudowska
  • die Jüdin Salomea Szlifersztajn
  • der Chinese Li Tian

Zitate

„Er begriff allmählich, und er hatte überhaupt nichts gegen Salomea, sondern nur gegen diese ewig sich wiederholenden geschichtlichen Mechanismen der Macht. Sogar er selbst hatte ja schon Geschmack daran gefunden, Macht über andere praktisch auszuüben. Im Moment war er praktisch Herr über Leben und Tod eines jeden hier, der nicht bessere Beziehungen zum Kreml hatte als er selbst. Er hatte von dieser Macht ja schon Gebrauch gemacht. Es hatte funktioniert.“

„Diese Bekanntschaft war ein einziger emotionaler Albtraum für Iwan gewesen, der, völlig ahnungslos hinsichtlich der Möglichkeiten, einen anderen Menschen zu manipulieren, in die Fänge eines sexuell unbefriedigten Mädchens mit übertriebenen Ego geraten war.“

„Dann verdiene ich etwas mehr Engagement deinerseits beim Berühren. Gib dir Mühe! Du machst es zu mechanisch. Stell dir vor, dass du auf mir spielst wie auf einem zerbrechlichen, aber sensiblen und technisch anspruchsvollem Instrument. Da darf man zum Beispiel nicht die ganze Zeit bei einem Tempo bleiben, wie du es seit fünf Minuten machst. Da muss man abwechselnd rallentando und accelerando spielen. Dynamische Differenzierungen sind unentbehrlich. Überhaupt muss man mit mehr Herz zur Sache gehen. Ein Mädchen ist doch das schönste Instrument! Und dann könntest du auch öfter deine Finger befeuchten, denn du bereitest mir nicht nur Vergnügen, sondern auch Schmerzen. Muss ich, deine fleißigste Schülerin, dir das beibringen?“

Links

Leseprobe

Trailer zum Buch

Persönliche Bewertung

Zusammenhangloses Historiendrama mit pornografischer Note

2 von 5

Ein wahrhaft erschütterndes Buch! Erschütternd, weil es sicher eine echte Meisterleistung ist, ein derart großartiges Thema dermaßen zu zerstören. Sicher hat Bujko, ein polnischer Geisteswissenschaftler, so einiges an Zeitgeschehen für diesen Roman recherchiert, nur leider geht ihm jede schriftstellerische Begabung ab. Über viele Seiten hat man das Gefühl, in einem Softporno gelandet zu sein. Das ist der Rezensentin in noch keinem Historienroman passiert. In einem Softporno, dem zudem auch noch jedwede Erotik abgeht. Aber das wäre ja vielleicht noch verzeihlich, wenn die platten pornografischen Darstellungen dazu dienen würden, die Handlung zu illustrieren. Aber es gibt gar keinen Handlungsbogen. Der Autor klatscht Szene an Szene und vergisst schlicht die Zusammenhänge zu erläutern. Selbst grundlegende historische Fakten erschließen sich nicht unbedingt, beispielsweise ist der Rezensentin die Rolle der Tschechen bis zum Schluss nicht klar geworden. Und auch die einzelnen Personen entwickeln sich gar nicht. Sie kopulieren oder sterben. Das war es! Aber vielleicht waren die Zeiten damals ja so. Am Ende verbleibt das Gefühl, einen wirklich schlecht gemachten Schundroman konsumiert zu haben. Weitergelesen hat man nur in dem ungläubigen Erstaunen darüber, wie jemand so etwas fabrizieren kann. Und natürlich immer in der Hoffnung, dass die nächste Seite die Erlösung bringen würde. Was sie nicht tat, bis zum bitteren Ende nicht.

Fazit

Zusammenhangloses Historiendrama mit pornografischer Note. Schlechtes Groschenromanniveau ganz breit ausgewalzt.

Originaltitel
Złoty pocia̜g
ISBN10
3423246308
ISBN13
9783423246309
Dt. Erstveröffentlichung
2007
Taschenbuchausgabe
536 Seiten